Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „Umgang mit überforderten Spielern?“

    Person B antwortete : bislang Siedler und Zug um Zug und Agricola.

    Grand Austria Hotel gewählt, das war drei Spielklassen zu hoch angesetzt.

    Agricola war/ist ein Spiel, dass viele Spieler spielen, die sonst eher leichte Kost bevorzugen - das war einfach eine Zeitlang total in und wurde daher auch mit Leuten gespielt, die ansonsten bei dem Regelumfang müde abwinken würden. Es hilft natürlich auch, wie thematisch man Agricola erklären kann, und wie sehr es sich wie eine Sandbox spielt. In meiner aktiven Spieltreffzeit kamen viele Spieler mit einer Liste wie Siedler/ZuZ/Thurn und Taxis/Agricola, da wusste ich dann schon, dass ich die Komplexität von Agricola rausmendeln muss.


    In den letzten Jahren gibt es das in meinem Umfeld auch mit TfM und Scythe, beides spielen Spieler:innen, die sonst komplexere Titel nicht mit der Kneifzange anrühren würden.


    Generell bin ich übrigens auch skeptisch, ob man unbedingt versuchen muss, alle Menschen an komplexere Spiele heranzuführen. Viele Spieler:innen fühlen sich in einer bestimmten Komplexitätsschiene wohl und spielen da gerne mit, und haben auch gar kein Verlangen nach einem Kanban, nichtmal nach einem Flügelschlag. Und das ist ja auch völlig okay so. Gerade in Spielen mit geringerer Komplexität werde ich von solchen Spielern immer wieder geschlagen, gerade weil die die dann besser durchdringen als ich es je könnte.

    Ich finde es aber auch immer erstaunlich, wo und vor allem wie individuell da die Grenzen jeweils verlaufen.

    Es ist auch erstaunlich wie bei manchen Spielen, Spieler dann weit oberhalb ihrer "Gewichtsklasse" boxen. Vor allem TfM und Arche Nova fielen mir in der Hinsicht auf

    Ja, sowas meine ich. Ich hab da aktuell zwei Kandidaten: einen Mitspieler der am liebsten nur ultra-Schwergewichte spielen will und alle Lacerdas besitzt, dann aber bei den dafür vereinbarten Spieleterminen viel zu groggy ist um sie auch sinnvoll zu spielen, so dass wir in 9 von 10 fällen bei Maximal Kennerspielen landen. Immer ärgerlich, wenn ich dann eigens spielregeln vorbereitet habe, daher sage ich jetzt immer wenn er was spielen will muss er die Regeln lernen. Das führt aktuell dazu dass wir uns kaum noch sehen.

    Auf der anderen Seite dann eine Mitspielerin, die Spiele dann mag wenn sie eine Siegstrategie in der ersten Partie für sich erkennt. Das Spiel kann noch so komplex sein, solange sie für sich in der Erstpartie einen Pfad sieht ist es für sie gut. Wenn sie aber - und das kann auch bei ganz einfachen Familienspielen passieren - in der ersten Partie überhaupt keinen Erfolg erzielt, ist das Spiel für sie gestorben. Es lässt sich aber kaum Vorhersagen wann das jeweils der Fall ist.

    Ich denke auch dass vorzeitig abbrechen die richtige Entscheidung wäre. Haben kürzlich versucht mit Nachbarn Viticulture zu spielen. Deren Vorkenntnisse waren Pandemic, Azul, Codenames. Da dachte ich, dass Vitculture noch okay wäre von der Komplexität und vor allem dachte ich es holt sie thematisch ab. Bei der Regelerklärung wurde schon aufs Handy geguckt und da hatte ich eigentlich keine lust mehr. Die Aufmerksamkeitspanne ist bei wenig / Gelegenheitsspielern doch recht gering, wenn Regelerklärungen die 5 Minuten-Marke sprengen. Wir haben dann eine Runde Codenames gespielt obwohl ich solche Spiele hasse :lachwein:

    wobei pandemic da ja fast schon rausfällt, das erklärt man ja nicht in 5 Minuten. Aber klar, viticulture ist da ne Schippe drauf. Ich finde es aber auch immer erstaunlich, wo und vor allem wie individuell da die Grenzen jeweils verlaufen.

    Das habe ich selbst auch schon einige Male erlebt

    Du wurdest schon mehrmals gefragt?

    Ich meinte zwar als Erklärer erlebt, aber klar ist mir das auch schon passiert. Kann verschiedene gründe haben: Ein lustloser oder miserabler Erklärer, der das Spiel selbst nicht gut kennt; aber natürlich auch ein Spiel das mich überfordert hat. Mit 14/15 war ich nicht in der Lage, den Bewegungsmechanismus von Star Force Alpha Centauri nachzuvollziehen. In meiner RPG-Phase hat mich Hero System total überfordert, ich bin in die extrem Interdependenten Regeln nicht reingekommen. Und es gibt eine ganze Reihe von Brettspielen die mir keinen Spaß machen weil ich z.b. nicht dreidimensional genug denken kann um sie gut zu spielen. Klinik geht noch gerade so, Saloon Tycoon ist eine Herausforderung, aber bei Hive, Santorini oder jüngst noch eidfall Chronicles verliere ich mangels Begabung schnell die Lust am Spiel.

    Wenn es wirklich keine analyse-paralyse ist, sondern tatsächliche Überforderung, würde ich - wenn der Spieler das wünscht - die Partie durchziehen, vielleicht zwischendrin Mal fragen ob wir abbrechen sollen, wenn das nicht zu unhöflich wirkt. Das habe ich selbst auch schon einige Male erlebt, dann weiß man das und sucht entweder weniger komplexere titel raus oder "verschiebt" die Person mit freundlichen Worten in die Gelegenheitsspielerrunde.


    Ich finde das manchmal schwer von AP zu trennen. Da darf man nach einiger Zeit ruhig mit der Schachuhr um die Ecke kommen...