Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „19.06.-25.06.2023“

    Die zwei Spieleabende diese Woche waren vom nahenden Urlaub geprägt und beide in Kleinbesetzung zu dritt, mit Aleo und Momo95 . Gespielt wurden:


    #CouncilofShadows Ich hatte eine "Testpartie" gespielt als es rauskam, mit - wie ich jetzt weiß - z.T. selbsterfundenen Regeln um das Spiel zu verkürzen, und danach wenig Lust gehabt es nochmal zu spielen. Aber, wie schon so oft bei öffentlichen Spieletreffs: Vom eigentlichen Spiel war da nicht mehr viel übrig geblieben. Vorgestern also die erste richtige Partie. Das Spiel macht auf dem Tisch schon einiges her, gerade vor dem Hintergrund dass es von Alea stammt. Vom Thema merkt man dann aber beim Spielen nicht mehr allzuviel, ich verbrauche Energie auf einer Leiste und versuche diese mit Produktion anderer Energie auf einer zweiten Leiste wieder einzuholen - berühren sich die Leisten zum dritten Mal, löst dies das Spielende aus. Nichts an dem Spiel ist so richtig originell, den Kartenauslege- und -aktiviermechanismus hat man so oder so ähnlich schon mehrfach gesehen, auch das "Leistenrennen" kommt einem nach Rajas und Arche Nova nicht mehr so richtig neu vor. Aber insgesamt ist Council ein gutes Spiel mit viel Optimierungspotential, das ein wenig wie Tapestry wahrscheinlich exponentielle Punktesteigerungen in den Folgepartien vermuten lässt. Spaß hat's gemacht, mein neues Lieblingsspiel wird es nicht, aber ich spiele es gerne wieder mit.


    #CarsonCity kommt viel zu selten auf den Tisch, also feiere ich es natürlich sehr, wenn sich doch mal die Gelegenheit ergibt es zu spielen - und es tatsächlich zum allerersten Mal gewinnen zu können war auch nett nach all den Jahren. Aleo spielte hier viel zu defensiv, er hätte das Spiel wahrscheinlich locker gewonnen, wenn er seine heftige Revolverübermacht am Ende für ein paar feindliche Übernahmen genutzt hätte. Momo95 hatte das Spiel in der ersten Runde noch nicht ganz überblickt (kein Wunder), dann aber massiv aufgeholt. Insgesamt ist Carson City mit seinem "Worker Shootout" (man kann die Cowboys des Anderen von den Einsatzfeldern per Shootout vertreiben) ein ebenso genialer wie bösartig interaktiver Euro, in dem zwei spielerische Welten aufeinander prallen: Das Plättchenlegen ist noch gewöhnlicher Gewinnoptimiereuro, aber das ständige Umlauern und Bedrängen und die Gefahr, durch Überfälle um das halbe Geld gebracht zu werden, bringen eine deftige Note negativer Interaktion mit rein, die man erstmal mögen muss. Zum allerersten Mal ist mir der Teach leicht gefallen (auch weil die Anleitung der Big Box hundertmal besser geraten ist als die Originalanleitung), aber die Komplexität der Abläufe (die z.T. ja schlicht unberechenbar sind) lässt - um es mit Wittgenstein zu sagen - den Spaten meines Denkens immer wieder auf sandigen Grund stoßen. Ohne Kopfschmerzen werde ich wohl nie eine Partie dieses Spiels beenden, und trotzdem liebe ich es wirklich sehr.


    #Revive liegt mir spielerisch fast schon zu sehr - ich empfinde das Spiel eher als netten Zeitvertreib denn als wirkliche spielerische Herausforderung, was mein Interesse jetzt schon in der zweiten Partie etwas ermüden lässt. Es ist eine gut geölte Maschine, die man sich da zusammenbaut, und wenn sie einmal läuft geht das Spiel sehr schnell zuende. Diesmal hatte ich extremes Glück mit sehr gut ineinander greifenden grauen Karten, und konnte so eine Art Ressourcenimperium aufbauen, ohne dem eigentlichen Spielplan noch allzu viel Beachtung zu schenken (am Ende hatte ich nur 4 Häuser gebaut und ein Männchen entsandt). Revive ist mir fast zu belohnend, es greift alles so ineinander, dass man eigentlich so richtig nichts falsch machen kann. Nettes Spiel, aber muss ich - auch angesichrs des imho überzogenen Preises - nicht selbst haben.


    #Seeland Ohje, da hatte ich Aleo quasi noch vor Spielbeginn verloren, dem gefiel so gar nichts an diesem alten Kiesling/Burckhardt-Familienspiel rund um Rondelle und Plättchenlegen. Ich finde es nach wie vor eine reizvolle Aufgabe, meine Mühlen rechtzeitig auf den Plan zu bringen und ungenutzte Chancen für viele Punkte zu finden - auch das fast immer plötzliche Spielende ist hier keine Strafe, sondern ein Damoklesschwert, das man von weiter Ferne schon sehen kann. Mir gefällt's, aber ganz offenkundig kein Spiel für jedermann.


    #BlueLagoon ...und hier hatten wir dann "ein Plättchenlegespiel zuviel" für Momo95 , dem Knizias Melange seiner älteren Plättchentrilogie nicht wirklich mundete, auch wenn er es gewann. Blue Lagoon wird bekanntlich zweimal direkt hintereinander gespielt, wobei die erste Runde die Vorbereitung für die zweite Runde darstellt. Aleo haute hier in der zweiten Runde richtig rein und holte bei fast 40 Punkten Rückstand noch auf 9 Punkte zum Führenden auf, eine wirklich beeindruckende Leistung. Ich wurde - wie sich das gehört - gnadenlos abgeschnitten und kam diesmal überhaupt nicht ins Spiel. Blue Lagoon kann einen mit seinen 8 Wertungen für ein Familienspiel schon ganz schön fordern, und der Kleinkrieg um Inseln ist auch gar nicht so familientauglich - ich fürchte, das Spiel wird in der Hinsicht oft unterschätzt. Trotzdem würde ich aktuell auch lieber einen der belohnenderen Knizias wie Babylonia spielen, oder gleich Euphrat und Tigris.


    Ich danke wieder einmal beiden Mitspielern und werde die Spielerunde in den nächsten Wochen ziemlich vermissen!

    Natürlich war das vereinfacht dargestellt. Wenn jeder Unlock-Fall konstant die gleiche Bewertung hätte, passt der Satz ja auch. Ich wollte nur mit etwas Augenzwinkern darstellen, dass man von nur zwei bekannten Punkten einer Funktion diese nicht wirklich gut interpolieren kann. Also von nur zwei Fällen auf die gesamte Unlock-Reihe zu schließen, halte ich für zu kurz gedacht.


    Gruß Dee

    Ich gebe ja auch keine allgemeingültige Wertung ab, sondern nur meine Meinung wieder. Mich hat die Jury dazu gebracht unlock eine zweite Chance zu geben, und ich ziehe da eher das enttäuschte Fazit dass mir da zuviel versprochen wurde. Mag sein dass zwischendurch andere fälle besser wären, aber dann sollen die auch den Sonderpreis bekommen. Habe heute den Pandemie-Fall solo gespielt, der war sicher nochmal deutlich komplexer und hatte ein paar gute Ideen, aber am Ende ist mir das auch als narrative Alternative zu Exit noch zu wenig Fleisch auf den Rippen. Aber nochmal, das ist meine Einschätzung.

    Lies dir am besten die Begründung der Jury durch: https://www.spiel-des-jahres.d…e/unlock-game-adventures/

    Naja, das ist genau das, was im Livestream schon gesagt wurde, überzeugt mich aber jetzt, nachdem ich es gespielt habe, nicht wirklich - so groß ist die Innovation zwischen dem allerersten Unlock und den Game Adventures wirklich nicht (das sind auch die einzigen beiden, die ich kenne). Will sagen: Ich kenne die Argumentation der Jury, finde sie aber angesichts des Spielerlebnisses sehr schwach.

    Ich bin letzte Woche nicht mehr zum Nachtragen gekommen, gespielt wurden da:


    #UnlockGameAdventures Mit den Kindern die ersten beiden Abenteuer gespielt. ZuZ ist wirklich einfach gehalten, Mysterium schon deutlich anspruchsvoller und hat den 8-jährigen dann auch überfordert. Es ist erstaunlich, was man mit den begrenzten Mitteln des Systems mittlerweile so rausholen kann, aber den Sonderpreis verstehe ich ehrlich gesagt trotzdem nicht - das ist immer noch das alte Unlock-System mit ein paar zusätzlichen Einfällen, wirklich viel wird z.B. aus der App dabei nicht herausgeholt. Hier scheint mir die Metaebene für den Preis wichtig gewesen zu sein, dass drei bekannte Spiele abgefeiert werden. Spaßig, aber zum Kauf weiterer Unlock-Sets bringt mich das nicht.


    #ZocknRoll Eines dieser Lieblingsspiele anderer Spieler, wo ich schulterzuckend beisitze und mir denke: Na, geht schon vorbei. Harmlose Kniffelvariante mit abwischbaren Boards und einem Hauch von Bluff, die mir mittlerweile nichts mehr gibt, aber eben andauernd eingefordert wird.


    #MountainGoats Japp, ich hab's endlich getan. Negativer Ersteindruck: Das Spiel belegt den 5fachen Platz des Originals (Level X) und es dauert gefühlt doppelt so lange es aufzubauen. Aber gut, wenn man es dann spielt, sind die ziemlich großen Bergzieples schon sehr niedlich, den Kindern hat es so auch besser gefallen, obwohl sich ja regeltechnisch nichts geändert hat. Am Ende nette Aussage des Achtjährigen: "Da lernt man ja Mathe!" Und da er Mathe mag, ist das ein riesiges Kompliment.


    #Hitster kam gleich in zwei Runden auf den Tisch. Ich ging fest davon aus, dass ich nicht genug Titel kenne um da erfolgsversprechend mitzuspielen, stelle dann aber doch fest, dass sich viele, allzuviele 1980er-Synthie-Hits für immer in meine Hirnwindungen gegraben haben - so bis 1995 kann ich da gut mitspielen, danach ists dann nur noch raten. Wie man aber noch nie "Ganz Paris träumt von der Liebe" gehört haben kann, ist mir ein Rätsel :). Insgesamt schönes Spiel, aber effektiv wirklich nur Anno Domini mit Musik und als Spielprinzip jetzt echt keinen Preis wert, auch wenn es viel Spaß gemacht hat.


    #ViticultureWorld Dann doch endlich mal geholt, und tatsächlich behebt das kooperative Spiel mein Hauptproblem mit Viticulture, die Wankelmütigkeit des Kartenziehglücks - jetzt hilft es ja allen. Ich mag die Ideen, die hier eingeflossen sind, sehr; das Augenmerk liegt jetzt auf Punkteoptimierung, und um es zu schaffen, dass wirklich alle Spieler 25 Punkte und 10 Ruf nach sechs Runden erreichen, muss man sich schon ordentlich ins Zeug legen. Die Erweiterung ist keinesfalls für Neulinge des Spiels geeignet (oder man sollte gemeinsam entscheiden, dass es 20 Punkte auch tun für die ersten Partien), im Gegenteil sie ist bockschwer. So richtig kann ich mir nicht vorstellen, wie hier ein Alphaspieler agieren soll, aber ich will das Spiel auch nie in ganz großen Gruppen spielen, das würde glaube ich arg zäh. In jedem Fall kann ich Spielern, für die Viticulture sich etwas verbraucht hatte, die Erweiterung wirklich empfehlen - sie stellt definitiv eine neue Herausforderung dar, die nur mit guter Kenntnis des Spiels bewältigbar wird.


    #LorenzoderPrächtige fällt genau in meine Spieleabstinenz 2016/2017 und wurde daher von mir bisher nie gespielt, jetzt also nachgeholt. Und was soll ich sagen: Ein fantastischer Worker-Placer mit hohem Interaktionsgrad und viel Varianz durch die Kirchenleiste, bei dem die Spielerreihenfolge von großer Wichtigkeit ist, den man aber auch unbedingt asymmetrisch zu den anderen spielen muss - der Titel könnte heute so erscheinen und wäre immer noch anspruchsvoll und extrem eng. Dabei war schon 2016 nichts an Lorenzo wirklich originell, man erkennt die Mechanismen von vielen verschiedenen Spielen, die hier zusammengebacken wurde, zwar alle wieder, aber gemeinsam ergeben sie ein ganz anderes und gutes Spielgefühl. Gefällt mir ausnehmend gut und muss ich mir jetzt leider auch besorgen, hoffentlich gibt es die Big Box bald mal irgendwo im Angebot.


    #Erde Tja, nach drei Onlinepartien war ich ja einigermaßen ernüchtert - am Tisch ist es dann doch deutlich gefälliger, weil man eben doch auch beobachten kann und sollte, was die anderen so treiben. Ich wünschte es gäbe mehr von den interaktiven/spielervergleichenden Karten, und das variantenreichste Spiel ist Erde auch am Spieltisch nicht. Jetzt verstehe ich aber (auch angesichts des schicken Deluxe-Materials) zumindest den Spielspaß, den viele mit dem Titel haben, deutlich besser. Es bleibt aber in meinen Augen einfach ein aufgebrezeltes Flügelschlag, Lions of Lydia verspricht zumindest mir den gleichen Spielspaß im Bruchteil der Zeit. Aber immerhin: Besser als online gedacht.


    #Anachrony auf BGA ist grundsätzlich natürlich ein wahrgewordener Traum. Leider fällt es aber auch in das gleiche Problem, das Carnegie auf BGA hat - es ist schlicht zuviel Material und Stellschrauben, die man da im Blick behalten muss, von den Mitspielern ganz zu schweigen. Dafür dauert so eine Online-Partie dann auch nur noch 60-90 Minuten. Hab ich den Fernseher frei, spiele ich das gerne; auf Laptop oder gar Tablet krieg ich das nicht sinnvoll hin. Weiß jemand, ob man auf BGA das Bild auf zwei Bildschirme verteilen kann?