Die zwei Spieleabende diese Woche waren vom nahenden Urlaub geprägt und beide in Kleinbesetzung zu dritt, mit Aleo und Momo95 . Gespielt wurden:
#CouncilofShadows Ich hatte eine "Testpartie" gespielt als es rauskam, mit - wie ich jetzt weiß - z.T. selbsterfundenen Regeln um das Spiel zu verkürzen, und danach wenig Lust gehabt es nochmal zu spielen. Aber, wie schon so oft bei öffentlichen Spieletreffs: Vom eigentlichen Spiel war da nicht mehr viel übrig geblieben. Vorgestern also die erste richtige Partie. Das Spiel macht auf dem Tisch schon einiges her, gerade vor dem Hintergrund dass es von Alea stammt. Vom Thema merkt man dann aber beim Spielen nicht mehr allzuviel, ich verbrauche Energie auf einer Leiste und versuche diese mit Produktion anderer Energie auf einer zweiten Leiste wieder einzuholen - berühren sich die Leisten zum dritten Mal, löst dies das Spielende aus. Nichts an dem Spiel ist so richtig originell, den Kartenauslege- und -aktiviermechanismus hat man so oder so ähnlich schon mehrfach gesehen, auch das "Leistenrennen" kommt einem nach Rajas und Arche Nova nicht mehr so richtig neu vor. Aber insgesamt ist Council ein gutes Spiel mit viel Optimierungspotential, das ein wenig wie Tapestry wahrscheinlich exponentielle Punktesteigerungen in den Folgepartien vermuten lässt. Spaß hat's gemacht, mein neues Lieblingsspiel wird es nicht, aber ich spiele es gerne wieder mit.
#CarsonCity kommt viel zu selten auf den Tisch, also feiere ich es natürlich sehr, wenn sich doch mal die Gelegenheit ergibt es zu spielen - und es tatsächlich zum allerersten Mal gewinnen zu können war auch nett nach all den Jahren. Aleo spielte hier viel zu defensiv, er hätte das Spiel wahrscheinlich locker gewonnen, wenn er seine heftige Revolverübermacht am Ende für ein paar feindliche Übernahmen genutzt hätte. Momo95 hatte das Spiel in der ersten Runde noch nicht ganz überblickt (kein Wunder), dann aber massiv aufgeholt. Insgesamt ist Carson City mit seinem "Worker Shootout" (man kann die Cowboys des Anderen von den Einsatzfeldern per Shootout vertreiben) ein ebenso genialer wie bösartig interaktiver Euro, in dem zwei spielerische Welten aufeinander prallen: Das Plättchenlegen ist noch gewöhnlicher Gewinnoptimiereuro, aber das ständige Umlauern und Bedrängen und die Gefahr, durch Überfälle um das halbe Geld gebracht zu werden, bringen eine deftige Note negativer Interaktion mit rein, die man erstmal mögen muss. Zum allerersten Mal ist mir der Teach leicht gefallen (auch weil die Anleitung der Big Box hundertmal besser geraten ist als die Originalanleitung), aber die Komplexität der Abläufe (die z.T. ja schlicht unberechenbar sind) lässt - um es mit Wittgenstein zu sagen - den Spaten meines Denkens immer wieder auf sandigen Grund stoßen. Ohne Kopfschmerzen werde ich wohl nie eine Partie dieses Spiels beenden, und trotzdem liebe ich es wirklich sehr.
#Revive liegt mir spielerisch fast schon zu sehr - ich empfinde das Spiel eher als netten Zeitvertreib denn als wirkliche spielerische Herausforderung, was mein Interesse jetzt schon in der zweiten Partie etwas ermüden lässt. Es ist eine gut geölte Maschine, die man sich da zusammenbaut, und wenn sie einmal läuft geht das Spiel sehr schnell zuende. Diesmal hatte ich extremes Glück mit sehr gut ineinander greifenden grauen Karten, und konnte so eine Art Ressourcenimperium aufbauen, ohne dem eigentlichen Spielplan noch allzu viel Beachtung zu schenken (am Ende hatte ich nur 4 Häuser gebaut und ein Männchen entsandt). Revive ist mir fast zu belohnend, es greift alles so ineinander, dass man eigentlich so richtig nichts falsch machen kann. Nettes Spiel, aber muss ich - auch angesichrs des imho überzogenen Preises - nicht selbst haben.
#Seeland Ohje, da hatte ich Aleo quasi noch vor Spielbeginn verloren, dem gefiel so gar nichts an diesem alten Kiesling/Burckhardt-Familienspiel rund um Rondelle und Plättchenlegen. Ich finde es nach wie vor eine reizvolle Aufgabe, meine Mühlen rechtzeitig auf den Plan zu bringen und ungenutzte Chancen für viele Punkte zu finden - auch das fast immer plötzliche Spielende ist hier keine Strafe, sondern ein Damoklesschwert, das man von weiter Ferne schon sehen kann. Mir gefällt's, aber ganz offenkundig kein Spiel für jedermann.
#BlueLagoon ...und hier hatten wir dann "ein Plättchenlegespiel zuviel" für Momo95 , dem Knizias Melange seiner älteren Plättchentrilogie nicht wirklich mundete, auch wenn er es gewann. Blue Lagoon wird bekanntlich zweimal direkt hintereinander gespielt, wobei die erste Runde die Vorbereitung für die zweite Runde darstellt. Aleo haute hier in der zweiten Runde richtig rein und holte bei fast 40 Punkten Rückstand noch auf 9 Punkte zum Führenden auf, eine wirklich beeindruckende Leistung. Ich wurde - wie sich das gehört - gnadenlos abgeschnitten und kam diesmal überhaupt nicht ins Spiel. Blue Lagoon kann einen mit seinen 8 Wertungen für ein Familienspiel schon ganz schön fordern, und der Kleinkrieg um Inseln ist auch gar nicht so familientauglich - ich fürchte, das Spiel wird in der Hinsicht oft unterschätzt. Trotzdem würde ich aktuell auch lieber einen der belohnenderen Knizias wie Babylonia spielen, oder gleich Euphrat und Tigris.
Ich danke wieder einmal beiden Mitspielern und werde die Spielerunde in den nächsten Wochen ziemlich vermissen!