Beiträge von Ernst Juergen Ridder im Thema „Brettspiel-Themen: Eure Favoriten und Abneigungen“

    brettundpad

    Nimm es mir nicht übel, dass ich nicht dein ganzes Posting, sondern nur einen einzigen kurzen Satz als Ausgangszitat genommen habe.

    Kurze Sätze mögen ja gut lesbar sein, haben aber sozusagen mangels Relativierungsmöglichkeiten einen gewissen Hang zur absoluten Aussage.

    Und die Aussage, Thema habe erstmal gar nichts mit Mechanik zu tun, widerspricht einfach meiner Vorstellung von interessantem Spieldesign.


    Aus meiner Sicht müsste erstmal das Thema feststehen, um dann Mechaniken zu entwickeln, deren vornehmste Aufgabe es ist, das Thema spielerisch zum Leben zu erwecken. Das ist aus meiner Sicht noch wichtiger als Balance, das fertige Spiel darf dann auch gerne rein mechanisch betrachtet Ecken und Kanten haben.

    Ernst Juergen Ridder Ja und jetzt? Das widerspricht sich nicht mit meiner Aussage.


    Was hat denn Science Fiction für eine Mechanik? Da wäre ich jetzt auf deine Antwort gespannt, wenn du eine hättest, würde mich das verwirren. Und genau auf diesen Umstand bezog sich meine Aussage.

    So allgemein, wie das Zitat von dir, war meine Antwort darauf. Das bezog sich nicht speziell auf Science Fiction.

    Was ich mit dem von mir gewünschten direkten Zusammenhang von Thema mit Mechanik meine, sind etwa folgende Beispiele:


    In Ruhrschifffahrt verliert die transportierte Kohle auf ihrem Weg mit dem ersten "Überfahren" eines Flusshindernisses (das sind die Stellen, an denen später Schleusen gebaut werden),an Qualität, was sich auf den erzielbaren Preis auswirkt. Das korrespondiert mit der historischen Wirklichkeit insofern, als vor dem Schleusenbau an jeder Stromschnelle/Untiefe, die die eingesetzten Aaken nicht überwinden konnten, die Kohle auf eine andere Aake hinter dem Hindernis umgeladen werden musste, was zu Abrieb führte und bei längerer Strecke und häufigerem Umladen sogar bewirken konnte, dass in Duisburg nur noch Kohlenstaub ankam. Das greift die Mechanik des Spiels zumindest teilweise auf.

    Im selben Spiel führen witterungsbedingte Wasserstandsschwankungen entsprechend der historischen Wirklichkeit zu Einschränkungen der Schiffbarkeit der Ruhr, was auch manche Kritik am Spiel ausgelöst hat, mir aber sehr gut gefällt, weil es sich richtig anfühlt.


    In Snowdonia etwa hat auch das Wetter einen unmittelbaren Einfluss auf die Spielmechanik, indem etwa Schlechtwetter bestimmte Aktionen unmöglich macht, was massiven Einfluss auf die Planung hat, weil die Spielmechanik nicht nur Aktionen zeitweise ausschließt, sondern auch eine begrenzte Wettervorhersage bietet.


    Das ließe sich mit weiteren Beispielen vertiefen.


    Ein Spiel steigt jedenfalls in meiner Wertschätzung, wenn die Mechaniken möglichst weitreichend aus dem Thema fließen. Wird erst die nackte Mechanik entwickelt und dann erst sozusagen krampfhaft ein Thema drauf gesetzt, wirkt das auf mich halt künstlich, lieblos und uninteressant.


    Thema und Mechanik müssen für mich zusammenwirken.