Beiträge von Sepiroth im Thema „Spiel des Jahres / Kennerspiel des Jahres Orakel 2023“

    Ich bin kein Experte, spiele aber trotzdem gerne um die 3 rum. Wer holt mich ab?

    Deine Frage zur Entwicklung des Preises ist ja meine ursprüngliche Frage von vor einigen Seiten. Ich befürchte nur, dass die Jury dazu keine wirkliche Aussage machen kann und warte ab, wie es nächstes Jahr aussieht.

    Aber wieso meinst du, mit einem regelmäßigen Spielen von Titel mit Weight 3 bist du kein Experte?

    Hast du Angst, dass nach 44 Jahren SdJ plötzlich keine anspruchsvollen Spiele mehr für dich entwickelt werden? Oder stört es dich , das es seichte Spiele gibt, die für eine bestimmte Zielgruppe passt?

    Nein die habe ich nicht. Expertenspiele wird es immer mehr als genug geben. Ich habe übrigens auch Spaß an Just One und Co. Ich fände eben nur schade, wenn es auf nur noch so etwas hinausläuft und damit die Varianz auch für die Zielgruppe flöten geht. Zumal ich sehr wohl zur Zielgruppe gehöre, denn ich habe genug Mitspielende, die genau auf diesem Niveau spielen wollen.

    Und weil du das nicht siehst, geschieht es nicht?

    Und weil du behauptet, dass Exit-Käufer auch andere Spiele kaufen, tun sie es? Ich sehe nur einen eklatanten Unterschied in den Umsatzzahlen dieser beiden Reihen zu den anderen Preisträgern. Deswegen meine Einschätzung dazu.

    Und Cascadia und Dorfromantik sind deutlich komplexer als Just One und Pictures.

    Ja und Living Forest ist deutlich komplexer als Challengers. Meine Befürchtung ist ja eben, dass diese Vielfalt flöten geht, weil dann schnell auch ein Cascadia als zu komplex angesehen wird. Ich persönlich bspw. finde die Wertungsvarianten da echt nicht leicht und man hätte auch wie bei Quacksalber deshalb in Richtung grau argumentieren können. Ob das dann so kommt oder wie sich das entwickelt, wird man sehen.

    Das ist doch aber ein Argument dafür, den Anspruch für das SdJ noch ein wenig zu senken und die Grenze zum Kennerspiel damit ebenfalls etwas nach unten zu verschieben, wie die Jury es in den letzten Jahren getan hat. Insofern müsstest du es doch eigentlich gut finden, dass so ein Problem mit Challengers nicht erneut auftreten kann, weil es nicht SdJ wurde!?

    Ich hätte Challengers auch nicht in rot ausgezeichnet. Ich sehe mit der Auszeichnung in grau und der "Vereinfachung" bei rot mittlerweile nur keine Verbesserung mehr für unser Hobby. Dann wird Jahr für Jahr eine Art Pictures, Just One oder Hitster ausgezeichnet, einfach weil alles andere "zu komplex" ist. Ich sehe auch einfach durch die Millionen verkauften MicroMacro oder Exits nicht in dem Maße neue Brettspielende dazukommen. Wir brauchen keine Komplexitätsmonster, aber ich habe Angst um die Varianz und da stimme ich Yakosh zu, das ist doch etwas das wir uns im Hobby behalten sollten

    Auch die Spieleredakteur:innen machen jedes Jahr ein Tippspiel. Dort wurde Dorfromantik 42x für Rot und 1x für Grau getippt. Und Challengers wurde 41x für Grau und 5x für Rot getippt.

    Wobei das ja ein wenig das Pferd von hinten aufzäumt. Denn davor gab es genug Aussagen der Jury, in welcher Farbe sie die beiden Spiele einordnen. Das war also eher ein Lesen und Hören auf die Jury, als eine eigene Einschätzung.

    Es geht darum, dass die erste Partie aufgrund von Nicht-Verständnis, wie man sein Deck bauen sollte, und damit verbundenem Frust dermaßen in die Hose geht, dass gar keine weiteren Partien folgen werden, in denen man besser werden könnte.

    Wie gesagt gibt es auch bei den roten Spielen genügend Beispiele, bei denen die erste Partie so ausgehen kann. Etwa weil ich in der ersten Runde bei Azul plötzlich 5 Fliesen nehmen muss, die ich gar nicht mehr einbauen kann und richtig Minuspunkte kassiere.

    Es geht aber seit wenigen Jahren nicht mehr nur darum, wie leicht ein Spiel zu erklären ist, sondern es geht mittlerweile auch darum, wie leicht ein Spiel zu spielen ist. Challengers ist leicht zu erklären, aber es ist für Wenigspieler nicht leicht zu spielen. Der Deckbau ist eine heftige Hürde, und deshalb ist Challengers absolut zurecht als Kennerspiel gekürt worden.

    Ne das sehe ich anders. Es ist schwerer zu erklären, als zu spielen. Die Hürde es gut und richtig erfolgreich zu spielen mag etwas höher sein, aber das ist dann eine Meta-Frage. Denn wenn alle es nicht perfekt zielorientiert spielen können, ist es bei allen die gleiche Voraussetzung. Besser spielen werde ich mit steigender Partienanzahl bei den meisten Spielen.

    Ich habe ja bisher immer gegen Yakosh-Dej geschrieben und sehe auch überhaupt keine Notwendigkeit KDM, Too Many Bones, Arche Nova oder einen Lacerda auszuzeichnen. Um Leute damit zu begeistern braucht es spielebegeisterte Personen auf der Erklärer- UND der Spielendenseite und keine Preise. So etwas WOLLEN viele gar nicht spielen.

    Aber meine Befürchtung ist, dass man sich mit dieser Betrachtungsweise insgesamt sehr einschränkt und wir eine Reihe von Plättchenlege- und Wortspielen hintereinander als Preisträger SdJ sehen, weil andere Konzepte als "zu schwer" klassifiziert werden. Und Monotonie ist nicht unbedingt die beste Werbung für ein Kulturgut. Es gibt ja auch nicht nur Krimis und Kochbücher bei den ausgezeichneten Büchern.

    Warum sollte Anleitung darüber entscheiden, ob es SdJ oder KeSdJ ist?

    Das ergibt keinen Sinn.

    Die Jury gibt die Spiele ja auch Gruppen, ohne sie zu erklären. Es muss also auch selbst erlernt werden können. Dabei tun sich anscheinend eine entsprechende Anzahl an Personen bei Challengers schwer. Das liegt aber meines Erachtens nicht an der Komplexität des Spiels. Ich hatte ja Beispiele genannt. Somit hat das Regelheft wohl eine Mitschuld zur Einordnung. Die Anleitung ist nicht unverständlich, sondern imo für Vielspieler geschrieben, die jede kleine Eventualität beschrieben haben wollen. Das führt dann zur Unverständlichkeit bei Wenigspielern. Deswegen mein Gedanke, dass das Regelheft "Schuld" an der Einordnung ist.

    Für dich ist er dermaßen seicht.

    Für wenig-Spieler/viel SdJ-Spieler ist der Deckbaumechanismus schon fordernd.

    Ich erkläre sehr regelmäßig für spielunerfahrene Personen und bin diesbezüglich wie gesagt schon sehr geerdet. Azul oder auch Colt Express als Beispiele machen aber viel mehr Probleme beim Erklären als Challengers und das waren SdJ. Selbst Quacksalber hat noch eine Schippe mehr, da es die ganzen Sets gibt. Das habe ich hier alles nicht. Eigentlich ist es wahrscheinlich eher eine Kritik am Regelheft. Mit einer besser aufgebauten Anleitung hätte es zum SdJ werden können und das vielleicht gewinnen und das Kennerspiel wirklich ein Schritt nach dem SdJ bleiben können. So wird das Spektrum weiter verschoben und somit auch der für das SdJ deutlich kleiner. Das ist für mich sogar das deutlich größere Problem.

    Favoritensieg beim SdJ, der die Bubble weiter gespalten zurücklassen wird und dazu einen SdJ 2 statt eines Kennerspiels des Jahres.

    Ich bin echt jemand, der weiß wie schwer sich Wenig- und Gelegenheitsspieler mit Regeln tun. Aber das ist dermaßen seicht und mit wenig Player Agency, da wird selbst Quacksalber zum Komplexitätsmonster. Nicht dass man mit Challengers keinen Spaß haben kann, aber doch bitte nicht in grau. Finde ich ein wenig schade.

    Das sind aber auch Extrembeispiele. Bei einem Pictures zum Beispiel gehe ich fest davon aus, dass der Faktor 100 nicht weit von der Realität entfernt sein dürfte.

    Klar ist das ein Extrembeispiel. Ich wollte damit nur darauf hinweisen, dass der Schnitt da deutlich darunter liegen dürfte. Die allermeisten sind ja sehr gute Spiele und die verkaufen sich eben auch ohne Empfehlung gut.

    Und selbst bei Pictures oder Just One sehe ich keine 1.000.000 statt 10.000 (bzw. 500.000 statt 5.000) Verkäufe bzw. Auflage.

    Welcher andere Jurypreis führt denn zu einem bis zum Faktor 100 gesteigerten Verkauf? Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das bei den anderen Preisen so ist.

    Wie kommst du auf Faktor 100?

    MicroMacro hat sich schon vor dem Preis sehr gut sechsstellig verkauft, so als Beispiel. Die Exits haben den Pöppel gar nicht mehr drauf und sind trotzdem regelmäßig das bestverkaufte Brettspiel-Produkt. Der Preis ist wichtig, imo aber nicht so überbordend. Man sieht es ja auch an Arche Nova, das sich auch ohne Pöppel sehr gut verkauft.

    Sepiroth Ich hab gerade danach gesucht aber nichts gefunden: Es wäre tatsächlich spannend, welche Auswirkungen auf Verkäufe der SdJ / KdJ-Preis international hat.

    Da habe ich auch keine Ahnung. Ich bin mir nur eben sehr sicher, dass es nicht der Fokus der Jury ist. Die konzentriert sich auf den deutschsprachigen Bereich und die Verbreitung des Kulturgutes Spiel hier. So wie der FC Bayern eben auch mal in die USA fährt, aber sich doch in der Vermarktung hauptsächlich in D aufhält.

    Auch den Burgen merkt man sein Alter schon an,

    Was heißt denn, dass man BuBu "sein Alter anmerkt". Also was wäre heute "anders" und "besser". Meistens wird vielleicht die graphische Gestaltung genannt, aber gerade bei Iki sieht man ja, dass da was gemacht wird. Also woran machst du das fest? Gleiche Frage bei Iki?

    Aber bei dem Punkt ging es mir in meinem Video auch mehr um die mögliche Relevanz des Preises im Ausland wenn man 8/9 Jahre alte Spiele zum Spiel des aktuellen Jahres nominiert. Kann man machen, frage ist nur ob das in der Hinsicht so sinnig ist.

    Und genauso werden Titel nominiert, die es im Ausland noch gar nicht zu kaufen gibt. Das ist halt ein deutscher Preis. Gerade der Fokus, dass nur Spiele mit deutschem Vertrieb ausgezeichnet werden können, zeigt doch, dass das Ausland eben nicht so wichtig ist.

    Ich weiß auch nicht ob irgendjemand Iki dieses Jahr orakelt hat.

    Chris Graeff hatte es genannt und ein paar andere auch. War kein häufiger Tipp, aber ungefähr ähnlich oft wie bspw. Federation.

    Soweit ja. Nur, wo soll den eine Steuerpflicht für Privatleute für zugeschickte Waren herkommen? Die Rechtsgrundlage interessiert mich dann wirklich. Das Problem haben aus meiner sicht dann eher die Verlage.

    Solange unter 410€ niemand. Aber die Jury liegt da drüber. Wenn du keinen Betrieb hast, kannst du ja auch kein Betriebsvermögen haben und damit ist es eine Einnahme und die muss regulär eigentlich versteuert werden. Zur Nor freiberuflich. Deswegen eben Tricky

    Dennoch gibt es etwas zu beachten. Für Nicht-Angestellte bedeutet das, dass Sie zugesandte Spiele als (Bilanz-/Betriebsvermögen-) Zugang buchen (Plus), aber einen virtuellen Ausgabenbeleg in gleicher Werthöhe hinzubuchen dürften (Minus), da es sich um Arbeitsmittel handelt, das sie sonst kaufen müssten. Ja, ist so. Das geht auch aus steuerrechtlichen Kommentaren zu dem Thema hervor. Soweit handelt es sich aber eben "nur" um eine bilanztechnische Nullnummer (x-x=0), die in der Regel für die Praxis unbedeutend ist und faktisch nicht geprüft wird.

    Aber: Sobald das zugeschickete Spiel verkauft wird, muss die Einnahme selbstverständlich in die Einnahme-Überschuss-Rechnung oder Bilanz aufgenommen und entsprechend als betriebliche oder private Einnahme versteuert werden. Eigentlich alles völlig unproblematisch.

    Das ist grundsätzlich korrekt. Das Problem der meisten Reviewer und Teilen der Jury ist aber, dass sie kein Gewerbe haben und auch nicht freiberuflich tätig sind, sondern das im Ehrenamt bzw. als Hobby machen. Im Ergebnis wird wohl nie eine Steuerpflicht herauskommen, aber das sauber anzugeben ist nicht ganz trivial.

    Müssten sie die Rezensionsexemplare versteuern, würde das ja keiner mehr machen, denn wenn ich Spiele im Wert von (ich sag einfach mal) 2000€ geschickt bekäme

    OT:

    Wenn Du dich auf die Jury und nicht dich selbst beziehst, dürfte das deutlich zu niedrig liegen. selbst niedrig geschätzt wird immer von mindestens 300 Spielen pro Jahr gesprochen. Mittlerweile kann trotz der günstigeren Kartenspiele ein Durchschnittswert von 20-25€ angenommen werden dürfen. Dann wären wir bei 6000-7500€. Bei 400 Spielen gehen wir stark in Richtung fünfstellig. Das wäre bei einer regulären Versteuerung richtig heftig.

    Was mich übrigens etwas zu der Frage führt, wie die Juroren die Rezensionsexemplare steuerlich absetzen... die Frage geistert ja immer wieder in Content-Creator-Kreisen herum.

    Nachdem Du einen Blog hast, frage dazu doch einfach mal offiziell beim Verein an, wie das gehandhabt wird. Vielleicht gibt es ja dazu eine entsprechende Richtlinie des Vereins bzw. eine von dort durchgeführte Rücksprache mit dem Finanzamt. Es gibt ja auch diesen Thread dazu. Die Frage wird auch in der Literatur sehr divers besprochen.

    Auf jeden Fall verkaufen die Jurymitglieder die Spiele nicht weiter, denn dann müssten sie sicher in der Steuererklärung angegeben werden (da über der Freigrenze von 410€ pro Jahr). Ein Verschenken kann aber auch steuerrechtlich relevant sein, wird aber eher verneint.

    Bin mir nicht sicher, ob die wirklich mehr spielen als Ben vom Brettspielblog.

    Mehr von der Zeit her ggfs. nicht, aber Ben spielt eben auch die ganzen KS, die Expertenspiele und auch Englischsprachiges. Dafür dürfte er nur einen Bruchteil der ganzen Familienspiele spielen. Außerdem spielt Ben die meisten Spiele eben nicht 10+ Partien, wenn sie gefallen.

    Letzten Endes ist der Test-Prozess ja irgendwie undurchsichtig.

    Findest Du? Über deren Veröffentlichungen in Blogs, bei Youtube, in der Spielbox und den Podcasts, über Twitter, Instagram, Discord usw. kann man doch mittlerweile sehr gut nachvollziehen, wer was spielt, wie findet usw. Ich finde die Jury ist diesbezüglich sehr transparent geworden.

    Ohne mich jetzt mit der Jury eingehend beschäftigt zu haben: Wie sieht es denn mit deren Spielegeschmäckern aus? Wenn man mich und PowerPlant und Chris von Victoria Parta und Huutini zu den Juroren machte, käme vermutlich ein 3.8 heavy-weight-rating-Spiel raus als "Kenner"-Spiel :D

    Als Kennerspiel wäre 3.8 bei euch doch reichlich niedrig. Das ist doch Familien-Niveau 8o