Beiträge von MetalPirate im Thema „Die Weiße Liste - etablierte Kickstarter-Verlage mit 100% Zufriedenheits-Garantie“

    Krywulf : Yep. Den Einwand kann ich so akzeptieren. Da muss ich mir eine bessere Formulierung überlegen. Aber ein gewisser Fokus auf das Wesentliche ist schon wichtig für gute Kampagnen, und wenn viele Mini-Erweiterungen und Promos mitgeliefert werden, dann sollte es auch konsensfähig sein, dass diese wenigstens halbwegs getestet und balanciert sind, weil sie ansonsten das Endprodukt nicht unbedingt besser machen.

    Alphabetische Liste der vorbildlich arbeitenden Crowdfunding-aktiven Spieleverlage

    Garphill Games: Garphill ist in gewisser Weise ein Sonderfall: als neuseeländischer Verlag sind die etwas ab vom Schuss und brauchen Crowdfunding als Vertriebsweg. Deshalb gehen sie mit quasi zu Ende entwickelten Spielen in Kickstarter, nutzen keinen Pledge Manager und relativ kurz nach Kampagnenende startet schon die Produktion. Versprochen wird Lieferung in acht Monaten, tätsächlich sind es dann eher sechs oder sieben. Damit es sich für die Backer lohnt, gibt es faire Preise und Promos kostenlos dazu. Näher dran an Vorbestellung geht nicht.

    Red Raven Games: Die Kommunikation ist zwar nicht immer perfekt, aber Red Raven steckt bei mir in der Kategorie: "vielseitig begabter Künstler zieht 100% sein Ding durch und er hat oft genug bewiesen, dass man ihm vertrauen kann, also mache ich das immer wieder". Die Red Raven Spiele sind überdurchschnittlich originell und mir ist auch nur ein Red Raven Spiel bekannt, das NICHT vor dem versprochenen Termin geliefert wurde. Red Raven dient IMHO auch als Beispiel für sauberes Playtesting, was im Crowdfunding-Bereich ja nicht immer Standard ist. Und das ist bei so komplexen Spielen, wie die machen, alles andere als einfach. (In einem Falle, nämlich Empires of the Void II, hat das dann sogar noch zu einem umfangreichen Redesign geführt - und trotzdem wurde dann noch fast pünktlich geliefert, nämlich nach Weihnachten statt vor Weihnachten.)

    Stonemaier Games: Eine solche Liste wäre nicht vollständig ohne Stonemaier Games. Die machen zwar kein Crowdfunding mehr, haben aber als eine der allerersten Crowdfunding-aktiven Spieleverlage überhaupt damals vorgemacht, wie es "richtig" geht. Indem Jamey Stegmaier in seinem Blog (und später in einem Buch) über richtiges Crowdfunding geschrieben hat, hat er auch viele weitere Crowdfunding-Macher im Spielebereich beeinflusst und vermutlich auch ein Stückchen mit dafür gesorgt, dass der Spielebereich der erfolgreichste Sektor bei Kickstarter wurde (böse Zungen sagen: der einzige, dauerhaft erfolgreiche Sektor).

    "Nebenan" gibt es hier im Crowdfunding-Unterforum den Blacklist-Thread

    https://unknowns.de/forum/thread/17487 .

    Sowas ist definitiv wichtig, um die "Schwarzen Schafe" als solche zu kennzeichnen, aber ich stelle nach 100+ Crowdfunding-Spielen in 10+ Jahren (siehe hier und hier) für mich fest, dass das bloße Vermeiden der Schwarzen Schafe mein Crowdfunding-Kaufverhalten anders als früher nicht mehr gut abbildet. Dafür ist das Crowdfunding-Angebot zu sehr explodiert. Mein Ansatz ist mittlerweile ein anderer: Wenn ich als Backer 100% aller Risiken tragen soll, dann erwarte ich auch 100% korrekte Kampagnendurchführung, und zwar normalerweise belegt durch eine sehr gute Historie des entsprechenden Verlages.

    Bei der kleinsten unsauberen Trickserei in der Vergangenheit ist der Verlag für mich raus, und zwar auf Dauer. Das Angebot ist so riesig und (fast) alle wirklich guten Crowdfunding-Spiele kommen eh wieder als mehr oder weniger verbesserte Zweitauflage, sei es Retail oder sei es als Wiederholungskampagne. Also kann man sich auch problemlos für neue Spiele die besten Anbieter raussuchen, die man wirklich aktiv unterstützen möchte. Heißt also: Whitelist, nicht Blacklist.

    Gesucht im Sinne einer "Whitelist" sind also vorbildlich arbeitende Crowdfunding-aktive Verlage mit einem Mindestmaß an vorherigen Kampagnen (ich setze hier einfach mal 5 an) und mindestens 98%-iger Kundenzufriedenheit. Das fängt natürlich mit den Versprechungen bezüglich Qualität und Lieferzeitpunkt an, hört aber noch lange nicht dort auf. Man kann es nicht immer allen Recht machen, aber ich würde z.B. erwarten, dass ein Verlag nicht nur Backer in Asien, Nordamerika und Europa anständig behandelt, sondern sich um seine Backer in Südamerika oder sonstwo im "Rest of the World" genauso kümmert. Oder ein anderes Beispiel: Wenn nur der Haupt-Pledgelevel einer Kampagne gut ist, aber kleinere Pledge Levels nicht, dann ist die gesamte Kampagne für mich nicht gut gelaufen. In diesem Sinne meine ich die 98%.

    Ich werde in dem zweiten Beitrag im Thread diejenigen Verlage sammeln, die als Vorbild unter den Crowdfunding-Machern dienen können. Dafür erwarte ich zum Beispiel:

    • Termine, egal ob in der Finanzierungsphase gesetzt oder später in Updates genannt, werden fast immer eingehalten. Gleiches gilt für Versprechen an die Backer, etwa zur Exklusivität von bestimmten Komponenten.
    • Fokus auf das Wesentliche: nämlich auf ein gutes Spiel, nicht auf Berge von hübschem Spielmaterial. Ausreichendes Playtesting und Balancing von allen Produkten, incl. (Mini-)Erweiterungen und Promos. Einfach weil das grundlegendes Handwerk eines jeden Spieleverlags ist.
    • Beim Start der Kampagne muss noch nicht alles perfekt sein, aber die Anleitung in einem "work in progress" Zustand ist eigentlich zwingend notwendig und eine Möglichkeit zum Ausprobieren auf TTS/Tabletopia ist in der heutigen Zeit auch mindestens mal wünschenswert (außer vielleicht bei absoluten Kleinverlagen).
    • Wenn bei der Realisierung Termine wackeln oder irgendwas erkennbar aus dem Ruder laufen könnte, bekommt man vorher Bescheid gesagt und nicht erst, wenn's schon passiert ist.
    • Plötzlich und überraschend aufgetauchte Probleme werden schnell und nachvollziehbar erklärt. In angemessener Zeit gibt es dann aktualisierte Zeitpläne für den weiteren Ablauf.
    • Regelmäßige Updates. Pi-mal-Daumen: eines pro Monat. In heißen Phasen wie Auslieferung gerne auch öfter. Unscharfe oder mit Unsicherheiten versehene Ausblicke in die Zukunft nehme ich dabei keinem Macher übel. Niemand kann in die Zukunft sehen und das ist allemal besser als gar nichts zu sagen.
    • Die harten, belastbaren Fakten werden in den Updates nicht hinter Massen von Bla-Bla versteckt. Alle wirklich wichtigen Meilensteine (Komponenten X/Y/Z finalisiert, Druckdaten an Hersteller geschickt, Produktionsmuster erhalten, Massenproduktion gestartet, Spiele auf Containerschiff) müssen klar genannt werden. Das Erfüllen darf gerne auch belegt werden, etwa mit Fotos von Spielepaletten aus der Fabrik oder mit einem Namen des Containerschiffs.
    • Die Backer bekommen ihre Spiele vor den Retail-Käufern (zumindest bezogen auf die jeweilige Weltregion).
    • Alle Backer, unabhängig von Pledge Level oder Wohnort, sind den Machern gleichermaßen wichtig.
    • WICHTIG: Keine der genannten Anforderungen sind 100% absolut. Über (fast) alles kann man reden. Etwa über Messeverkäufe an Nicht-Backer. Der anständige Backer wird auch immer die Belange der Verlage verstehen. Aber trotzdem muss der Verlag bei sowas dann klar und transparent gegenüber den Backern kommunizieren und sollte dabei nicht vergessen, dass die Backer ihm das ganze Projekt ja überhaupt erst ermöglicht haben.

    (Wer Vorschläge für Ergänzungen in der Liste hat, darf sie gerne in den Thread schreiben. Das ist nicht final, sondern nur, was mir gerade jetzt eingefallen ist, um vorbildliches Ideal-Verhalten zu charakterisieren.)

    Wichtig: Whitelist heißt auch wirklich "white", nicht "gray". Also Vorbild. Nicht bloß okay. Es gibt Massen von Verlagen, bei denen Kampagnen "alles in allem okay" laufen. Ein halbes Jahr verspätet geliefert, Updates nicht immer so regelmäßig wie gewünscht, Probleme erst im Nachhinein offengelegt, all sowas. Aber am Ende war das Spiel da und es war gut. Die große Masse ist in diesem Sinne "grau" und es spricht auch überhaupt nichts dagegen, bei solchen Firmen weitere Crowdfunding-Projekte zu backen, wenn die Produkte solcher Verlage dem eigenen Geschmack entsprechen. Aber es sind dann eben keine Vorbilder, wie man es sich wünschen würde. Und eben diese Vorbilder sollten hier ruhig auch mal gesondert gelobt werden.

    Auf eine mögliche Kritik an dem Whitelist-Ansatz möchte ich auch direkt eingehen. Wenn man ausschließlich auf die bekanntesten Etablierten schaut, schneidet man sich selbst von allen interessanten Newcomern ab. Dessen sollte man sich defintiv bewusst sein, wenn man einen solchen Whitelisting-Ansatz fährt. Grundsätzlich versuche ich auch ganz bewusst mindestens ein Erstlings- bzw. Kleinverlagsprojekt im Jahr zu unterstützen, auch wenn das im Zuge meiner allgemeinen Kickstarter-Müdigkeit auch etwas gelitten hat. Da war dann in der Vergangenheit durchaus auch die eine oder andere Perle dabei, z.B. das Erstlingsprojekt von Mindclash (erste Trickerion-Kampagne).

    Diesen Blick auf Neues sollte man sich bewahren. Ich schaue mir deshalb Erstlingskampagnen auch oft genauer an als Zweitkampagnen. Generell geht bei allen Kampagnen mein erster Klick auf die alten Projekte des Machers und wenn da nicht alles astrein ist, dann ist direkt Feierabend. Aber Erstkampagnen haben weiterhin ihre Chance verdient. So sehr ich auf gute Historie wert lege und mit einem Post wie diesem für (gewisses) Whitelisting und Orientierung an den Besten werbe, so sehr ist mir auch bewusst, dass jeder Neuling eine Chance braucht, sich eine solche Historie zu erarbeiten. Beides gehört zusammen, sonst fördert man nur Stillstand.


    Also: Wer kennt weitere Verlage, die in die Liste der vorbildlich arbeitenden Crowdfunding-Verlage aufgenommen werden sollten, und warum genau? Bitte nur Verlagsnamen mit ausführlicher Begründung nennen. Wenn diese mich überzeugt und niemand widerspricht, nehme ich sie auf. Und nochmal: nur okay zu sein, reicht hier nicht! Das ist keine Frage, was ihr alles schon gebackt habt oder welche Verlage ihr toll findet. Es geht hier ausschließlich um die absolut besten Vorbilder unter den Crowdfunding-Machern, also die Top-3% oder sowas, genauso wie die Blacklist nur die absolut übelsten Vertreter nennt. Die große Masse der Verlage gehört weder in die eine noch in die andere Liste rein. Auch Diskussionen, ob genannte Verlage den verlangten Vorbild-Charakter haben oder nicht, sind explizit erwünscht.