Beiträge von ravn im Thema „„Planta Nubo“ - das neue Spiel von Michael Keller, Uwe Rosenberg und Andreas Odendahl“

    Interaktionen, die ich für mich als Mitspieler-Aktionen auf ausschliesslich negativer Ebene empfunden habe. Es gab keine erlebte Mitspieler-Aktion, die mich aus Spieler vorangebracht hätte oder von der ich mitprofitieren hätte können. Einzig theoretisch wenn eine Warenlieferung komplett erfüllt wird und damit ein Plättchen nachrückt, für das ich die besser passenden Blumen habe. Den Fall habe ich aber in meiner Partie nicht erlebt.


    Dieser "eigentlich stören mich die Mitspieler nur" (fernab der realen Person, die mit mir am Tisch sitzt und eine entspannte-angenehme Atmosphäre schafft durch die reine Anwesenheit und Art, aber eben nicht durch dessen Spielaktionen) wurde für mich noch dadurch verstärkt oder ist mir hier besonders aufgefallen, weil ich schon genug mit den Beschränkungen des Spiels zu tun hatte, weil mir Roboterkraft fehlte und noch vieles mehr, was erst die eigentliche Herausforderung ergibt, die das Mangel-Optimierspiel auszeichnet.


    Wenn eh schon alles arg eingeschränkt ist UND dann noch alle Mitspieler-Aktionen mich zusätzlich behindern oder blockieren, da fehlt mir persönlich irgendein positives Aspekt, dass ich irgendwo mal was geschenkt bekomme oder von Mitspieler-Aktionen ein wenig mitprofitieren kann oder in anderer Form entschädigt werden. Aber da ist das Spiel schlicht knallhart und das muss man eben mögen. Und daraus entstand meine Frage, wie sich das negativ potenziert, wenn ich nicht nur mit einem Mitspieler spiele, sondern mit deren Drei?

    Ich bin ein wenig spät zur Planta Nubo Partie, habe die 2023er-Neuheit aber erst gestern erspielen können. In entspannter 2er-Runde zur späteren Abendstunde erklärt bekommen und mitgespielt. Da wir uns Zeit gelassen haben, soll die verbrachte Spielzeit hier kein Thema sein. Von den 30 Minuten pro Spieler war ich sehr weit entfernt. Vor allem, weil ich stets das bohrende Gefühl hatte, dass spontane Bauchentscheidungen bei diesem Spiel so gar nichts bringen und vor allem weitreichende Folge für den Rest der Partie haben werden. Also die Grübelzeit genommen, die ich brauchte.


    Da meine Mitspielerin sich ebenso Zeit liess und wir in dieser Atmosphäre auch gewillt waren, falsch verstandene Zugauswirkungen im selben Zug (in den ersten Zügen, bis wir wieder oder erstmals in Spiel gefunden haben) zurücknehmen zu können, nahm das für mich die Strenge, ja kein Detail aus Unwissenheit eines Erstspielers zu übersehen und so völlig falsch einzuschätzen. Öffentlich liefern ist halt blöd, wenn man dafür extra Roboter-Überstunden macht, nur um dann festzustellen, dass man die selben Blumen eigentlich für seine private Lieferung benötigt hätte und die nun fehlen. Die aus Gier (bei mir) und Versehen (bei meiner Mitspielerin) mit einem übergrossen Waldplättchen überbauten Blumenplättchen, die wir eigentlich für eine Aufwertung offen halten wollten, haben wir allerdings so gelassen und uns gemeinsam über unsere Planungskompetenz lustig gemacht.


    Am Ende war ich mit rund 80 Punkten gegen an die 115 Punkten weit abgeschlagen Zweiter. Spielerfahrung macht hier schon einiges aus. Besonders die Hürde der Erstpartie zu überwinden und zu verstehen, wie viel Zeit man eigentlich für seine Pläne hat und was man lieber nebenbei mitnehmen sollte, als aktiv Aktionen darauf zu verschwenden. Viel Potential, um es wesentlich optimierter zu spielen. Leider fehlte mir zum einfacheren Verständnis eine Übersicht der Kartenbedeutungen, obwohl die Karten alle durchnummeriert waren. Und ebenso hatten wir uns gefragt, warum im 2er-Spiel die öffentliche Lieferungen alle schon ein Blumen-Klötzchen bekamen, aber im weiteren Spielverlauf, wenn ein neues Auftragsplättchen ausgelegt wird, davon nichts in der Anleitung steht. Also wird nur zu Spielbeginn eingeschränkt, danach aber nicht mehr?


    Für Freunde der gehobenen Eurogame-Optimierkost sicher wieder ein Fest der Möglichkeiten, optimale Strategien auszutüfteln. Mir persönlich waren das fast schon zu viele verschiedene Stellschrauben, an die ich mit gefühlt zu wenig aktiven Aktionen bedienen wollte. Ebenso ist mir hier arg deutlich aufgefallen, dass die Mitspieler eigentlich nur Hindernisse sind, die mich in meinem Möglichkeiten ausbremsen und einschränken. Dauernd und immer wieder. Das passiert alles auf einer negativen Ebene: Eine Aktionseinsetzmöglichkeit weggeschnappt. Eine Lieferung blockiert. Eine Karte weggeschnappt. Meine Mitspieler bringen für mich keinerlei positive Nebeneffekte mit, die stören mich stattdessen nur. Deshalb habe ich aktuell auch wenig Lust, es überhaupt in Vollbesetzung nochmal zu spielen, weil ich mir den mehrfachen Frust durch die höhere Mitspieleranzahl zu heftig vorstelle. Unbegründet oder schlicht die Essenz solcher Spiele?