Beiträge von MetalPirate im Thema „An Age Contrived“

    Umgekehrt emfinde ich bei ersten Betrachtungen die Bewegung auf der Karte eher unspekakulär. Man hätte auch einfach Tracks rauf- und runtergehen können mit einem vergleichbaren Effekt.

    Ähem. Nee. Am Anfang hängt erstmal jeder in seinem Gebiet fest und Bewegungspunkte sind sogar ziemlich wertlos. Man kann nicht mal in andere Gebiete laufen, um dann dort über die beiden 4-Felder-Tracks auf dem eigenen Player Board Steine abschmeißen zu dürfen. Und zwar solange bis Link Tokens liegen, idealerweise natürlich die eigenen. Dann ist nicht nur der Weg in andere Gebiete frei, sondern auch richtig starke Erträge beim Betreten. Wenn's die eigenen Link Tokens waren, ist obendrein noch eine spielerspezifische Sonderfähigkeit freigeschaltet. Dann will man ggf. an offenen Enden umdrehen müssen, um wiederholt über die gleichen Link Token drüberzulaufen. Dann kaskadieren die Erträge.

    Für mich ein wunderbares Beispiel, wie relativ simple Sachen (z.B. kaufe möglichst nur Action Tiles mit gleichen Symbolen -- hier Bewegung -- und dafür passende Trigger-Plättchen für ganz oben auf dem Förderband) unter dicken Schichten von Mechanismen vergraben sind. Vieles davon ist auch unlogisch und unthematisch. Etwa dass Betreten von Link Tokens der beste Lohn für das Bewegen ist und die thematisch viel stärker begründete Möglichkeit, in Gebieten mit dem eigenen Avatar Steine abschmeißen zu dürfen, eigentlich nur ein sekundärer Effekt ist.

    An Age Contrived ist nach meinem Eindruck so ein Spiel, wo der Kenner (bzw. analytischere/spielstärkere/regelkundigere Spieler) locker mit jedem Anfänger den Boden aufwischen wird, aber nach fünf Spielen könnte es schon ausgespielt sein und repetitiv werden. Ich sehe haufenweise Regeln, aber dafür viel zu wenig Spieltiefe.

    Reizt mich überhaupt nicht. Positiv sind die schnellen Züge (sofern keine Grübler dabei sind). Und ein Hingucker wird's natürlich auch, so viel ist sicher. Aber das war's dann auch schon an Positivem, was mir aufgefallen ist. Das Ganze hat für meinen Geschmack null Eleganz. Aufblasene, verkomplizierte Mechanismen ohne ausreichende thematische Untermauerung ... und für dieses Maß an Verkomplizierung habe ich dann bei Paul Grogans Playthrough einfach viel zu wenige spannende Spielentscheidungen gesehen.

    Was ich in Spielen haben möchte, sind eher 2-3 offensichtlich gute Zugoptionen, bei denen ich aus dem Stegreif nicht sagen kann, welches die beste davon ist. Alles irgendwie gut, aber auf unterschiedliche Weise bzw. unter unterschiedlichen Randbedingungen. An Age Contrived bietet mir dagegen haufenweise Zugoptionenen, die unter dicken Schichten von Mechanismen verborgen sind, aber wenn ich die Mechanik einmal durchdrungen habe, ist die Bewertung der Züge dann doch eher simpel.

    Ich persönlich bin auch kein großer Freund von Spielen, die maßgeblich von Vorlagen des vorherigen Spielers leben (hier: beim Komplettieren der Monument-Stufen), wenn nur reihum im Uhrzeigersinn gespielt wird. Dann hat derjenige einen Vorteil, der links vom schwächsten Spieler sitzt. Aber das sind Kleinigkeiten.

    Mein Bauchgefühl ist, dass An Age Contrives so die Kategorie Spiel ist, bei der man mehr oder weniger viele Spiele braucht, um die Mechanismen zu verinnerlichen. Genau solange macht's dann auch Spaß, wenn man am Mechanismen-Lernen und -Erkunden an sich Freude entwickeln kann. Natürlich wird man dabei auch über die ersten paar Spiele merklich besser werden, etwa wenn man das mit dem Schiebe-Mechanismus starke Züge vorzubereiten lernt. Klar, das macht auch Spaß. Das mag für viele auch schon reichen, um das Spiel hochzujubeln. Aber was kommt dann, wenn man die rein mechanische Seite durchdrungen hat? Das Spiel selbst ist hier doch völlig öde, trotz der Gimmick-Türme. Das ist ja nur ein eher unthematisches Abschmeißen von Spielsteinen auf dem Spielbrett für Endwertungspunkte. Wo ist da der Reiz dabei, der über fünf, zehn oder mehr Spiele tragen soll?