Beiträge von verv im Thema „LCG Einstieg - Tipps etc.“

    An Arkham Horror, Herr der Ringe oder Marvel Champions habe ich keinerlei Interesse, dies kann ich schon mal sagen.

    Sind das nicht die einzigen wirklichen LCGs? Also die, die auch so heißen dürfen – weil Trademark von Fantasy Flight und eben die drei, die aktuell noch im Druck sind. (Oder ist Game of Thrones auch noch in print?)


    Also auch auf die Chance hin, dass das für dich jetzt gar nicht hilfreich ist, kann ich ja mal meinen Einstieg in das Arkham Horror LCG schildern. (Aber vielleicht ist das ja auf andere LCG übertragbar, auch wenn Arkham Horror für dich nicht in Frage kommt.) Ich hatte mit dem Spiel eine Weile geliebäugelt aber nie gekauft – einerseits, weil mir der Einstieg zu unübersichtlich und teuer erschien, aber auch, weil die Erfahrungen meiner Spielerunden mit Eldritch Horror nicht so super dolle waren. Und dann hat es sich glücklich ergeben, dass ich die Grundbox (über eine Instagram-Verlosung der Spieledinos) gewonnen habe. Das Gewinn-Exemplar zur Verfügung zu stellen war seitens Asmodee ein sehr kluger Schachzug, wenn man an die hunderte Euro denkt, die ich danach in das Spiel investiert habe. 😉

    Mich hat das eben genau aus dem von dir geschilderten Grund fasziniert: nämlich dass alles über Karten läuft. Mein Ermittler ist ein Deck, die Orte sind Karten, die Gegner kommen aus dem Deck und immer wieder passiert es in dem Spiel, dass man eine Karte umdreht und auf der Rückseite was ganz anderes ist, als man erwartet hat. Ich finde das gleichzeitig total elegant wie auch faszinierend, was aus diesem System ständig an neuen Ideen rausgeholt wird. Der zweite Punkt ist, dass das Spiel – obwohl Cthulhu-Mythos beileibe nicht das frischeste Thema ist – wie kaum ein anderes Spiel Story vermittelt. Das Prinzip mit Agenda und Szene, die sich eine Art Wettrennen liefern, finde ich super gelungen. Das – kombiniert mit der Tatsache, dass man einfach weiter in der Kampagne spielt, egal wie ein Szenario ausgeht – gibt gleichzeitig eine reichhaltige Geschichte vor und mir dennoch das Gefühl, dass ich diese beeinflussen kann, aber ohne das übliche "Choose Your Own Path"-Prinzip (was es meist nur ein wenig zwischen den Szenarien gibt). Und all das führt bei mir dazu, dass das Spiel ein ungebrochener Solo-Hit ist. Etwas gezwungenermaßen, weil meine Freundin das Thema absolut nicht mag und der überwiegende Rest meiner Spielefreundschaften den Einstieg nicht machen will. Denn da darf man sich nichts vormachen: die Einstiegshürde – zumindest bei Arkham – ist hoch!

    Ich selbst aber hatte schnell Bedarf an mehr Szenarien und das lief dann so, dass ich zuerst dachte: "Na komm, einmal Dunwich für eine richtige Kampagne und dann wird's auch gut sein." Gefolgt von: "Carcosa soll ein echtes Highlight sein, das nimmst du noch mit, aber dann ist auch gut." Und irgendwann, wenn man drei, vier Zyklen zu Hause hat, ist man einfach so drin, dass man noch mal eine ganz andere Art von Freude aus dem Spiel ziehen kann. Ich habe gerade gestern Abend ein fast anderthalbstündiges YouTube-Video zu den neuen Scarlet Keys-Karten geschaut und bin jetzt an dem Punkt, wo ich bei fast jeder Karte denke "Da möchte ich mal ein Deck drumrum bauen!" oder "Das würde super in dieses Deck passen, was ich immer mal ausprobieren wollte!"



    Also so viel zu meiner persönlichen Historie. Meine erster Tipp wäre: am Besten einfach mal ausprobieren. Bei Arkham hätte ich bis letztes Jahr noch gesagt, die 35€ für eine Grundbox sind eine recht kleine Investition und die reicht auch voll und ganz um auszutesten, ob einem das Spielprinzip liegt. Mittlerweile ist die ja etwas umfangreicher und geht eher so in Richtung 60€. Und wenn du dich für Earthborne Rangers interessierst wo das nicht so häppchenweise verkauft wird, dann heißt ausprobieren eben: dicke Kampagnenbox für 99€ oder irgendwo versuchen mitzuspielen.


    Was ich weiterhin als Tipp geben würde: es ist total ok am Anfang Hilfestellungen zu nutzen. Z.B. in Sachen Deckbau: lieber erstmal mit einem vorgefertigten Starter Deck losspielen als ab Partie 1 zu versuchen, das von der Pike auf selbst zu erstellen. Das ist jetzt wieder aus Arkham-Richtung gedacht: bei Marvel Champions z.B. sind die Decks ja glaube ich immer vorgefertigt, weil auf den jeweiligen Superhelden zugeschnitten, oder? Bei Earthborne Rangers war es zumindest damals in der Demo so, dass man sein Deck aus Modulen zusammensetzt, die die Charakterklasse, Profession und Gesinnung repräsentieren – das ist also etwas geleiteter als bei Arkham.


    Und mein letzter Tipp ist: entweder du bist ok damit das solo zu spielen oder du suchst dir eine:n Freund:in (oder mehrere), die gemeinsam mit dir Lust da drauf haben. Weil das ist schon was anderes als der Spielrunde mal ein neues Spiel vorzusetzen, das in 45 Minuten zu erklären und loszuspielen. Ein LCG benötigt – unabhängig von den finanziellen Investionen dessen, der's kauft – auch ein gewisses Commitment der Mitspielenden. Man kann zwar auch die Grundregeln erläutern, das Szenario aufbauen, den Mitspielenden vorgebaute Decks in die Hand drücken und versuchen so loszuspielen, aber das ist in meiner Erfahrung nicht ideal. Weil die Spiele meist kooperativ sind, ist die Grenze zwischen Hilfestellung geben und Alpha Leader-Problem ziemlich schmal. Und an der Hand durch das Szenario geführt werden ist für die Mitspielenden meistens nicht so eine tolle Erfahrung, dass sie danach unbedingt Lust auf mehr haben. Aber falls du begeisterte Mitstreiter hast, ist das echt toll, weil es dem Spiel nochmal eine andere Ebene hinzufügt, wenn du auch von deinen Mitspielern überrascht werden kannst.