Eindeutig #Oathsworn. Nach knapp 50h Kampagne auch unser meistgespieltes Spiel des Monats. Meine Eindrücke als Quote aus dem Oathsworn Thread:
Alles anzeigen#Oathsworn, eine beeindruckende Reise.
Oathsworn kam vor ein paar Monaten an und wir hatten uns direkt am Anfang den ersten fünf Kapiteln mit voller Begeisterung gewidmet. Nach einer Pause, weil das Leben passiert ist, haben wir diese Woche weiter gemacht und haben gerade das letzte Kapitel beendet. Ich möchte euch spoilerfrei an meiner bzw. unserer Erfahrung teilhaben lassen.
Bitte beachtet, weil es immer wieder vorkommt:
Ich habe keinen Anspruch an ein objektives Review. Die nachfolgende Meinung ist zu 100 % subjektiv und meine Erfahrung mit dem Spiel, wie wir es gespielt und erlebt haben. Dies muss sich nicht mit eurer Meinung decken, was weder deine noch meine Meinung „schmälern“ sollte. Wer ein objektives Review sucht, der möge bitte mein Eindruck überspringen.
Ich empfand Oathsworn, nach guten 50 Stunden Spielzeit, als eine herausragende Erfahrung. Wie ihr sicher alle wisst, ist Oathsworn ein episches Kampagnenspiel mit einem großen Bossbattle-Aspekt, der sich immer über einen Storypart und dann einen folgenden Encounter erstreckt. Wir haben immer die Story über die App konsumiert und haben nie den „Instant-Action-Mode“ genutzt, der einem nach einem vorherigen Flavortext direkt in den Encounter lässt. Wir haben jeweils einen „full Character“ sowie einen „Companion“ gespielt.
Ich werde versuchen, die Aspekte etwas aufzudröseln, um im Anschluss ein Fazit zu ziehen.
Beginnen wir, wie im Spiel auch, mit der Story. Oathsworn offeriert hier, für mich, seine größte Stärke. Die Story treibt dieses Spiel voran, Jamie Jolly und die weiteren Autoren haben es für mich geschafft, eine fesselnde Welt zu kreieren. Zu jeder Zeit fühlte ich mich als Protagonist, ich konnte mich sehr gut in die Welt hineinversetzen und habe die Atmosphäre zu jederzeit gespürt. Es waren zahlreiche Momente dabei, in denen ich wirklich eine emotionale Bindung zu bestimmten Situationen oder Charakteren aufgebaut habe. Etwas, was ich wirklich genossen habe.
Die Entscheidungen in dem Spiel haben sich zumeist, aber nicht immer, wirklich relevant angefühlt. Spielerisch vermute (!) ich allerdings, dass nur sehr wenige Entscheidungen wirklich eine Relevanz gespielt hat. Zu oft war es so, dass Entscheidungen sich wirklich nur in Form von Rewards an Token unterschieden.
In diesen Storyparts werden verschiedenste Mechaniken und „Puzzle“ genutzt, um die Story etwas „interaktiver“ zu gestalten. Leider haben sich für uns die meisten dieser Mechaniken etwas unglücklich integriert und zumeist mehr genervt, als dass sie uns wirklich begeistert haben. Zusätzlich hätte die ein oder andere Mechanik gerne noch mal detaillierter erklärt werden können.
Die Story wird, über die sehr gute App, großartig vertont und nahm für uns tatsächlich etwas mehr Zeit in Anspruch als der spielerische Anteil. Das hat uns persönlich nicht gestört, aber ich weiß, dass es Leute da draußen gibt, die das wirklich abschrecken könnte. Die Story ist derzeit nur in Englisch zu genießen und hat auch durchaus höheres, englisches Literaturniveau.
Kommen wir zu dem Punkt, wo wir über die Mechanik des Bossbattling sprechen. Dem spielerischen Part von Oathsworn.
Die Kämpfe erstrecken sich über Encounterdecks in verschiedenen Stages, die sich je nach Gesundheitszustand der Nemesis ändern. Diese Encounterdecks bestehen zum größten Teil aus 5 Karten pro Stage, davon allerdings auch zumeist mit Dopplungen innerhalb derselben Stages. Das ist extrem schade, denn so fehlt gefühlt etwas Variabilität im Monsterkampf. Das recht einfache Rahmenwerk, wie sich Monster bewegen und angreifen ist recht schnell verstanden und verinnerlicht, wird aber oftmals von kleinen Details überschattet, die wir zumindest, meist a.) interpretieren oder b.) schlicht hausregeln mussten. Sicherlich hätte man hier über FAQ-Threads auf BGG mehr Klarheit bekommen, aber gewisse Situationen, die sich während des Kampfs ergeben haben wurden weder auf der Übersichtskarte noch im Regelbuch wirklich detailliert erklärt. Ich erhoffe mir, für alle, das über den Reprint eine FAQ mit eingebaut wird und man nicht das Maß der Karte als Begrenzung für die Regeln erachtet.
Thematisch haben mich die Kämpfe leider nur selten begeistert. Der Flavortext war da, aber ist so klein geschrieben, dass er irgendwie in der Action gerne übersehen wurde. Manchmal hat er aber auch für Lacher oder Erstaunen gesorgt und wenn es positiv auffiel, dann richtig.
Beim Aspekt Bossbattler kommt Oathsworn, für mich, in keinster Weise an die Mechanik oder Thematik eines KD:M ran, mit dem es oftmals verglichen wurde. Das paart sich bei KD:M natürlich mit der Charakterprogression bzw. der Settlementmechanik (letztere gibt es natürlich in Oathsworn nicht), was für mich in dem Fall deutlichen Mehrwert bietet.
Die Charakterprogression bei Oathsworn erstreckt sich über einfache Upgrades der Charakterparameter und Token, sowie über recht rare Kartenupgrades. Zum einen ist dies zwar sehr angenehm zu handhaben, zum anderen lässt es mich eine tiefere Spezialisierung oder Charakterprogression vermissen. Die Fähigkeiten der einzelnen Oathsworn sind schon sehr archetypisch und lassen nicht wirklich Änderung zu. Das macht imho auch ein Drunagor besser, bei dem ich ähnliches bemängelt habe. Ein Middara siegt hier natürlich haushoch. Diesen Anspruch mag Oathsworn gar nicht haben, aber nichtsdestotrotz möchte ich es erwähnen.
Oathsworn hat viele Vergleiche hervorgerufen, viele Stimmen laut gemacht und für viel Furore gesorgt. Es bietet Elemente aus sehr vielen Szenegrößen und kann für mich in keiner, außer der Story, deutlich herausstechen oder übertrumpfen. Das klingt nun weitaus schlechter, als ich es empfinde. Denn ich finde Oathsworn integriert, für mich bzw. uns, diese Elemente hervorragend in ein sehr, sehr stimmiges und immersives Gesamtpaket. Die Hardcorestrategen wird es nicht fesseln und den gemeinen Geschichtengenießer vor eine spannende Herausforderung stellen. Irgendwo dazwischen sehe ich mich und deshalb hat mich Oathsworn exzellent unterhalten. Man merkt wie viel Liebe in diesem Projekt steckt, was natürlich auch die Hobbyromantik ordentlich befeuert.
Ich hoffe, ihr konntet mir folgen und euch haben meine Eindrücke gefallen.