Ich verstehe nicht ganz warum du ein "Problem" in Marrakesh siehst.
Seine Argumentation darauf aufzubauen dass das Spiel keine wirklichen Aktionen zuließe weil 33 fest vorgegeben sind geht ja am Kern des Spiels vorbei.
Das bietet Marrakesh ja von vorneherein überhaupt nicht.
Ok, Marrakesh entspricht vielleicht nicht deinem Geschmack oder deinen Erwartungen, aber du hast ja selbst analysiert was Marrakesh als Spiel anbietet. Und das macht es meiner Meinung nach aber eben recht gut.
Marrakesch ist nicht das Spiel das 36 frei wählbare Aktionen anbietet mit denen dann optimale Strategien gefahren werden können. Marrakesh ist das Spiel dass für jeden die gleichen 36 festgelegte Aktionen bietet und sagt: Guckt mal was ihr draus machen könnt.
Der Entscheidungsspielraum liegt offensichtlich nicht darin welche, sondern wann und wie man seine Aktionen plant/macht.
Der Keshi-draft ist meiner Meinung nach auch nicht ganz so trivial. Welche 3 Aktionen möchte ich diese Runde machen,welche später? Welche wählen die anderen? Welche Keshis bin ich bereit zu opfern? Biete ich bewusst Keshis die mir unwichtiger sind für die anderen an damit ich eventuell deren Keshis zuerst hate-draften kann? Welche Farbe nehme ich zuerst damit niemand hate draften kann?
Das Zufallselement Würfelturm ist hier auch ein entscheidender Aspekt des Spiels.
Man muss halt ständig damit rechnen dass eben nicht das raus kommt was man rein schmeißt. Lustig wird es in späteren Runden wenn mal komplett andere Farben aus vorherigen Runden auftauchen und fast keine Farben die rein geschmissen wurden. Oder da liegen plötzlich 2-2-1-1-1-1 Das macht das Spiel sehr taktisch bzw. Situativ. Lässt man den Würfelturm z.B. weg spielt sich Marrakesh ganz anders. Er sorgt halt für den Zwang sich an Situationen anzupassen und einen Plan B zu haben.
2 Keshis anstatt 1 Keshi klingt natürlich auch wie ein no Brainer und ist es in der ersten Runde auch. Dadurch dass es aber viele Kombomöglichkeiten gibt, ist es in späteren Runden manchmal auch sinnvoll diesen einen entscheidenden Keshi zu wählen mit dem ich dann etwas triggern kann oder ein Ziel erreiche.
Blaue Keshis für Schritte auf dem Fluss kann man z.B. durch Wasser kompensieren. Sammelt man viel Wasser dann kann der andere gerne die blauen Keshis haben. Weiß, schwarz und beige bieten Möglichkeiten an andere/weitere Farben zu kommen, über grau komm ich auf andere Spielweisen.
Die unterschiedlichen Farbereiche bieten somit viel Raum für Synergien, Kombos und Umwege.
Marrakesh bietet schon sehr viele Entscheidungsmöglichkeiten. Aber eben auf einer anderen Ebene wie du auch selbst analysiert hast.
Klar, wenn ich ein expertiges Optimierspiel will dann greif ich zu was anderem. Und selbst da sind optimale Entscheidungen oft genug offensichtlich.
Für mich ist Marrakesh interessant weil es sehr interaktiv ist, ich in jeder Runde auf das Reagieren muss was mir der Würfelturm und der Draft anbieten und ich trotzdem die Möglichkeit habe meine Pläne durchzuziehen.
Im gehobenen Kennerbereich spielt sich Marrakesch für mich ziemlich einzigartig und ich finde das was Marrakesch mechanisch anbietet macht es gut. Jede Partie entfaltet sich bisher auch unterschiedlich.
Dass diese Spielweise nicht jedermann Geschmack ist ist klar. Ich habe da auch nicht immer Lust drauf.
Aber zu folgern Marrakesh an sich hätte ein "Problem" bezüglich festgelegter Aktionen oder Entscheidungsfindung kann ich nicht so ganz nachvollziehen.