Beiträge von Joerg2211 im Thema „[2022] Marrakesh“

Zitat von Matze

In dem Preissegment kaufe ich gar kein Spiel, egal von wem.

Mein erster Reflex war, dass ich Dich um Dein rationales Kaufverhalten total beneide und Dich uneingeschränkt dafür loben wollte!

Aber nach dem erneuten Durchlesen blieb ich insbesondere an dem zitierten letzten Satz hängen, der mich an mein Verhalten bei Mode und Restaurants erinnert: niemals würde ich mir Klamotten für 200, 300, 400 € kaufen, weil sie „ein vogue“ sind. Niemals würde ich in einem Restaurant >80€ (p.P.) für den Hauptgang allein bezahlen, weil es mir „so gut nie schmecken wird“. Ich bin mit den Klamotten und dem Essen, das ich bereit bin zu bezahlen, sehr zufrieden.

Aber dafür belächeln mich die Gourmets und das Pendant dazu auf der Kleidungsseite (wie nennt man die???) als „Ahnungslosen“.

Das akzeptiere ich (ebenso lächelnd), denn ich verstehe wirklich nicht, warum ich für Kleidung und Essen soviel ausgeben soll.

Und dann wurde mir bewusst, dass ich mit derselben nerdigen Arroganz Dich Matze ebenso bewerten muss: als ahnungslosen Normalo, der die Tiefe des Spiele-Nerd-Daseins nicht erkennen kann.

Wenn Du „nur wegen des Geldes“ noch nie einen Lacerda probiert hast und das auch nicht willst, bist Du offensichtlich kein richtiger „Geek“.

Du kannst nicht sehen, wie sehr ich beim Schreiben grinsen muss … deshalb erwähne ich es explizit. Natürlich ist es rational absolut korrekt und ausreichend, ein ein phantastisches (Spiele-, Kleidungs-, Ess-) Erlebnis für 40€ einem phantastischen Erlebnis für 100€ vorzuziehen! Keine Erklärung der Welt kann rechtfertigen, für dieselbe Zufriedenheit das Doppelte oder mehr zu zahlen.

Und doch tun wir es … und schreiben nun im 380. Beitrag darüber. Verrückt, nicht wahr 🤪

Mit Spannung verfolge ich diesen Thread, denn er diskutiert 2 für mich sehr interessante Themen: ein neues Stefan Feld-Spiel und die Frage, was ein Spiel kosten soll/ darf.

Die letzten Äußerungen haben mich dann dazu gebracht, selbst mal zu schreiben - eine hypothetische Frage zur Diskussion zu stellen.

„Marrakesh von Queen Games ist zu teuer“ … weil es Queen Games ist, weil das Design nicht ansprechend ist, weil das Spiel bei Paul Grogan nur Nr. 9 war, weil es zwar viele Komponenten hat, aber das reicht nicht für den Preis.

Hm.

Wäre Marrakesh es wert, wenn es von Eagle-Gryphon wäre? Wenn das Design in der üblichen Ian O‘Toole Farbgestaltung daher käme? Wenn der Autor Vital Lacerda wäre. Würden wir dann ohne 365 Kommentare einfach die mittlerweile normalen 100 Euro bezahlen und gut is‘?

Gefühlt würde ich sagen: ja! Es würde niemanden weiter aufregen, wohl keinen eigenen Thread bekommen, mindestens aber nicht so lang und so viel diskutiert werden … denn es ist für Eagle Gryphon und Lacerda und O’Toole normal … für Queen Games und Feld ist es das nicht …

Warum?

Die Spiele-Qualität von On Mars, Lisboa oder Gallerist ist nicht 3x besser als die von Trajan, Burgen von Burgund oder Bora Bora.

Aber das Image ist es …

Und das gibt mir zu denken. Wir Käufer sind doch die, die solche Preis-Schiefstände möglich machen, weil wir im Hochpreissegment kaufen, ohne dafür inhaltlichen (spielerisch äquivalenten) Mehrwert zu bekommen. Der Mehrwert, für den wir zahlen, ist „Image“.

Wenn Queen Games also versucht, ein Spiel in diesem Segment zu verkaufen, wen oder was muss man dann kritisieren? Queen, Du bist nicht Eagle, Hr. Designer, Sie sind nicht O‘Toole, Stefan, Du bist nicht Vital? Oder: Käufer, was willst Du eigentlich - ein gutes Spiel, oder ein Spiel mit gutem Image?

Ich muss gestehen, ich kann diese Frage nicht einmal für mich selbst beantworten, da ich fast alle teuren Lacerdas und „billigen“ Felds habe, ohne schlechtes Gewissen oder Gefühl … ich mag BuBu und Vinhos, ich liebe Trajan und Gallerist …

Was mache ich also mit Marrakesh? Kaufe ich es, weil es einfach ein super Spiel zu sein scheint (Playthrough fand ich einfach klasse!)? Oder lasse ich das Image entscheiden?

… und deshalb verfolge ich so gespannt diesen Thread 😀