Tja. Genau das ist die Frage, die ich mir auch stelle. Ist das wirklich ein echter Entscheidungsspielraum? Oder kommt man nach dem Streichen aller suboptimaler Möglichkeiten doch immer wieder auf die gleichen, einfache Entscheidungsregeln? Meine Befürchtung ist letzteres.
Kleine Randbemerkung vorab: für einen Bauchspieler ist deine Analyse aber schon sehr tiefgehend... Spaß beiseite - ich verstehe den theoretischen Punkt, den du machst, nur sehe ich den Bezug zur Praxis nicht so stark. Will meinen: ja, du kannst Marrakesh wie die meisten Spiele auf einen gewichteten Entscheidungsbaum runterbrechen. Der Turm als korrigierendes, eher Chaos-Element, ist dabei schon mehrfach genannt worden.
Alleine, welche Erkenntnis leitet sich daraus für das Spiel ab? In einer perfekten Simulation gebe ich dir recht, das Spiel würde sehr mechanisch, wie von dir als "auf Schienen", ablaufen.
Aber wir reden doch vom spielen mit Menschen! Ich weiss eben nicht, was mein Gegenüber plant und welche Keshis er reinwirft, genau so wie ich (also ICH auf jeden Fall!) nicht immer den perfekten Zug wähle.
Und ja, ich empfinde die Auslage an Plättchen, Zielen usw. in meiner bisherigen Partien als durchaus entscheidend, da lasse ich ggf. auch mal zwei Keshis liegen, auch wenn von den anderen nur jeweils einer da liegt. nos hat die Dynamik oben ja bereits wunderbar beschrieben.
Ich bin bestimmt weit davon entfernt, das Spiel besonders gut zu spielen. Auf dem Niveau habe ich noch den Glauben, dass verschiedene Wege ans Ziel führen.
[...] allzu oft ist die beste Wahl offensichtlich. Bei solchen Spielen hat man dann nach spätestens 10 Spielen alles gesehen, was es zu sehen gibt.
Den (ersten) Satz könntest du unter 99% aller Spiele schreiben.
Ich nehme dir das auch absolut ab, für mich entsteht Spielspaß halt eher durch die Dynamik und Interaktionen am Tisch als das abspulen von optimierten Zügen. ich bilde mir auch ein, dass Marrakesh nicht so bestrafend ist, als dass du mit einem suboptimalen Zug nicht noch was reißen kannst. Das ist für mich ein wesentlicher Antrieb, Spiele noch mal rauszuholen, weniger das absolute Optimieren.