Beiträge von Fluegelschlaegerin im Thema „19.09.-25.09.2022“

    Hier ein Spielbericht zu #MerchantsCove, das ja nun ganz ganz frisch auf deutsch erschienen ist.


    Ich habe gestern eine erste Partie zu zweit gespielt und heute Abend eine Solopartie. Beide Male bin ich in die Rolle des Schmieds geschlüpft, kann also zu den zahlreichen asymmetrischen Händlern und ihr Balancing/Spielspaß/Regelumfang noch nicht wirklich was sagen.


    Kurzer Überblick über den Spielverlauf:

    Das Spiel geht über 3 Runden, in jeder Runde werden die 6 Boote im Hafen mit jeweils 2 Abenteurern (Käufer in 4 verschiedenen Farben und Schurken) zufällig aus einem Beutel befüllt. Anschließend werden im Wechsel auf den eigenen Spielertableaus kleine und große Waren produziert. Das passiert über Workerplacement Spots + die besonderen Fähigkeiten des jeweiligen Händlers. Der Schmied setzt beispielsweise Würfel ein, deren Augenwert darüber entscheidet, welche Warenfarbe und welche Warengröße produziert werden kann.

    Die verschiedenen Aktionen kosten unterschiedlich viel Zeit und werden mit einem Marker auf einer Uhr abgetragen. Überspringt man dabei mit seinem Marker bestimmte Uhrzeiten, zieht man weitere Abenteurer aus dem Beutel und füllt sie in die Boote im Hafen. Sobald ein Boot durch einen Spieler voll besetzt wurde, darf dieser entscheiden, an welchen Anleger er es stellt. Dort steigen die Abenteurer des Bootes aus und stehen abhängig vom Anleger für verschiedene Warenankäufe zur Verfügung. 4 Boote können in einer Runde anlegen. Die Abenteurer der verbleibenden 2 Boote werden dauerhaft auf die Gasthäuser auf dem Spielplan verteilt.


    Sobald alle Spieler mit ihren Aktionen fertig sind, dürfen sie ihre Waren an die Käufer verkaufen. Dabei wird der Warenwert mit der Anzahl der Käufer multipliziert. Stehen also auf einem Anleger für große Waren 2 blaue Käufer und ich habe zuvor 2 große blaue Waren im Wert von jeweils 8 hergestellt, kann ich diese für 8x2x2 = 32 Goldmünzen (d.h. Siegpunkte) verkaufen.


    Am Schwarzmarktanleger darf man kleine und große Waren verkaufen, erhält jedoch jedes Mal eine Korruptionskarte. Korruptionskarten geben am Spielende Minuspunkte, können über Mitarbeiter, die man einstellt, jedoch auch wieder abgeworfen werden.


    Nach der Marktphase erhält jeder Spieler für die auf seinem Tableau schon freigeschalteten Unterstützungen noch Gold in der Höhe der Anzahl der Abenteurer der entsprechenden Farbe in den 4 Gasthäusern. Je nachdem, welche Farbe ich bereits unterstütze, kann es daher taktisch klug sein, zu verhindern, dass bestimmte Boote an einem Anleger Halt machen und stattdessen dafür zu sorgen, dass sie übrig bleiben und die Abenteurer dauerhaft in die Gasthäuser einziehen. Denn nur die Abenteurer auf den Anlegern werden am Rundenende wieder zurück in den Beutel gelegt.


    Zusätzlich bringen Mitarbeiter und manche Korruptionskarten Unterstützungssymbole, die in der Schlusswertung mit der Anzahl der Abenteurer im Gasthaus multipliziert werden. Ich hatte in meiner Solopartie eben beispielsweise 3 rote Unterstützungssymbole auf meinen Mitarbeitern und habe zusätzlich während des Spiels dafür gesorgt, dass viele rote Abenteurer ins Gasthaus einziehen. So konnte ich allein für die roten Unterstützungssymbole am Spielende nochmal satte 30 Gold bekommen.


    Solospiel:

    Das läuft ebenfalls über 3 Spielrunden, der Sologegner hat ein eigenes Tableau mit Abenteurern und wird über Karten gesteuert. Die Abläufe sind leicht zu verstehen, im Wesentlichen werden auch hier Waren produziert und Abenteurer verteilt. Ich habe auf normaler Schwierigkeit gespielt und dabei eben deutlich gewonnen, man kann allerdings 4 der 16 Karten austauschen, um es schwerer zu machen. Ein Zug funktioniert dabei so, dass 2 Karten nebeneinander gelegt werden und dadurch in der Mitte einen neuen gemeinsamen Aktionsbereich bilden. Über diesen wird entschieden, welche Aktion wie oft ausgeführt wird und wieviel Zeit sie kostet. Sobald der Sologegner Abenteurer auf die Boote verteilen soll, wird zunächst auf seinem Tableau geschaut, ob sich dort noch Abenteurer in einer Farbe befinden, in der er bereits Waren produziert hat. Ansonsten wird aus dem Beutel gezogen. Das zu befüllende Boot und andere ähnliche Entscheidungen werden ebenfalls über die beiden Karten ausgewählt.


    Fazit:

    Merchants Cove ist ein einfaches, sprachneutrales Kennerspiel, das in seinem Grundgerüst auch für Wenigspieler und größere spielerfahrene Kinder gut zu meistern sein sollte. Die verschiedenen Charaktere in größeren Runden komplett neu zu erklären, stelle ich mir jedoch durchaus als Hürde vor. Hat man eine Familie/Spielrunde, die sich da ein bisschen drauf einlassen kann, bekommt man jedoch ein schönes, fluffiges und toll ausgestattetes Kennerspiel (das allerdings auch ein entsprechendes Preisschild aufweist). Die gestrige 2er Partie hat in der Spielerzahl hervorragend funktioniert und war trotz Erst- bzw. Zweitpartie der Spielerinnen in einer Stunde durchgespielt. Am Ende betrug der Unterschied zwischen Schmied und Alchemistin gerade mal einen mickrigen Punkt, sodass das Spiel einen ausgewogenen ersten Eindruck bei mir hinterließ.

    Die Solopartie dauert ebenso eine Stunde, da war bei mir aber noch einiges Blättern in der Anleitung vonnöten. Ich gehe davon aus, dass ich das solo auch in 35-40 Minuten gespielt bekommen kann, sobald ich regelfest bin.

    Solo kommen über die Geheimversteck Erweiterung noch Herausforderungskarten und ein Szenarienheft dazu, auf das ich mich nach den ersten beiden Partien nun sehr freue. Der einfach zu händelnde Sologegner, der aus Vielspielersicht einfache Spielablauf in meiner persönlichen Wohlfühlzone, das Austesten der verschiedenen Charaktere und der ganze weitere Solocontent aus dem Geheimversteck machen das Spiel für mich als Solospiel fast noch spannender, als als Mehrspielerspiel. Ich bin mir jedoch auch absolut sicher, dass mein Mann an dem Spiel auch seinen Spaß haben wird und freue mich daher sehr, dass es auch zu zweit gut funktioniert.


    Wer Brainburner, tiefgreifende Verzahnungen und glücksfreie Optimieraufgaben sucht, sollte dringend die Finger von Merchants Cove lassen. Wer noch Platz für ein liebevoll gestaltetes, abwechslungsreiches Kennerspiel mit guter Splospielbarkeit hat, sollte meiner Meinung nach mal genauer hinschauen.