Beiträge von koala-goalie im Thema „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht - Episoden Diskussion & Theorien“

    So ... Nachdem die Serie jetzt fertig ist, hab ich mir doch mal den Probemonat Prime gegönnt und die Serie auch geschaut. Und ich empfand die ... auch eher mittel. Ich hab hier etwas quer gelesen, aber sonst noch keine Youtuber oder Kritiken konsumiert. Es folgt einfach der Eindruck eines Tolkien-Fans, der auf Lore und Treue zur Vorlage eigentlich keinen großen Wert legt.


    Ich mochte dabei Geschichte der Harfüße und von Gandalf und hab überhaupt kein Problem damit, dass es Gandalf ist. Er mag auch schon im zweiten Zeitalter im Verborgenen gewirkt haben und von den Harfüßen hat ja auch keiner Notiz genommen. (Das passt für mich auch gut zu Lore und ich weg jetzt erstmal keinen Widerspruch zum Kanon.)

    Die Geschichte in den Südlanden empfand ich im Großen und Ganzen auch gut. Bronwyn hätte gerne noch etwas mehr Charakter ab bekommen können, irgendwie blieb die Figur unter ihren Möglichkeiten, aber nicht so wichtig. Die Idee mit den Gräben und Tunneln fand ich gut inszeniert.

    Auch die Geschichte mit Elrond und den Zwergen fand ich gut. Mochte die Charaktere und fand den Plot schön dynamisch. Elrond fand ich auch ganz gut getroffen. Dem zur Serie noch relativ jungem Elrond konnte ich mir als ehrgeizigen, aber auch etwas leichtherzigen Politiker ganz gut vorstellen.

    Jetzt kommen wir aber zum in neben Augen weniger gelungenem...

    Da ist einerseits Galadriel, die neben ihrer Getriebenheit etwas impulsiv und störrisch rüber kommt. Will für mich nicht ganz zur Jahrtausende alten besonnenen und rationalen Strategin passen, zu der sie später wird. Ihre Figur ist so ein wenig wie eine Heldin, die zufällig in die Geschichte stolpert und mit Glück und Unterstützung viele Abenteuer meistert ... Allein schon ... dass sie so lange zauert, dass sie last-minute ins Meer springt ... die Galadriel war völlig anders als ich das Wesen der Elben vorher kennen gelernt hatte. Und eben leider nicht überzeugend anders ... im Gegensatz zu Elrond wirkt Galadriel auf mich nicht als rund ausgearbeiteter Charakter. Ich hatte beim Schauen mehr den Eindruck, dass Galadriels Charakter so sein musste, wie er in der Serie war um die Geschichte und die unterschiedlichen Schauplätze zusammen zu halten (und eben nicht zuerst der Charakter da war und sich aus diesen heraus die Geschichte ergeben hätte).

    Dann Halbrand a.k.a. Sauron. Irgendeine überzeugende Erklärung hätte ich schon gerne gehabt, dass eine der ältesten und mächtigsten Figuren dieser Welt, desillusioniert und antriebslos wie ein im Erstberuf gescheiterter Mitzwanziger auf dem Meer abhängt und auch in Numenor erstmal nur auf eine eigene kleine Basis hin arbeitet. Ich kann zwar die Entscheidung gut verstehen, dass man hier die Verwirrung und das Erwachen Saurons nach Morgoths Ende ausnützt um Sauron einen zwiespältigen Charakter zu geben und auch dessen Weg zur Bosheit zu zeigen, aber dessen Umsetzung gefiel mir nicht besonders. Es wirkte irgendwie wie ein Erzählschema über einen früher von Pech Verfolgten, dessen wahres Potenzial durch die Begegnung mit den richtigen Leuten erst heute gebracht wird. Und von einem Coming-of-age Sauron hätte ich mir aber mehr eigenen Antrieb, mehr Ehrgeiz, mehr List erwartet. Aber irgendwie lag das auch am ganzen Numenor Plot. Dem hätte irgendwie mehr Zeit gut getan. Um die Politik in Numenor besser zu erklären, den dortigen Figuren (inklusive Halbrand) mehr Zeit zur Entfaltung zu geben. Für mich wirkte das alles zu abgehetzt.

    Genauso die Entstehung der Ringe. Die Idee mit den schwindenden Seelen der Noldor, die durch das mit dem Licht Valinors gesegneten Mithril wieder geheilt werden soll ... Stark. Aber das alles dann in so eine (für meinen Geschmack) überhastete Sequenz am Ende der Staffel zu stecken... Empfand ich irgendwie unbefriedigend.

    Da wurde anscheinend alles dem "Wer ist Sauron" Spiel der Staffel unter geordnet. Und zumindest ich hätte gerne lieber eine mit mehr Geduld erzählte Geschichte erhalten.