Beiträge von Kathrin im Thema „Wie am besten Regeln erklären....“

    Schöne Gelegenheit, mal wieder ins Games Journal zurückzusurfen: http://www.thegamesjournal.com/articles/TeachingRules.shtml

    Die dort vorgeschlagene Art zu erklären finde ich immer noch sehr gut.

    Allerdings würde ich folgende Dimension dazulegen: Wie oft habe ich selbst schon das Spiel gespielt, das ich gerade erkläre?

    Eines meiner meist erklärten Spiele ist Puerto Rico. Super: Anhand der Übersicht zu den Rollen und dem Material kann ich praktisch alles mit Verweis auf verfügbare Information erklären. Und vergesse aus demselben Grund auch (meist) nichts. Bekannte Knackpunkte (Auswahl): Reihenfolge und Verschiffungspflicht beim Kapitän, genaue Reihenfolge beim Aufseher.

    Zuletzt habe ich wieder mehrmals Terra Mystica erklärt. Momentan probiere ich einen erzählerischen Ansatz aus beim Erklären. Zuerst von den Völkern erzählen, die sich ausbreiten wollen, dazu gehören Terraforming und Aufwertung der Gebäude. Dann Erwähnung, dass es sechs Runden und eine abschließende Wertung gibt, und schließlich strukturiert die Aktionen erklären, anhand der Übersicht. Dann das Material durchgehen, welche Derails noch nicht erklärt wurden. Zum Beispiel das Vernichten der Macht (aus Schale 2 einen Stein entfernen, um einen in die aktive Schale bringen zu können - ist auf dem Material vermerkt, so dass meist auch schon jemand nachfragt).

    Was aber, wenn ich das Spiel selbst noch nicht gespielt habe? Hier habe ich mir folgende Vorgehensweise angewöhnt: Naja, bei kurzen Spielen einfach Regel vorlesen. Zum Vorlesen von Regeln habe ich meine Meinung echt geändert. Fand ich früher ein „No Go“… Bei komplexen Spielen will ich aber die Regel vor dem ersten Spiel selbst gelesen haben, wenn ich es erkläre.

    Für komplexere Spiele erzähle ich zu Beginn frei ein wenig über die Stränge, die ich beim Regellesen als wesentlich verstanden habe (thematisch oder auch von der Mechanik). Dabei versuche ich, auf folgende Aspekte einzugehen: Thema, Spielziel, Bereiche des Spielplanes, spielen wir kooperativ oder gegeneinander, gibt es gemeinsame Bereiche oder mehr individuelle, und so etwas. Mit dem Hinweis, dass ich nur erste Strukturen vermitteln möchte. Ziel: Jeder „kommt“ schon etwas im Spiel „an“ und erhält eine erste Orientierung. Und dann gehe ich streng entlang der Spielregel vor und nehme damit auch die anderen am Tisch mit in die Pflicht, aufzupassen. Dabei wechsele ich zwischen Zusammenfassung mit Check, dass alle Details und Ausnahmen genannt sind, und dem Vorlesen von Abschnitten.

    Dauert das alles länger als ein komprimiertes Erklären zum schnellen Loslegen? Ja. Aber nach meiner Erfahrung führt das zu besseren Spielerlebnissen und weniger Ausrufen „das hast du aber nicht erklärt!“.

    Was macht mich selbst beim Erklären total wuschig, wenn jemand anderes erklärt? Wenn ich mit Details zugeschmissen werde, ohne dass ich eine erste Orientierung zu etwa Spielziel, Rundenstruktur etc. habe. Wenn mein Auge eigentlich auf der Reise über den Spielplan ist, ich aber keinerlei Anhaltspunkte habe, was ich dort sehe und worauf sich die erklärende Person gerade bezieht. Dann geht in meinem Kopf eine Schere auf - ich versuche visuelle Informationen zu sortieren, während die akustischen einen völlig anderen Strang erzählen, den ich aber nicht einordnen kann, weil ich es nicht in Bezug bringen kann. Daher: Bitte holt mich anfangs einmal ab, etwa mit einem ersten Überblick über den Plan, das Material, und dann kann ich auch eine Druckbetankung mit Details verarbeiten.