Beiträge von smatke im Thema „Stromverbrauch und Strompreise“

    Eine Verwandte arbeitet beim Energieversorger. Menschen die jährlich wechseln, landen tatsächlich auf "schwarzen Listen" und bekommen keine Verträge mehr, wenn die großen Energieversorger das mitbekommen.

    Da würde ich gerne wissen, wie die das machen. Menschen, die jährlich wechseln, sind nur dem Netz bekannt. Das Netz kann und darf dem Vertrieb nicht die Daten in der Qualität mitteilen, dass der Vertrieb das überhaupt nachverfolgen kann. Dann würde ich auch gerne wissen, was genau auf der schwarzen Liste landet. Die Malo? Wohl kaum, die ist nicht an eine Person gebunden. Du kannst den Vertrag auf deine Kinder, deine Frau oder dich anmelden.

    Da ich aus der Branche komme, würde ich wirklich gerne wissen, wie die das machen. Frag das bitte deine Verwandte, es interessiert mich wirklich. Und da ich für 2 große Versorger gearbeitet habe, interessiert mich das noch mehr. Weil soviele andere Große gibt es nicht.


    PS: Ist dies auch nur für einen Vertrieb möglich, der nicht Grundversorger ist. Der Grundversorger muss den Kunden annehmen. Ich frage mich wirklich, wie ein Vertrieb an diese Information kommen kann.

    Freizeitvernichter die Zeit gab es, wo niemand mehr angenommen wurde. Mittlerweile hat sich der Gasmarkt ja mehr als stabilisiert, daher nehmen die Versorger auch wieder Neukunden auf.

    Um aber auch hier mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen (runtergebrochen auf ein einfaches Modell, es gibt da natürlich noch ganz viel Grau ;) )

    Generell kann der Gasversorger über 2 Wege Gas beschaffen. Kurzfristig, also er kauft immer wieder benötigte Menge ein, oder langfristig, der Versorger kauft mit Vertragsabschluss des Kunden die benötigte Menge.

    Max Mustermann verbraucht 15.000 kWh Gas im Jahr. Nun geht er auf die Unknowns-Gas.de (UGas) Seite und schließt einen Gasvertrag ab. Der Preis basiert auf dem heute möglichen Preis und es gibt grob 3 mögliche Beschaffungsstrategien für UGas
    1) UGas kauft bei seinem Lieferanten 15.000 kWh zum fixierten Preis für Max (und kann somit nicht mehr handeln/spekulieren)
    2) UGas kauft beim Lieferanten X kWh zum fixierten Preis und Y nach und nach an der Börse zum Tagespreis
    3) Ugas kauft alles an der Böre zum Tagespreis

    Generell kann man - risikobehaft - günstiger täglich Menge beschaffen. Ohne Risiko geht es mit der langfristigen Abnahme. Die eher konservativen Anbieter kaufen ihre Menge mit langfristigen Verträgen und die günstigen Wechselanbieter kaufen kurzfristig. Das war auch in den letzten 2 Jahren der Genickbruch für viele günstige Anbieter. Die haben dem Kunden für 5 cent verkauft, hatten keine langfristige Beschaffung, und mussten nach der Preisexplosion für 10 cent Menge kaufen. Haben den Kunden also mit 5 cent Verlust beliefert.

    Viele Anbieter sind gut durchgekommen, weil die die benötigte Menge langfristig beschafft hatten. Der Preis ist zwar explodiert, aber die Menge war bereits abgesichert.

    Das macht es aber auch vielen konservativen Anbietern schwer, euch während der Vertragslaufzeit einen besseren Preis anzubieten. Es wurde die Menge für euch bereits beschafft.

    Auch wenn es hier um Strom geht, fragt bei Euren Gasversorgern mal nach. Der Gaspreis ist auf den tiefsten Wert seit 5 Jahren gefallen. Gas ist billiger als vor Corona und vor dem Ukraine Konflikt.

    Bei uns wurde der Gaspreis drastisch gesenkt. ABER... nur auf Nachfrage! Die Versorger machen es nicht automatisch, anders als bei Preiserhöhungen. Da sind sie schnell.

    Ich habe Euch einen Screenshot vom Naturgaspreis auf dem Weltmarkt vom 28.03.24 beigefügt. Hier sieht man gut, wie der Preis wieder gefallen ist.

    Klar gibt es Kontigente oder man verzichtet auf Marge, wenn man langfristige Kunden dann im Kundengespräch halten will. Aber das ist für alle einfach - wie beschrieben - nicht möglich. Die Aussage, dass Preiserhöhungen schnell gehen, halte ich für sehr polemisch. Ich habe ca 20 Jahre bei Energieversorgern gearbeitet und jede Preiserhöhung ist gefährlich. Man weckt die Kunden, regt zum wechseln an und bietet einen Kündigungsgrund. Auch hängt an Preiserhöhungen ein großes Arbeitsvolumen, was Geld kostet. Die EVUs die ich kenne, die überlegen sich sowas schon sehr genau.

    Jetzt weiß ich aber aus dem einen Satz auch nicht, ob die Information über Preisanpassungen von Steuern, Abgaben, Netzentgelten etc gemeint ist, auf die der Vertrieb keinen Einfluss hat, aber vom Kunden als Preiserhöhung gewertet werden.


    Was ich wirklich sagen möchte. Viele EVUs verdienen noch gut, aber die goldenen Zeiten sind vorbei. Es ist ein hartes Geschäft. Gerade für die Stadtwerke die einen Vertrieb haben, aber auch eine Netzgesellschaft sind. Es gibt so viele Anforderungen, technisch, von den Behörden ...

    Wenn ich überlege, wieviel Geld in die ganzen statistischen Abfragen, die Berechnung der verschiedenen Steuern (ja, das EVU muss berechnen, wieviel Energiesteuern es zahlen muss, und wird überprüft. Und es gibt soviele Ausnahmen, etc...) Hier wäre ein Bürokratieabbau wirklich super

    Archibald Tuttle


    Wie misst du den tatsächlichen Stromverbrauch einzelner Geräte so genau? Oder sind das geschätzte Hochrechnungen?

    Beim überfliegen habe ich generell nur von Messgeräten gelesen. Aber den maximalen verbrauch kann man leicht selber rechnen.

    Watt Leistung des Gerätes durch 1.000, dann hast du den kWh Verbrauch.

    Sprich. Hast du ein Gerät mit 20 Watt Leistung, sind das 0,02 kWh je Stunde Betrieb. Dadurch kann man leicht den Jahresverbrauch von Geräten im Dauerbetrieb einschätzen.

    Wissen viele nicht, falls dir das bekannt war, stolpert vielleicht jemand drüber, der das nicht wusste ;)