Beiträge von koala-goalie im Thema „Was wollt ihr in einer Rezension/Ersteindruck/Spielbericht lesen?“

    Noch ein nachträglicher Gedanke:

    Abgesehen davon ...

    ... wie die Balance ist (was mich persönlich erst dann interessiert wenn ich da von selbst auf einen entsprechenden Verdacht gekommen bin) oder

    ... wie es mit der Spielerzahl skaliert (für mich persönlich ein eher überschätztes Thema)

    Sind die meisten tief-liegenden Punkte, die ich gerne in einer Rezi lesen möchte, relativ Gefühls-getrieben: so Sachen wie Flow, Langzeit-Motivation, Art und "Weiterentwicklung" der Spieler-Interaktion, Offenheit (und Anreize Groupthink zu überwinden) ...

    Und da ist es sowieso schwierig, dass aus den Texten anderer für sich selbst zu interpretieren. Selbst wenn es in den Texten drin stünde ... was es ja oft genug nicht tut.

    Aber 70% einer Rezi hab ich in meinem Gefühl nach einmal spielen beisammen. Beim zweiten Mal dann 85%.

    Und genau das ist ein Trugschluss. Ein Expertenspiel kann man nach 1-2 Partien geschmacklich einordnen, aber keine Rezension über Balance, Spieleranzahl, etc. Schreiben. Man braucht meist erst 3-4 Partien oder mehr, um überhaupt alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Diese muss man dann theoretisch erstmal in nahezu allen Spielerzahlen testen um zu sehen, ob und wie es funktioniert. Das geht (bei Expertenspielen) nicht in 1-2 Partien.


    Darum ist es letztendlich ein Ersteimdruck und keine Rezension.

    Da sehe ich keinen Widerspruch. Ich stimme dir da voll zu, aber das ist halt nur ein kleiner Teil der meisten "Rezensionen".

    Ich wollte sagen: 70% bis 85% des Texts kann man mit dem Infos von wenigen Partien verfassen. Die restlichen (von dir aufgezählten) Infos brauchen richtig Arbeit (und selbst dann ist deren Aussagekraft manchmal noch schwach).


    Und da habe ich mich gefragt ob sich dieser Aufwand für den einzelnen Hobby-isten überhaupt irgendwie lohnt. (Aufmerksamkeits-ökonomisch schon mal nicht, emotional für den eigenen Anspruch? )

    Deswegen bin ich ja (auch) im Lager: Die Masse grober Eindrücke schlägt fie Rezension.

    Mich würde es nicht wundern, wenn der Großteil der Rezis nach 1 bis 3 Partien entsteht

    Also, ich schreib ja auch keine Rezensionen, sondern stammel halb übermüdet Spielberichte und Fragmente (die mir eben zum Spiel so einfallen) zusammen während ich im Zug vom Spieleabend heimfahre. Aber 70% einer Rezi hab ich in meinem Gefühl nach einmal spielen beisammen. Beim zweiten Mal dann 85%. Deswegen finde ich das auch an sich gar schlimm ... so lange eben irgendwie rüber gebracht wird, warum dieses Spiel jetzt eben eine besondere Erfahrung war (oder warum es eben keine besondere Erfahrung war).

    Von dem her bestehe ich, dass da im Hobby-Bereich mehr mit "Ersteindrücken" und noch mit Rezensionen gearbeitet wird.

    Und auch als besser sind mir oft 10 knackig formulierte Ersteindrücke von verschiedenen Spieler-Charakteren lieber als eine umfangreiche Rezi. Da macht es dann mehr die Masse. Ich lese deshalb auch lieber hier die Wochenberichte als lange Rezis unbekannter Blogger.

    Weil die Vielzahl der Berichte geben halt ein besseres Bild. Da kommen welche nach der ersten Partie und welche nach der 25ten. Da kommen Solo-Berichte und welche mit 5 Spielern. Gerade im Hobby-Bereich empfinde ich da "Masse statt Klasse" gar keinen schlechten Ansatz. Weil ... die Mehrarbeit der Einzelnen für eine umfangreiche Rezi lohnt sich für das Gesamtbild nur in geringerem Maß.

    So nach dem Motto "ich habe ein Spiel weiter erkundet, folgendes habe ich herausgefunden". Deswegen würde ich es sehr schätzen, wenn da bei Blogs gegebenenfalls mehr Ersteindrücke und später immer wieder mal Updates kommen, wie das Spiel denn nach längerer Zeit so gefällt. (Aber Aufmerksamkeitsökonomie funktioniert wohl leider anders.)


    Das Problem ist halt ... es fällt mir immer schwerer da Standardfloskeln zu vermeiden, weil die Spiele desto weniger besonders werden, je mehr neue Spiele man so spielt. Gerade bei Euros: Ich schreibe da gerne "fluffig" um zu beschreiben, dass die eigenen Züge leicht einen guten Flow finden können. Aber Unterschiede aus diesen Flow herauszuarbeiten klappt nach einmal nicht. (Das kann ich aber auch aus professionellen Rezis nicht oft heraus lesen.)