Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „Kinder sind was Tolles“

    Auch wenn uns das nicht mehr auffällt - gleiches gilt für Züge. Menschen ist beim Befahren der ersten Züge mit Tempo 40 physisch schlecht geworden, sie klagten über Schwindel und Übelkeit, und bei Tempo 100 gab es viele Kreislaufausfälle. Das ist ein Teil Massenhysterie, aber auch ein Teil Kognition der neuen Reiseerfahrung. Und für Babies ist das ja immer noch eine neue Reiseerfahrung (neben der Luft, den Geräuschen und allem andren).

    Wir hatten keine echten Schreibabies, aber schon welche, die auch ohne Anlass weinten. Dann weiß man, dass Eltern gerade auf Reisen nicht immer etwas tun können und geht gelassener damit um. Tatsächlich war das Gefühl eben eher ein sentimentales.

    Ich saß eben 30 Minuten neben einem kreischenden Baby im Zug. Du kannst sofort sehen wer da schon ein Elternteil war (müdes Grinsen, zustimmendes Nicken zur Mutter, leichte Apathie) und wer noch nicht (fluchtartiges Verlassen des Wagens, "So tut doch was"-Blicke, genervt sein). Und ich dachte die ganze Zeit nur: Schön, das erlebt zu haben, und schön, dass es vorbei ist.

    Ich hab das auch mühsam lernen müssen bei Schwimmbädern und Freizeitparks - meine beiden (8 und 13) finden Rutschen nur sehr begrenzt toll, gerade die langen dunklen werden einmal gefahren und dann nie wieder, ebenso sind bei beiden Achterbahnen unbeliebt. Immerhin krieg ich sie auf Wildwasserbahnen, das ist eh das, was ich selbst auch am liebsten mache. Für uns sind die harmlosen kleinen Vergnügungsparks zumeist viel besser geeignet als die großen, und die Wartezeiten sind da auch sehr viel netter.

    Mein Sohn neigt seltsamerweise zu einem für einen Achtjährigen sagen wir einmal etwas ungewöhnlichen Sprachgebrauch (abstruserweise geht der Vorwurf, der Quell allen Übels zu sein, immerzu an mich). Nun waren wir zur Blutabnahme im Krankenhaus, nicht zum ersten Mal, er betritt den Raum, die Arzthelferin begrüßt ihn und fragt ihn gleich, ob er das schon kenne. Mein Sohn, etwas indigniert: "Sicherlich! Ich habe da schon Erfahrungen sammeln müssen". Sie, minimal irritiert, lässt ihn Platz nehmen, sticht ihm die Nadel in den Arm, er zuckt nichtmal, eine einzelne Träne kullert über seine Wange, daraufhin fragt sie ihn, ob es wehtue. Er: "Es gibt so viel Schlimmeres im Leben!".


    Manchmal habe ich das Gefühl, das ist nicht mein Sohn, das ist mein reinkarnierter Großvater.

    Das einzige was gutes Mitmach-Puppentheater überbieten kann, ist das Kreischkonzert von Kindern bei einem richtig guten Kinderzauberer. Ich bin aus der Veranstaltung halb taub herausgekommen, und mein Sohn war so hemmungslos überdreht wie nie zuvor oder danach. Kann ich nur empfehlen. Man sollte aber bei Puppentheater vorher mit dem Kind drüber sprechen, dass es neben der Mitmach- auch die ernste Zuhör-Variante gibt. Sonst wird das sozial ein sehr sehr schwieriges Erlebnis... :)

    Danach hab ich sie dann lieber wieder Switch spielen lassen...

    "Mission accomplished" wird der Kleine gedacht haben... 😂

    Ganz so schlau war er nicht. Er hat seiner Mutter breit von den Switch-Spielen erzählt die er hier kennengelernt hat, die Mutter kann mit recht schlichtem 1x1 ausrechnen, wieviel er hier gespielt hat, und ich fürchte dass wir ihn hier so schnell nicht wiedersehen (was jetzt kein echtes Problem ist, da mein Sohn bei seiner Mutter ebenfalls nahezu medienfrei lebt und dort entsprechend ein sicherer Hafen für seine Freunde existiert).

    Also, ich hab ja schon altkluge Kinder erlebt, aber der Freund meines Sohnes hat da am Wochenende dem Faß den Boden ausgeschlagen. Er kommt aus gutbürgerlichem Hause, darf nur 20 Minuten am Tag ein Tablet nutzen, und kommt dann natürlich als ziemlicher Kulturschock in unseren medienverseuchten Haushalt, wo an kalten Winterwochenenden Switch, Tablet und TV häufig im Dauerbetrieb sind. Insoweit verständlich, dass ich die Kinder fast schon zwingen musste, Boomerang Fu für eine Runde #Karak zu unterbrechen. Und sogleich durfte ich mir bei einem polnischen Dungeon Crawler anhören, dass der Gladiator eher wie ein Spartaner aussähe, da er ja einen Brustpanzer trage, und hatte einen Achtjährigen neben mir, der jede Regelerklärung anzweifelte und selbst in der Anleitung nachlas, weil ihm Regeln nicht gefielen. Danach hab ich sie dann lieber wieder Switch spielen lassen...

    Zu Paw Patrol. Es ist, laut Spiegel, die erfolgreichste Serie ünerhaupt. Sie hat mehr eingenommen als alle James Bond Filme zusammen. Insgesamt 10Mrd. Euro.

    Das ist echt traurig, weil das so eine lieblos hingerotzte Scheiße ist.

    Ich wäre ja generell bei Dir, aber aus unerfindlichen Gründen war der letzte Kinofilm richtig gut - und wenn die Alternative "Familie Vogel Playmobil Videos" auf Youtube oder die russische Propaganda von Mascha und ihrem Papabär sind, dann ist auch Paw Patrol ein goldener Lichtstreif am narrativen Erzählhorizont moderner Kindermedien.