Beiträge von Dirtbag im Thema „20.06.-26.06.2022“

    Zwar nicht mehr wirklich aus dieser Woche, sondern tatsächlich schon zwei Wochen her, aber ich komme leider erst jetzt zum Schreiben. Denn wir hatten mal wieder zwei Spiele auf dem Tisch, die diesen schon lange nicht mehr gesehen haben.


    Fangen wir mal mit Nummer 1 an: Level 7 Invasion

    Das dritte Spiel der Level-7-Reihe von Privateer Press. Ist man in Teil 1 (Escape) ein unfreiwilliges Versuchssubjekt und auf dem panischen Flucht aus einer Black-Ops-Forschungseinrichtung, in der ganz offenbar Menschen und Aliens gearbeitet haben, besucht man selbige Forschungseinrichtung in Teil 2 (Omega Protocol) wieder. Diesmal als Spezialeinheit, da dort inzwischen das blanke Chaos wütet. Die Aliens waren dort offenbar auch nicht ganz freiwillig, haben dank der Ereignisse im ersten Teil nun die Kontrolle, und beabsichtigen eigentlich nicht, diese wieder abzugeben. In Teil 3, Invasion, stellt sich heraus, dass die Aliens um ihren Chef, Dr. Cronos, selbst von der Ausrottung bedroht sind und keinesfalls freiwillig auf die Erde kamen. Grund war vielmehr eine andere Rasse, die nun herausgefunden hat, wo sich der letzte Rest versteckt hatte...

    Von der Anlage her haben wir also im Grunde genommen ein X-Com-Derivat. Erde verteidigen, Dinge erforschen, Gegner bekämpfen, Dr. Cronos beschützen und seine Forschung vorantreiben. Denn nur dann gewinnt man gegen die Invasoren. Und die fackeln nicht lange: Der Druck ist von Anfang hoch, es brennt an allen Ecken und Enden. Die Invasoren sind technologisch überlegen, und man müht sich ab, mit ihnen zumindest gleichzuziehen, um wenigstens Teile des eigenen Kontinents zu schützen. Doch es kommt Welle um Welle von Landungsschiffen, die eigenen Truppen werden überrannt. Region um Region fällt, der Terrorlevel der Bevölkerung steigt, Ernährung, Produktion und Militär aufrechtzuhalten wird immer schwieriger. Und dann soll da noch Dr. Cronos mit Ressourcen ausgestattet werden? Ausgerechnet von mir, wo doch Europa und Nordamerika viel weniger Invasoren und mehr Ressourcen haben? Nenene, so nicht! Ich muss erstmal schauen, dass Südamerika überlebt, ich bin ja nicht die Wohlfahrt hier...

    Gut, da habe ich also ein bisschen Unterstützung der anderen Kontinente bekommen, dann lassen wir den Herr Cronos mal forschen. Langsam sollte er eh mal weiter, nicht dass er noch von den Invasoren erwischt wird. Inzwischen haben wir uns weltweit wieder halbwegs aufgerappelt, von Asien mal abgesehen. Dort sind zwei Regionen komplett an die Invasoren verloren, eine Rückeroberung ist ausgeschlossen. Wir entscheiden also gemeinsam, dass es gut wäre, wenn Dr. Cronos sich von Südamerika aus auf den Weg nach Afrika macht. Dort wartet das nächste Forschungsmodul auf seine Präsenz. Nordamerika wäre auch eine Option, doch der Weg dorthin ist versperrt.

    Afrika also. Dr. Cronos macht sich auf den Weg, doch kurz bevor er sein Ziel erreicht die Hiobs-Botschaft: Sein Schiff wurde abgefangen, und es sind keine Einheiten des Erdmilitärs in der Nähe, um einen Befreiungsversuch zu starten... Ende, Spiel vorbei.


    Dr. Cronos (Standee in Westafrika) wird von den Invasoren gefangen genommen und wir verlieren in diesem Moment das Spiel. Davon abgesehen hätte es gar nicht so schlecht ausgesehen...


    Fazit:

    Wir haben Level 7 Invasion das letzte Mal vor Jahren zu dritt gespielt. Und zu dritt ist es meh. Zu fünft ist es jedoch ein sehr atmospährisches, involvierendes Spiel, das seinen semi-kooperativen Charakter ziemlich von Anfang an lebt und atmet. Dr. Cronos muss auf jedem Kontinent ein Forschungsmodul abschliessen, in einer fixen Reihenfolge. Theoretisch gibt es also Kontinente, die irgendwann nicht mehr so wichtig sind. Und zu dritt sind sie auch nicht mehr wichtig. Spiel aber jeder einen Kontinent, dann hat niemand Lust, "unwichtig" zu werden und aus dem Spiel auszuscheiden. Dann wird es interessant, miteinander zu handeln, Absprachen einzugehen, eigene Ziele vs Spielziel zu balancieren. Dann ist Level 7 Invasion ein richtig gutes, spannendes und atmospährisches Spiel. Bei dem man dann schon mal übersieht, dass es vielleicht nicht soooo klug ist, Dr. Cronos in ein ungeschütztes Gebiet zu schicken und zu hoffen, dass da schon keine Gegner auftauchen werden... ^^

    Leider reduziert diese Fixierung auf genau 5 Spieler die Chancen des Spiels, auf den Tisch zu kommen, schon recht deutlich. Und mit jedem Spieler weniger leidet das Spielerlebnis so massiv, dass man es mit weniger als 5 eigentlich auch nicht spielen möchte. Das macht es ein bisschen speziell. Hat man aber genau 5 Spieler zur Verfügung, dann ist Level 7 Invasion imho das (deutlich) bessere und (deutlich) thematischere XCom.



    Danach dann Spiel Nummer 2. Eines der besten Spiele in meinem Besitz, innig geliebt von meiner Frau, Begeisterung und bleibende Erinnerungen bei jedem Mitspieler bisher auslösend, und Anwärter für diverse Design-Awards wie "Innovativste Farbwahl" und "Am besten lesbare Schrift": Cave Evil


    Ja, es ist ein Farbfoto. Man beachte den eindeutig roten Rundenmarker und die klar erkennbaren dunkelvioletten Squad-Nummerierungen...


    Da sind wir also (endlich!) wieder. Zurück im Dungeon, jeder ein böser Nekromant, der die Herrschaft über das Unterreich an sich reissen will. Und es kann nur einen geben. Nix Koop, nix nett, nix teilen. Alles meins! Ich werde mich als erster vor der Schwarzen Ziege auf die Knie werfen, ihr die toten Körper meiner Gegner als Opfergabe darbringen und ihre Herrschaft anerkennen, auf dass sie mich auf ewig zum Herrscher ernennen mag!

    Genau den gleichen Plan hat so ziemlich jeder andere Spieler am Tisch auch (derer 4 insgesamt), und so beginnen wir damit, neue Gänge zu graben, Kreaturen aus Innereien, Metall und Schattenfeuer zu beschwören, und diese dann in kleinen Trupps in den Dungeon auszusenden. Um neue Ressourcen zu finden, mehr Gänge zu graben, um unseren wertvollen Seelenkristall zu schützen, und selbstverständlich um gegnerische Kreaturen (oder vielleicht sogar Nekromanten...?) als Trophäen zu sammeln.

    Der schwarze Zauberer beschwört sich ein besonders ekliges Monster - es erlaubt ihm, in seiner Runde die Kontrolle über eine gegnerische Monstergruppe zu übernehmen und diese gebenenfalls zu zerstören. Auf der anderen Seite steht ein riesiges, untotes Mammut, das den Eingang zum Thronraum der Eishexe bewacht. Unschön. Doch es wandert ein Hellion Hollower durch den Dungeon, der ein guter Konter wäre... Hm...

    Der Pyromant ruft sich seine Spinne herbei, lädt ihr allerlei Ressourcen auf und schickt sie aus, um den Hellion anzuwerben. Das Mammut und der Schwarze Zauberer sehen die Gefahr, doch die Spinne ist schnell. Sehr schnell. Und der Hellion ist von den Gaben, die die Spinne bringt, schnell überzeugt und schliesst sich dem Pyromant an. Zusammen knöpfen sie sich den Schwarzen Zauberer mit seinem unschönen Leibwächter vor, hebeln dessen Spezialfähigkeit gekonnt aus und bringen beide um. Player Kill, der Schwarze Zauberer ist aus dem Spiel.

    Das Mammut, gross, schwer und behäbig, steht noch immer bedrohlich am Eingang des Thronraums der Eishexe. Es hat versucht, sich aus der Bedrohungsreichweite der Spinne zu entfernen, aber es ist zu langsam. Und so kommt, was kommen musste: Während der Hellion die vom schwarzen Zauberer erbeuteten Ressourcen zurück zum Pyromant trägt, beisst die kleine, flinke Spinne das grosse, starke Mammut tot. Noch mehr Killpoints, um sie der Ziege als Opfer darzubringen!

    Nur... die Ziege ist gar nicht mehr an Opfergaben interessiert. Sie wandert inzwischen gelangweilt im Dungeon herum, bringt alle Monstergruppen um, denen sie begegnet, und ist nur bereit, sich von einem Nekromant bändigen zu lassen. Mit blossen Händen. Von irgendwelchen Artefakten und derlei Klimbim ist sie genauso wenig beeindruckt. Und während dem Pyromant die eigenen Monster im Weg stehen, teleportiert sich die Eishexe einfach neben die Ziege, packt sie an den Hörnern und zwingt sie in die Knie.

    Sieg für die Eishexe!


    Fazit:

    Da gibt es nicht viel zu sagen. Cave Evil ist einzigartig. Es gibt nichts anderes, was auch nur ansatzweise vergleichbar wäre. Es ist zu gleichen Teilen Erkundungsspiel (Gänge und Räume graben), Aufbau- und Ausrüstungsspiel (Items, Zauber), Abenteuerspiel (was taucht auf in den neuen Hallen und Korridoren? Wandernde Monster? Schätze? Ein uralter, mächtiger Wächter?) und taktisches Kampfspiel, das bei jedem Mal spielen seine eigene Narration generiert, ohne dass es dafür 500 Seiten Text bräuchte. Cave Evil ist imho das, was viele moderne "immersive" Spiele gerne wären. Ausser Koop. :D