Beiträge von Küstenzauberer im Thema „Atiwa- Neuer Uwe Rosenberg Titel“


    Fakt ist: wie man es macht, es wird sich immer jemand aufregen. Dem jetzt auf BGG von einem Graphiker vorgestellte Alternativtitelbild könnte vorgeworfen werden, es sei sexistisch, weil es die Schönheit einer jungen Frau als Blickfang für hauptsächlich männliche ältere Käufer nutzen würde. Oder es sei rassistisch, weil bestimmte Merkmale (übergroße Augen, überwulstige Lippen, tumber Gesichtsausdruck beim Mann im Hintergrund) besonders betont würden. Oder jemand macht den Faktencheck und stellt fest, dass die Flughunde ziemlich auf Pflaumen und andere süße Früchte abfahren, aber garantiert nicht auf Kakaobäume, die da den Hintergrund dominieren.

    Oder dass ein Flughund im Hintergrund aussieht wie ein Pterodactyl :)

    Du hast Recht, denn genau diese Punkte wurden bei BGG dem Alternativbild vorgeworfen.

    Da stellt sich mir jetzt die Frage: Wenn ihr das so genau voraussehen konntet, warum habt ihr es dann nicht von vornherein geändert? Eine vielleicht blöde, aber berechtigte Frage.

    Das Alternativbild ist ja nicht von uns, sondern von einem schwedischen (weißen) freischaffenden Künstler, der sich vor einiger Zeit schonmal bei uns beworben hatte.

    Vielleicht wurde aber all das auch versucht und aus unerfindlichen Gründen nichts davon in den Veröffentlichungen zum Spiel erwähnt.

    Bei BGG steht in einem Thread folgendes dazu:

    Specifically in this podcast: #159 BSN TALK (46) | im Gespräch mit Uwe Rosenberg, at minute 39:35 he starts talking about the in-depth research he did for Atiwa. He has apparently gathered so much material (factual information, as he points out many times in the interview) for the documentation of the game that he has written a booklet that should/could be published along with the game (similarly to what was done for Feast for Odin and Fields of Arle). In addition, he was fascinated by the naturalistic/environmental complexity he discovered while readign about Ghana and is preparing a second game set in that nation. He mentions in the interview that in preparing these games he is relying on the support of one of his acquaintances with experience and contacts on the African continent, perhaps more specifically Ghana.

    Es scheint also schon eine Menge Research in das Spiel geflossen zu sein. Habe ich bei Uwe Rosenberg aber auch irgendwie erwartet. Aber natürlich hast du Recht was z.B. lokale Künstler angeht. Bestimmt wird da noch die ein oder andere Info diesbezüglich durchdringen, bevor das Spiel released wird ;)

    Die Älteren unter euch werden sich vielleicht erinnern, dass Lookout schon 2008, nachdem Agricola die ersten Auszeichnungen gewonnen hatte, die Bauern-helfen-Bauern-Kampagne ins Leben gerufen hat, um die in Not geratene Ethnie der Arbore in Äthiopien sowohl kurzfristig als auch nachhaltig langfristig zu unterstützen.
    Wir haben uns dabei mit vielen Experten vernetzt und auch eine gewisse Afrika-Kompetenz aufgebaut. Wir wissen, wie wichtig Respekt gegenüber allem ist, was auf ersten Blick fremd erscheint, und wie schädlich und übergriffig kolonialistisches Denken ist.
    In unsere Diskussionen um das Cover zu Atiwa flossen viele, sehr viele Meinungen ein.
    Fakt ist: wie man es macht, es wird sich immer jemand aufregen. Dem jetzt auf BGG von einem Graphiker vorgestellte Alternativtitelbild könnte vorgeworfen werden, es sei sexistisch, weil es die Schönheit einer jungen Frau als Blickfang für hauptsächlich männliche ältere Käufer nutzen würde. Oder es sei rassistisch, weil bestimmte Merkmale (übergroße Augen, überwulstige Lippen, tumber Gesichtsausdruck beim Mann im Hintergrund) besonders betont würden. Oder jemand macht den Faktencheck und stellt fest, dass die Flughunde ziemlich auf Pflaumen und andere süße Früchte abfahren, aber garantiert nicht auf Kakaobäume, die da den Hintergrund dominieren.

    "Lokale Künstler" ist ein weiteres großes Feld.
    In den letzten Jahren haben wir - vor allem für die Folklore-Editionen von Patchwork, aber auch für die Neuauflage von 1880 - mit einigen
    Kunstschaffenden zusammengearbeitet, die einen entsprechenden Hintergrund hatten. Dank Sofia sehen die Schriften in 1880 jetzt nicht mehr so aus, wie man sie von den Speisekarten von asiatischen Schnellrestaurants kennt; auch hier ein Lösen vom Schubladendenken.
    Nicht immer ist allerdings lokale Kunst auch der Käuferschar zu vermitteln. Die westlich geprägte Erwartungshaltung, gerade was die Illustration von Spielen angeht, ist halt tatsächlich westlich geprägt. Viele junge Kunstschaffende fremder Ethnien orientieren sich an diesen Werten, um wahrgenommen zu werden. Ist das dann nicht auch schon Travestie? Kulturkolonialismus?

    Daher: wir sind unheimlich glücklich mit unserem Flughund auf dem Schachtelcover. Und je mehr wir recherchiert haben, desto deutlicher wurde es. Wir werden unseren Weg weitergehen, immer reflektierend, in unserem Tempo und mit aller Bedachtsamkeit.