Beiträge von Sir Bobo im Thema „"In den meisten Ländern dieser Erde sind die Menschen bereit höhere Preise für Brettspiele zu bezahlen." Stimmt das wirklich?“

    Eine erste Indikation der zugehörigen Kosten ergibt die allseits immer wieder beliebte Frage zu Lieferkosten und Besteuerung von Brettspiel-Kickstartern, die bereits andeuten, welche Schwankungen bei der Bepreisung eines Produkts bestehen. Hier gibt es natürlich immer noch Sonderfaktoren wie interne Quersubventionierung, Produktionsstandort und Delivery Hubs, aber man bekommt bereits mit einem Blick auf die Lieferkostentabellen eine Idee der Verhältnisse:

    • Die veranschlagten Versandkosten können sich je nach Land/Region locker verdoppeln und sind betraglich mit vielleicht 5-25% im Verhältnis zu den Gesamtkosten ein absolut relevanter Faktor;
    • Die lokale Besteuerung (VAT bzw. Einfuhrumsatzsteuer oder Zollgebühren) kann auch mal eben bis zu ca. 20% Unterschied ausmachen;

    Der Import von einer kleiner Lieferung an Brettspielen nach Neuseeland ist nun einmal deutlich teurer als ein ganzer Container Richtung USA oder EU. Außerdem gibt es Länder wie Brasilien, bei denen eine zuverlässige Postlogistik kaum möglich ist und man bei Lieferungen leider immer wieder hohe Verlustqouten hat, die dann natürlich eingepreist werden.


    Ein anderer Faktor könnte evtl. auch das Urspungsland der Brettspiellizenz darstellen, denn ein lokaler Produzent eines international erfolgreichen Spiels muss erst einmal noch die Lizenzgebühren und Übersetzungskosten aufschlagen, was sich je nach Umständen v.a. bei kleineren Auflagen vielleicht auch deutlich auf den Preis auswirken könnte.

    Nachdem ich regelmäßig auch französische und englische Online-Shops frequentiere, erscheint sich für mich rein subjektiv das generelle Preisniveau für Brettspiele im Vergleich zu Deutschland wie folgt darzustellen:

    • In Frankreich (in französischer Sprache) produzierte Spiele sind z.B. bei Philibert immer wieder auch mal etwas günstiger als dieselben Spielelizenzen, die in deutscher Sprache für Deutschland produziert wurden, während die sonstigen Spieleimporte (insb. in Englisch) oft zumindest bei Markteinführung etwas teurer als in Deutschland sind; das allgemeine Preisniveau von Neuerscheinungen liegt mit vielleicht 5-10% leicht über deutschen Preisen;
    • In UK spielt natürlich erst einmal der Wechselkurs aus der Sicht eines deutschen Käufers eine große Rolle, aktuell liegen wir hier 10% höher als Ende 2020, was aber erst einmal nichts zur lokalen Kaufkraft sagt; gerade US-Titel werden immmer wieder etwas günstiger in UK als in Deutschland importiert, was aber auch an den sprachlich bedingten Kaufvolumina liegen kann; die Pfundpreise für sonstige Standardtitel liegen aber in der Regel preislich 1:1 bei den Europreisen und damit aktuell (aus €-Sicht) ca. 20% teuer; umgekehrt gibt es aber auch immer wieder sehr gute Rabattstaffeln bei Großeinkäufen (z.B. bis zu 10% bei Gameslore) sowie dann preislich attraktive B-Waren und Angebotsecken, die dann auch gute Preise bieten;

    Es gibt damit bereits durch Währungsbewegungen, Importregeln, Sprachbarrieren und Marktpraktiken sicherlich einige Faktoren, die Spielepreise gerade aus der Sicht eines anderen Landes in verschiedene Richtungen ausschlagen lassen, daher würde ich diese Diskussion definitiv nicht am (lokalen) Preis alleine festhalten wollen. Kaufkraft, durchschnittliches Einkommen, vergleichbare Konsumgüter einerseits, aber auch Marktgröße/-entwicklung und das Verhältnis von Import vs. Lokalproduktion andererseits wären zu berücksichtigen.