Beiträge von Imagine im Thema „28.03.-03.04.2022“

    Sonntag war spielfrei, aber am Samstag gab’s Gelegenheit ein paar Neuzugänge zu testen. Los ging’s zu dritt mit #Abomination , einem sehr speziellen Worker Placer mit enger Anbindung an Mary Shelleys Frankenstein-Roman, bei dem jeder im Auftrag/auf Druck von Frankensteins Monster an einer weiteren Kreatur bastelt und versucht, diese zum Leben zu erwecken. Dazu müssen Knochen, Organe, Muskelgewebe und Blut organisiert werden – sei es vom Friedhof (gammelig), der Leichenhalle (mittelfrisch) oder auch mal frisch durch einen kleinen Mord in den Dunklen Gassen von Paris, wobei es zur Not auch Tierkadaver vom Abdecker tun. Klingt morbide? Das ist noch gar nichts! Zusätzlich gibt es in bester Winter-der-Toten-Manier stimmungsvolle Ereignisse mit kleinen Story- und Multiple-Choice-Einlagen, und ich unterschreibe das oft geäußerte Urteil, dass dieses Spiel das vielleicht atmosphärischste Eurogame aller Zeiten ist. Ebenso kann ich aber auch bestätigen, dass die Spielzeit – gerade bei der Erstpartie – sehr lang und die optionale Igor-Variante das Spiel zumindest etwas kürzer macht, ohne dass dabei etwas verloren geht. Obendrein wird der nicht unwesentliche Zufallsanteil, der manche stört, dadurch etwas abgemildert. Diesen Kritikpunkten zum Trotz (zu erwähnen wäre auch der hohe Preis und das manchmal etwas repetitive Gameplay) hat uns dieses Spiel fasziniert und ich würde es jedem empfehlen, der weiß, worauf er sich dabei einlässt. Großes makaber-morbides Kino!


    Inzwischen zu sechst wurde dann der gerade eingetroffene Social-Deduction-Kickstarter #FeedTheKraken ausprobiert: An Bord des Schiffes „Instabil“ versuchen Segler, Piraten und ein Kultanführer, ihren jeweiligen Hafen anzusteuern (wobei der „Hafen“ des Kultisten der Schlund der See ist). Dazu werden bekannte Mechanismen bemüht: Der Kapitän bestimmt einen Team aus einem Leutnant und einem Navigator, über das die Spieler abstimmen können (á la Der Widerstand). Dann wählt er sowie der Navigator heimlich ein von zwei Karten, die die Fahrtrichtung sowie eine Aktion bestimmen; der Navigator erhält diese Karten, ohne zu wissen, von wem welche Karte kommt, und wählt davon wiederum eine aus, die dann ausgeführt wird (á la Secret Hitler bzw Stop the Train). Natürlich hat jeder neben der Fraktionszugehörigkeit eine Rolle mit eigener Sonderfähigkeit, und natürlich findet die Spielerelimination erst kurz vor Ende statt, so dass sie zwar existiert, aber stark abgemildert ist. Garniert wird das Ganze mit den Zusatzaktionen auf den Karten, die z. B. Kapitänswechsel erzwingen oder dem Kapitän Hinweise über die Fraktionszugehörigkeit der Mitspieler gibt, sowie Feldaktionen, die ausgelöst werden, wenn das Schiff diese überfährt. Auch das ist nicht neu, allerdings zugegebenermaßen – besonders in der Deluxe-Ausgabe – sehr hübsch verpackt… was natürlich auch was kostet. Zu sechst ist die Rollenverteilung recht ausgeglichen (darunter würde ich es nicht spielen), aber die interessantere Kartenseite kommt erst ab sieben aufwärts ins Spiel. Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob das ganze Blingbling nicht darüber hinweg täuschten soll, dass hier eigentlich nicht viel Neues stattfindet. Zumal die Regeln aufgrund der diversen Sonderereignisse nicht gerade wenige sind! Beim nächsten Mal werde ich viele davon gar nicht erst vorher erklären, sondern dann anbringen, wenn diese Ereignisse stattfinden. Und auch wenn ich zehnmal lieber Feed the Kraken mitspiele statt des quälend langen Abgrundtief, wird es sich in einer größeren Runde nochmal gegen das deutlich schlankere Stop the Train beweisen müssen. Mein Fazit daher: Nett und bildhübsch, aber womöglich nicht „frisch“ genug für mein Regal.


    Nun wieder zu fünft war die Gelegenheit, mal wieder tief ins Raritäten-Regal zu greifen, und zum Vorschein kam #VegasShowdown, bei dem wir versuchen, das prestigeträchtigste Casino-Hotel von Las Vegas zu bauen. Dazu haben wir einen Spielplan mit drei Bereichen – links Casino, rechts Hotel und einen neutralen Bereich in der Mitte – die wir versuchen mit Plättchen unterschiedlicher Größe zu füllen, die Inneneinrichtungen wie Restaurants oder Spielhallen darstellen, welche wir zuvor von einem Auktionsmarkt ersteigert haben und die uns obendrein Siegpunkte und/oder Besucher und/oder Einkommen bringen. Standardteile gibt es dabei immer (solange der Vorrat reicht), während es immer nur vier Premium-Einrichtungen gibt, die in jeder Runde billiger werden, bis sie jemand wegkauft. Ereigniskarten bringen ordentlich Pfeffer ins Spiel, und der Bieterkampf geht hier bis aufs Blut, zumal das Kapital jedes Spielers offenliegt. Wie ein Mitspieler spontan anmerkte, ist Vegas Showdown das komplette Gegenteil zu Feed the Kraken: Während letzteres viele Regeln (und tolle Optik) für ein an sich recht simples Metagame bemüht, ist Vegas Showdown (das echt grottenhässlich ist) in fünf Minuten erklärt, aber meine Fresse, was steckt da alles an Entscheidungen in diesem Spiel! Den Titel „Spiel des Tages“ hat Vegas Showdown jedenfalls – Achtung! – spielend eingefahren, weil es einfach einen Riesenspaß macht und das seltene Kunststück schafft, die optimale Balance zwischen Solitär-Puzzle (wie arrangiere ich meine Einrichtungsplättchen am sinnvollsten) und Interaktion (wie bekomme ich, was ich will bzw. wie lasse ich meine Mitspieler ordentlich blechen) findet, und das Ganze trotz dieser Spieleranzahl mit einem Minimum an Downtime. Tipp 1: Die 2nd Edition ist nicht ganz so billig gemacht wie die Erstauflage. Tipp 2: Ich habe auf BGG mal die deutsche Regelübersetzung redigiert und hochgeladen: Vegas Showdown Spielanleitung | Vegas Showdown


    Ausführlichere Rezensionen:

    Abomination – (Video)

    Feed the Kraken – Zu neu; vom fertigen Spiel gibt’s bisher noch keine unabhängige Rezension

    Vegas Showdown – Vegas Showdown Spielbericht