Du zitierst wortwörtlich etwas von meinem Blog, was ich dort so nicht finde.
Hi Christian, du findest deinen Kommentar vom 30. Juni 2022 unter dem Artikel von Markus „Mind MGMT Parapsychisches Spionagespiel". Hier der entscheidende Passus: „Bei Mind MGMT ist das Problem die Gestaltung. Das schreckt einfach alle ab, allerdings sind solche Kontroversen ja ein Fest um darüber zu Schreiben." [Hervorhebung von mir]
Das Einzige wogegen ich mich wehre, sind solche generalisierenden Aussagen in Verbindung mit einer stark abwertenden Formulierung wie "einzigartig hässlich". Hättest du von Anfang deine Meinung als einen rein subjektiven Seheindruck sprachlich klar gekennzeichnet, hätte ich mich zu dem ganzen Thema gar nicht geäußert. Auch bei anderen Themen in diesem Forum wird deutlich zwischen persönlicher Meinung und allgemeinen Behauptungen unterschieden bzw. darauf Wert gelegt. Zu keinem Zeitpunkt habe ich dir deine persönliche Meinung abgesprochen oder sie gar als "falsch" gebrandmarkt. Wäre schön, wenn du das anerkennen würdest. Mir ging es wirklich nur um das Spiel und den Hinweis darauf, dass die Ästhetik von Matt Kindt einen spezifischen Zeichenstil und eine eigenene Tradition im US-amerikanischen Comic besitzt und in diesem Sinne trotz ihrer individuellen Merkmale eben nicht "einzigartig" ist. (Ganz unabhängig davon, ob man diese Ästhetik für sich als "schön" oder "hässlich" bewertet!) Dementsprechend ist es auch kein Zufall, dass die Macher von Mind MGMT sich den Comic Harrow County als nächste Vorlage ausgesucht haben. Diese Tradition hat aber meines Erachtens eher wenig mit Frank Miller, Jim Steranko oder gar Max Ernst zu tun. Wenn du dich weiterhin mit mir über Comic und Kunst, deine diesbezüglichen Vorlieben, Abneigungen unterhalten möchst, bist du herzlich dazu eingeladen, aber dann sollten wir dafür eine andere Form finden.
Was ich allerdings stark bezweifle, ist das persönliche Wert- und Geschmacksurteile wie "hässlich" oder "schön" rein subjektiv sind. Diese basieren immer auf größeren kulturellen und sozialen Zusammenhängen und wirken auf diese zurück. Und so wie es in unserer westlichen Kultur einen über Jahrtausende geprägtes und sich wandelndes Ideal der Schönheit gibt, so gibt es spätestens mit Robert Campins Bildnis eines feisten Mannes (um 1425) oder Albrecht Dürers' Zeichnung seiner 63-jährigen Mutter (1514) einen eigenen Diskurs der Hässlichkeit in der Philosophie und Kunstgeschichte (Siehe hierzu u.a. Umberto Eco, Nelson Goodman, Angela Fabienne Huguenin). Hat das etwas mit dem Thema Brettspiel zu tun? Durchaus! Dieses Forum ist voll mit Gefällt mir/Gefällt mir nicht-Aussagen, wenn es zum Beispiel um das Redesign alter Spiele wie Village geht. (Selbst-)kritische Überlegungen oder gar eine tiefergehende Beschäftigung damit, worum etwas so und nicht anders dargestellt ist etc., sind dagegen rar gesät. Dieses gilt aus meiner Sicht leider auch für den Brettspieljournalismus: Hier wäre nicht nur für die allgemeine Akzeptanz von Brettspielen als Kulturgut noch viel zu leisten.