Ach gäbe es bei Tolkien doch ein Motiv wie Jordans Rad der Zeit, wo sich die Zeitalter nach Äonen in den wesentlichen Strukturen wiederholen, oder Rolands Ritt zum dunklen Turm, der alles resettet und abwandelt. Wie einfach ist es dort, voll konsistent mit dem Kanon zu sagen, eine Verfilmung bildet eben eine andere Zyklusiteration ab als die Bücher, und Dinge können anders aussehen oder passieren als initial beschrieben. Niemand müsste sich die Köpfe einschlagen.
Prinzipiell halte ich Verfilmungen für eine eigenständige Interpretation und unabhängige Kunstform, die in jeglicher Hinsicht von der Vorlage abweichen darf und muss, um mehr zu sein als simple Illustration. Dann ist Dr. Who eben mal extrem jung und Macbeth wird von Denzel Washington gespielt und Al Capone von einem Kind und Bob Dylan von Cate Blanchett und Romeo und Julia ist in der Gegenwart angesiedelt. Und das spiegelt und bricht sich mit dem originalen Werk oder den realen Geschehnissen und entwertet diese in keiner Weise, sondern findet neue Dimensionen und Erkenntnisse darin, die vielleicht für heute relevant sind. Was bleibt von Kunst?, heißt es. Wir, als geänderte, bleiben. Und um es mit dem großartigen Danger Dan zu sagen: "Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt."