Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „Euer Lieblingsfilm 2021?“

    Danke an alle, die hier Titane empfohlen haben... ihr habt mir 1:40h meiner Lebenszeit geklaut!

    Ich habe den Film nicht gesehen, noch habe ich ihn dir persönlich empfohlen, aber ich empfinde es gänzlich unpassend, deinen Ärger


    Also ich finds ja toll, wenn Filme so etwas auslösen können - da kann WarFred noch in Jahren von erzählen, wie grottig er das fand. In diesem Fall gehörte ich ja nicht zu den Empfehlern, schon weil mir klar ist, dass der Film nur für ein begrenztes Publikum geeignet ist (Surrealismus-/Horror-Arthouse-Fans mit Faible für schrägen Sex und Melodramatik, die Kombi gibt es bei Cannes-Juroren, wo der Film ja den großen Preis abräumte, und sonst eher selten), aber mein Bruder gibt mir seit 29 Jahren immer wenn wir uns sehen kund, was für ein Scheißfilm Gilbert Grape war, den ich ihm und seiner damaligen Flamme im Kino empfohlen hat. Wat den een sien Uhl is den annern sien Nachtigall, es gibt hier ja sogar Menschen die Eternals für den besten Film des Jahres halten.

    Von Dogme habe ich noch nie was gehört

    Nur kurz dazu: Dogme '95 war eine Bewegung von FilmemacherInnen, darunter Lars von Trier und eben auch Vinterberg, um Mitte der 90er einen radikal anderen Filmstil zu etablieren. Dabei geht es um den Einsatz von Handkameras mit geringer Bildstabilisierung, Verwendung von Originalton, Einheit von Raum und Zeit - allles Mittel, die für mehr "Realität" und "Unmittelbarkeit" sorgen sollten. Das war zunächst bei vielen Festivals und in den Programmkinos erfolgreich (wohl am erfolgreichsten war der bereits genannte "Das Fest"), erreichte dann aber auch Indie-Filmemacher weltweit bis hin zum "Blair Witch Project", und setzte sich dann über Regisseure wie Greengrass auch im US-Mainstreamkino, vor allem im Actionkino (Bourne etc.) als Stilmittel durch. Der aktuelle skandinavische Stil hat davon nur wenig zurückbehalten.

    Der Rausch war für mich so ein Film, der künstlerisch wertvoll sein wollte, ein Problemfilm...puh, anstrengend. Und dann noch ein Film, der uns erklärt, dass übermäßiger Alkoholgenuss schlecht ist? Wirklich? Wow, was ne Erkenntnis.

    Als Komödie ohne die negativen Seiten hätte mir der Film vielleicht gefallen.

    ...also eigentlich wollte Vinterberg eine "Feier des Betrunken seins" abliefern, und genau diese potentielle Verherrlichung von Alkohol ist dem Film vor allem in den USA auch öfter mal vorgeworfen worden. Hier ein Interview wo er selbst versucht zu erklären, dass man das ohne ein paar Schattenseiten nicht drehen konnte, im Kern aber ein ausgewogenes Bild liefern wollte: Thomas Vinterberg says ‘Another Round’ is a celebration of life, not drinking | Features | Screen


    Mag jetzt in Deinen Augen nicht so gelungen sein, aber vielleicht lag es auch am "Seitenblick auf die Leinwand" :). Und wenn der Film optisch in Deinen Augen Arthouse ist, sind es mittlerweile alle skandinavischen Serien wie Kastanienmann etc. auch, das ist einfach ein sehr skandinavischer Filmstil, der sich dort nach Dogme überwiegend durchgesetzt hat.

    Lieber Matze was für Filme gefallen dir denn so? Sonst kann ich dein Urteil dazu einfach mal gar nicht einordnen.

    Ich vermute aber, dass unser Filmgeschmack ziemlich auseinander liegen könnte.

    Weil das Fest von Vinterberg (der hat auch der Rausch gemacht) hätte ich zum Beispiel eher gefeiert.

    Festen ist stilistisch kein Vergleich (Vinterberg nutzt Stilmittel aus Dogme-Zeiten kaum noch), intellektuell und emotional aber durchaus. Der Rausch ist einer dieser Filme die bei den meisten ZuschauerInnen einfach kommen und siegen. Der hat über 40 Festivals und Filmpreise gewonnen, nicht nur den Oscar, Cesar und den Europäischen Filmpreis, sondern auch über 20 Publikumspreise, wo die ZuschauerInnen entscheiden. Und er hat sogar meiner Mutter gefallen, und der gefällt seit Jahren kaum noch was (der letzte davor war Birnenkuchen mit Lavendel). Will sagen: Matzes Meinung in allen Ehren, aber die ist in dem Fall sicher eine Minderheit. Don't Look Up wird ja auch langsam zum meistgesehenen Netflix-Film aller Zeiten, was für positive Mundpropaganda spricht.


    (Für mich war Rausch aber schon 2020, weil er da schon im Streaming war).


    koala-goalie Auf die Gefahr mich zu wiederholen, in Deiner Liste fehlen Titane und Annette. Auch wenn man französisches Kino sonst meidet, sind die so völlig anders dass sich der Versuch lohnt. Ansonsten eine gute Liste zum Nachholen :)

    Ein gutes Argument, Annette war für mich auch beim ersten Sehen als Stream großartig, der Film kam in den USA als Stream bei Amazon zuerst raus. Aber erst im Kino hat er mich dann so richtig umgehauen, vor allem die fantastische, an Art Rock/Pop der 70er erinnernde Musik der Sparks hat sich da ins Hirn gebrannt. Ich bin ja eh Verfechter des Kinoerlebnisses, aber gerade im letzten Jahr, wo es jedesmal mit gewissensbissen verbunden war, habe ich Kino so genossen wie seit meiner Kindheit nicht mehr - in beiden Fällen als Flucht in eine andere Welt. Aber ich hatte ja extra auch Streaming genannt, weil das nunmal zunehmend für die meisten Menschen zum ersten Berührungspunkt mit den Filmen wird.

    Serie zählt nicht .. ;)

    Ich weiß, es ist ein brettspielforum, aber es gibt ja doch einige Teilzeit-Filmfans hier. Ich hab mir gerade meine Liste meiner Lieblingsfilme 2021 erstellt und war über die Nummer 1 doch selbst überrascht: Dune schafft es bei mir, obwohl ich total begeistert war, nur auf Platz 2. Stattdessen hat sich Annette vorgedrängelt, jenes Musical der Sparks, dessen Melodien ich aktuell zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit vor mich hin summe und dessen Bilder mich eindrücklich bis in meine Träume verfolgen.


    Was war denn Euer Highlight des Kino- und Streamingjahrgangs? Bond, Ghostbusters Legacy, Power of the Dog, Spiderman NWH, Godzilla vs. Kong, oder was ganz anderes?