Ich glaube, dass diese Art Spiel nicht jedem zugänglich ist und Rollenspieler hier eher in ihrem Element sein dürften, als Brettspieler.
Bei Brettspielen steht in der Regel das Gewinnen (gegen die anderen oder das Spiel) im Vordergrund während das gemeinsame Erleben einer Geschichte und ein Spiel ohne Gewinner und Verlierer eher bei Rollenspielen viel häufiger anzutreffen ist. Ich würde sogar sagen, dass es da die Regel ist.
Neben dem bereits genannten "Es war einmal" würden mir im Bereich der Brettspiele noch "Hobbit-Geschichten aus dem Grünen Drachen" oder auch "Winter Tales" einfallen. Letzteres hatte ein sehr cooles Artwork und sah aus wie Brettspiel, dabei war es eigentlich ein pures Erzählspiel mit einem Spielbrett und Figuren.
Im Rollenspiel-Bereich gibt es da noch ein bisschen mehr.
Vom Autor von Fiasko gibt es zum Beispiel noch "Durance - Gefangen!" bei dem jeder Spieler einen Sträfling und einen Aufseher auf einem isolierten Gefängnisplaneten spielt. In der Zukunft hat man die perfekte Lösung für überfüllte Gefängnisse gefunden: Sträflinge werden zu Kolonisten auf neuen Planeten! Rehabilitation durch den Aufbau eines neuen Zuhauses. Leider sind die Kolonieplaneten nicht unbedingt das, was der Prospekt verspricht. Die Bedingungen sind hart bis lebensfeindlich und die Kolonien werden sich selbst überlassen. Es bildet sich eine zwei geteilte Gesellschaft. Die Machtstruktur der Aufseher und eine Parallelstruktur innerhalb der Sträflinge. Jeder Spieler spielt jeweils zwei Figuren. Eine, die in der kriminellen Welt zuhause ist und eine, die zur Welt der Aufseher gehört. Alle Figuren versuchen dabei in dieser oft von Brutalität und Grausamkeit geprägten Welt ihren Weg zu finden.
Ebenfalls von Jason Morningstar ist "Winterhorn", bei dem die Spieler "Schreibtischtäter" spielen, die eine Gruppe Aktivisten bekämpfen sollen. Eher eine Spielerfahrung als ein Spiel zum wiederholten Spielen, versucht das Spiel zu vermittelten mit welchen Mitteln zum Teil versucht wird eine Gruppe von außen zu zerstören oder sie in die Selbstzerstörung zu treiben und greift dabei vielleicht auch ein Stück weit das auf, was Hannah Arendt mal als Banalität des Bösen bezeichnete.
Ein anderes sehr spannendes atmosphärisches Spiel ist 10 Candles. In dem Setting ist Finsternis über die Welt hereingebrochen und mit der Finsternis kamen SIE. Was SIE genau sind, wird im Rahmen des Setups gemeinsam erarbeitet. Die Spieler spielen Überlebende, für die es aber letztlich kein Entrinnen gibt. Zu Beginn des Spiels erhellen die namensgebenden 10 Kerzen den Raum. Mit jedem Scheitern der Spieler erlischt eine Kerze, bis am Ende das letzte Licht ausgeht. Sehr, sehr düster, aber auch sehr cool, wenn man den Fokus auf Atmosphäre und die gemeinsam erzählte Geschichte mag. Ich hab irgendwie im Hinterkopf, dass das auch irgendwann mal auf Deutsch kommen soll.