Beiträge von verv im Thema „HR - "Board Games" Fernsehsendung“

    Aber die Bemühungen zur Veränderung kommen für mich zu kurz, eben gerade im Vergleich.

    Das hatte ich weiter oben im Thread schon mal geschrieben: ich finde das überhaupt nicht. Die Neuauflage von Puerto Rico, die Paleo-Erweiterung, das inklusive Kartenspiel und die Paladinin werden explizit als Beispiele aufgeführt. Wie die Ansprache in Anleitungen gehandhabt wird, ist auch Thema. Und sogar dein Vergleich mit „Messe-Babes“ ist in der Doku besser gehandhabt, weil bei dem Thema Szene von der SPIEL zu sehen sind, in denen die Verlage eben nicht von weißen Männern repräsentiert werden.

    Ich habe es gestern nicht lange geschafft, in den Talk bei Geekpunkt reinzuschauen. Aber das Segment mit den beiden Spieleentwicklern wurde dort relativ am Anfang ausführlich und nachvollziehbar erklärt. Kann man gut mal nachschauen und dieses leidige Thema dann vielleicht irgendwann mal abhaken.

    Ein wenig mehr Einordnung hätte vielleicht sein können, aber ansonsten bin ich echt überrascht, wie sehr dieser Teil der Doku hier runtergeredet wird. Und wieso? Weil dreimal eine Zigarette im Bild ist und der eine von beiden ein wenig soziale Unsicherheit zeigt?


    Ich nehme aus diesem Segment auch ganz viel anderes mit: wie gesagt, es enthält die leidenschaftlichste Beschreibung eines Spielerlebnisses in der ganzen Reihe. Es zeigt Brettspiele (spielen und entwickeln) als verbindendes Hobby in einer langjährigen Freundschaft. Es zeigt, dass Brettspiele ein Medium sind in dem man sich – im Unterschied zu vielen anderen Medien – ganz ohne Budget oder Fuß in der Tür ausprobieren kann. Und ja, es geht auch mal kurz darum, dass das geregelte (weil Regeln folgende) Miteinander am Tisch für manche (in dieser Doku genau eine) Personen eine Art sozialer Kontakt ist, die funktioniert.

    Abgesehen davon dass ich SEHR STARK kontestieren würde, dass die besten Euros aus Portugal kämen

    kontestieren, das Wort kenne ich nicht, gegooglt kam das raus

    Zitat
    1. durch Zeugen, Zeugnis bestätigen 2. bestreiten, anfechten

    ich bin jetzt nicht schlauer ob du befürwortest oder widersprichst?

    Ich nehme an, dass das ein Anglizismus war:

    contestto make the subject of dispute

    Offenbar setzt du voraus, dass man lachende Spieler zeigen muss, um Spielspaß zu vermitteln. Das sehe ich anders.

    Ich glaube, Ben2 meint das doch genau umgekehrt: nämlich, dass diese Doku sehr wohl Spielspaß vermittelt auch wenn vielleicht nicht durch lachende Leute an den Spieltischen.

    EDIT: Und ich finde das übrigens durchaus gut abgebildet. In der ersten Folge zeigen doch die Jungs was es für sie ein Bad der Gefühle war, bei Robinson Crusoe zu gewinnen. Das zeigt doch sehr schön die Emotionen. Und das war auch der Fokus der ersten Folge. Ich finde das also nicht gebührend unterrepräsentiert.

    Ich habe die erste Folge gerade noch mal geschaut und da ist der emotionale Zugang zu Spielen wirklich sehr stark im Vordergrund. Es beginnt mit einzelnen Personen, die kurz sagen warum sie gerne spielen, und geht direkt weiter mit Spieltisch-Szenen. Es geht um Katja und Dennis, die aus der Liebe zu ihrem Hobby heraus einen Gemeinschaftsort dafür schaffen wollen – dabei wird ganz viel Footage von den Spieletreffs gezeigt. Es wird die Geschichte von Jens Junges Großvater erzählt, für den Mensch ärgere dich nicht zum Spiel mit der eigenen Sehnsucht wird. Hunter erzählt seine eigene Historie mit Brettspielen und bringt ein Beispiel eines Spiels, das ihn persönlich abgeholt hat. Und die beiden Spieleentwickler im letzten Drittel liefern nicht nur die intensivste Erzählung eines spezifischen Brettspielerlebnisses, sondern ordnen auch unterschiedlich den Stellenwert ein, den Spielen für sie persönlich hat. Ich kann nicht verstehen, wie man diese Folge schauen und darin zu wenig Leidenschaft erkennen kann. Auch die musikalische Untermalung färbt das alles ziemlich emotional ein.

    EDIT: Und ich finde das übrigens durchaus gut abgebildet. In der ersten Folge zeigen doch die Jungs was es für sie ein Bad der Gefühle war, bei Robinson Crusoe zu gewinnen. Das zeigt doch sehr schön die Emotionen. Und das war auch der Fokus der ersten Folge. Ich finde das also nicht gebührend unterrepräsentiert.

    Die Ausführungen der Interviewten waren auch oft mit engagierten Gesichtern von Spielenden – im Spieletreffen oder auf der Messe z.B. – bebildert.

    Und das tut sie. Du übersetzt „begeistern“ nur mit „Spaß haben“. Darfst du. Begeisterung ist für mich aber ein viel weiter gefasster Begriff, u. a. ist damit Leidenschaft gemeint.

    Genau das! An mehreren Stellen in der Reihe wird klar gemacht, dass Brettspiele eine Form der gemeinschaftlichen Auseinandersetzung sind, die ihresgleichen sucht. Das finde ich einen viel wertvolleren Punkt als zu sagen: „Versuch mal ein Brettspiel; macht Spaß!“

    Oder mal anders: Habt ihr nennenswert eine hübsche Minister gesehen? Ich habe größtenteils wieder nur Leute beim Plättchenlegen gesehen.

    Also entweder bin ich zu doof, oder ich komme mit deinem Schreibstil nicht klar, oder du bist zu hastig unterwegs? Ich verstehe viele deiner Sätze logisch einfach nicht^^ Sorry

    Meine Theorie ist, dass "Minister" eigentlich die "Minute" sein soll?

    Wie ich schrieb: Auf den Vorwurf die Community nimmt dieses Problem nicht ernst, was mehrfach genannt wird, gibt es keine Gegendarstellung, die über 10 Sekunden Spirit Island hinausginge. Nicht einmal, dass es auch akkurat historische Spiele sein können, in denen so etwas vorkommt.

    Ich würde das so nicht unterstreichen. Sowohl bei Puerto Rico, als auch bei Paleo wurde klar gemacht, dass die Branche lernt und Neuauflagen der Spiele das besser machen. Und dann über Spirit Island – was seinen vollständigen anti-kolonialistischen Pitch von Hunter bekommt – den Übergang zu ernsten Themen in Spielen zu machen, finde ich eigentlich ganz geglückt.


    Stichworte wären BrokenToken, Tascini oder die Black Lifes Matter-Kampagnen von Stonemaier oder Rahdo gewesen. Aber es bleibt bei „sind durch nur Spiele“.

    Das sind aber doch alles Beispiele für Diskussionen, die rund um Personen aus der Brettspiel-Szene entbrannt sind. Ich finde es gut, dass die Doku bei den Spielen an sich geblieben ist. Alles andere wäre für den uninformierten Zuschauer vielleicht auch zu langweilig oder kompliziert zu erklären gewesen.

    Ich lese hier manche Stimmen, die Brettspiele ernst genommen sehen wollen. Aber dann sagen: sind ja nur Spiele! ;)

    Erst nehmen bedeutet mehr, als sich auf die negativen Aspekte zu konzentrieren.

    Ich fand die dritte Folge übrigens längst nicht so einseitig, wie manch andere hier. Klar, es ging um die Kolonialismus-Debatte und das finde ich auch wichtig. Gemessen daran, wie häufig ich ansonsten mit dem Thema in Kontakt komme, ist das in Brettspielen deutlich überrepräsentiert. Von daher finde ich es nur fair, dass das auch in dieser Doku ausführlich thematisiert wird. Und ich weiß nicht, wie man das hätte sehr viel besser machen können, denn:

    1. Alle Interviewpartner waren offensichtlich tief im Hobby und leidenschaftliche Brettspiel-Freunde. Keiner wollte auch nur ansatzweise irgendetwas schlecht reden.
    2. Es wurde kein einziger Name eines Autors oder Verlags negativ benannt. Hier und da war mal eine Schachtel im Bild, aber Cancellation-Debatten wurden weder zitiert und erst recht nicht begonnen.
    3. Der Tenor war nie „Ihr seid böse Rassisten!“ sondern immer „Wir müssen lernen, dass wir alle unseren eigenen Bias auch in die Spiele tragen, die wir erstellen, veröffentlichen oder spielen.“
    4. Außer den „10 Sekunden Spirit Island“ kamen auch noch „This War of Mine“, „Les Poilus“ und „Holding On“ vor. Ich würde darauf wetten, dass eine der Interview-Fragen lautete: „Nennt doch bitte ein Positivbeispiel, wie sich Brettspiele mit ernsten Themen auseinandersetzen können.“

    Nachtrag: Das kurze Segment über Propaganda-Spiele im Dritten Reich zählte für mich übrigens zu den erhellendsten Momenten dieser Doku-Reihe. (Ebenso wie die Story aus der ersten Folge, wie „Mensch ärgere dich nicht“ seinen Weg von Indien in die Lazarette des ersten Weltkriegs gefunden hat und was dort jeweils für Bedeutung damit verknüpft wurde.)

    Beim Entwickeln wird ununterbrochen geraucht. Dies kenne ich so eigentlich überhaupt nicht, insbesondere nicht in der Wohnung :/

    Einer der beiden raucht halt und tut das anscheinend in seiner Wohnung. 🤷🏼‍♂️ Über die Nahaufnahme des Zigarettendrehens habe ich mich auch etwas gewundert, kam mir jetzt aber auch nicht so vor als ob das als essentiell für den Design-Prozess dargestellt wurde.

    Und was ist das für eine seltsame Szene auf dem Bahnübergang?

    Das ist halt so B-Roll, wenn die Information hauptsächlich über O-Ton vermittelt wird. Vielleicht soll es deren Jugendfreundschaft zeigen? Ich fand ohnehin, dass die Doku meistens auch ganz gut nur durch zuhören aufzunehmen war.