Balloon Frenzy/Vampire‘s Desires
Oder:
Was Clowns mit Diversity zu tun haben
Oder:
Lobotomy - Eine nervenzerrende zweite Partie
Es waren ein Mal Napoleon..
Nein..
Nofretete..
Auch nicht..
Es waren einmal vier Insassen der örtlichen Nervenheilanstalt Melville City.. Und damit wollen wir kurz auf den (weißen) Wal in the Room kommen: Das Spiel spielt in einem Irrenhaus and around.. Das ist korrekt. Allerdings ist die Befürchtung, hier könnte sich in ausufernder (oder auch geringer) Art und Weise über Insassen solcher Einrichtungen bzw. psychisch kranker lustig gemacht werden, ein bisschen über das Ziel hinaus.. Die Spielercharaktere sind Verballhornungen zeitgenössischer Figuren der Popkultur und zielen auf die Eigenheiten oder Spleens dieser Figuren an. Und vor allem bergen diese „Störungen“ alles in allem die Stärken und Skills der Figuren.
Es gibt einen Arnold Sch. Verschnitt, der besonders aggressiv ist, aber langsam.
Jack Nicholsons Figur aus Shining ist ebenfalls mit von der Landpartie. Samt Zwangsneurosen (was Du heute kannst besorgen..) und Angstzuständen (wo ist der Alk?)
Und sehr schlagfertig ist Helena Swann, deren Schizophrenie und Neurosen sie mit ihrem Black Swan Vorbild teilt.
Wenn ich etwas leicht zu bemängeln hätte an dem Setting, dann die Ausgangslage, dass die Monster bzw. Gegner EVENTUELL gar keine Monstren sind, sondern in Realität das Klinikpersonal bzw. andere Insassen. Aber so richtig geklärt ist das auch nicht.
Muss man mögen und mit umgehen können. Aber hier wird nicht über bestimmte Gruppen oder Minderheiten hergezogen.
Im Gegenteil. Wenn in meinem zweiten Szenario lesbisch liebende Vampirinnen auf die Insassen losgelassen werden, dann kann das auch für Inklusion sorgen und divers sein. Wenigstens ein bisschen.
Aber zurück zu meinen vier „Helden“ der Geschichte.
Was machen sie hier?
Warum dröhnt ihnen der Schädel?
Und warum stehen ihre Zellentüren sperrangelweit offen?
Nice!
(Bescheiden erscheinende Ausgangslage)
Denn ungeachtet dessen was sie hier REIN gebracht hat.. Der Drang dieses unangenehme Etablissement wieder zu verlassen, ist recht deutlich spürbar. Also schleicht man sich raus.
Aber oh Graus! Was sind das für Monstren? Was ist mit den Schwestern passiert (ich liebe es! Silent Hill Vibes around me) und warum befinden sich Luftballons in so vielen Zimmern? Und diese Zirkusmusik im Hintergrund nervt! Und der Hampelmann im Clownskostüm wird doch nicht?
Auuuuaaaaaa das tat weh!
(Komm wir bowlen Opa
Komm, wir bowlen, Opa
Wenn Satzzeichen Leben retten)
Das gefällt nicht. Der muss weg. Aber leider muss ich erst mal Ballons einsammeln, bevor der Roncalliverschnitt verletzlich wird.
(Mut zur Hässlichkeit. Popcorn gefällig?)
Aber wie kommt man da hin? Und was ist dieses große Ding, das hier durch die Gänge stampft?
Man hat Fragen.. So einige..
Vor allem.. Da habe ich den guten geschminkten Mann auf die Hälfte seiner 16 Lebenspunkte runtergekloppt (was WIRKLICH nicht leicht war. Der Typ ist beweglich as Hell und hat Rüstung. Darüberhinaus kann er zulangen wie Balboa und möglicherweise hat man dann auch noch einen weiteren Malus hinzunehmen.) da klingelt es am Vordereingang.. Die weiblichen Versionen von Louis und Lestat stehen vor der Tür. Zwei lesbische Vampire.. Nein drei.. Lumpine ist auch dabei. Toll.. Und nun heißt es nicht nur Clowny erledigen.. Jetzt muss man auch noch die drei untoten Damen befrieden.. Die sich darüberhinaus in Wölfe, Rattenschwärme und Nebel verwandeln können. UND bei ungünstigen Karten auch noch voll heilen. Und das alles bei sehr, seeeeehr knapper Zeit (später mehr dazu)
Lobotomy tritt einem in die Zähne!
Mit Anlauf!
Hier ist nichts leicht. Bis auf die eigentlichen Regeln. Denn besonders kompliziert ist das Spiel nicht. Die Helden haben Aktionspunkte. Jede Aktion kostet einen Punkt.
Laufen, Durchsuchen von Schränken, Schubladen und in den Gängen liegenden Leichentoken, Angreifen und Fertigkeiten einsetzen.
Sprinten geht auch. In diesem Fall gibts +2 Fertigkeitspunkte. Aber alles muss fürs Rennen benutzt werden.
Man kämpft mit D6 (vielen D6) Attackroll -> Treffer ermitteln - Defense = Schaden
Es gibt noch ein paar Sonderzustände, Fernangriff, Eisangriffe und heiligen Schaden.
Alles nicht weiter wild. Und aber auch nicht zu anspruchslos. Es sollte nur verdeutlichen, dass das hier kein allzu kompliziertes Spiel ist.
WENN man durch das echt beschissen lektorierte Regelheft gestiegen ist😆
Es ist nicht SO schlecht wie es bei BGG oft dargestellt wird.. Aber toll ist es auch nicht.
Lest es selbst. Manchmal sorgt es sogar für Lacher🤓
Zurück zur Schwierigkeit.
Jede Runde nach den Helden, sind die monströsen Personalien dran.
Es wird eine Karte gezogen. Der Sondereffekt abgehandelt (meist.. äh.. Eigentlich immer schlecht. Es sei denn.. es steht keiner da. Juhu)
Dann eventuelle Memorytoken randomised verteilt (dahinter verbergen sich dann Erinnerungen der Helden grob umrissen)
UND (und diese Art der ZEITLEISTE finde ich GENIAL) der Warden ein Geld weiter gezogen
(Gestatten Ward Zeitl Eiste. Angenehm)
Denn der Gute tritt hier nicht nur als möglicher Endgegner auf (kaum schaffbar. Forget it), sondern dient als Timer für die Szenarien. (Fast) Jede Runde wird er auf den von 1 bis 12 durchnummerierten Feldern eines Quarters weitergezogen. Je nach Anzahl der ineinander übergehenden Szenarien (1-4) durchquert er 1-4 Quarter. Also maximal 48 Runden. Nicht maximal. Denn er KANN auch mal stehenbleiben oder zurückgesetzt werden. Was das im Kern aussagt: Lobotomy KANN sich ziehen. Je nach taktischem Können der Spieler oder auch dem Würfelglück beider Parteien. Denn das hier meine Damen und Herren ist Ameritrash. Wie bereits Beckikaze mal gesagt hat.. Wer auch immer im Regelheft auf die Spielzeit gekommen ist.. Vergesst es. Und rechnet mindestens ein Stündchen rauf.
Okay es kann auch recht fix rumgehen. Je nach gewähltem Szenario oder den Gegnern. Denn diese, als auch mögliche Eliten kann man modular dazunehmen. Oder halt weglassen. Je nach Gutdünken.
Spoileralarm: Da morgen Montag ist, habe ich jetzt beim Trigger des zweiten Szenarios pausiert.
Aber eines kann ich bereits sagen.
Das Spiel ist super witzig, herausragend schwer (nicht unschaffbar. Keine Angst) und Spannung kommt, bei immer mehr spawnenden Gegnern, die einem die Gänge zustellen oder plötzlich mitten auf Deinem Feld erscheinen, jederzeit ein.
(Do legst Di nieder bei so zuen Gängen)
Ich kann nicht ausschließen, dass es sich ein bisschen ziehen kann. Wenn Pennywise.. äh Clowny einen per Prang mal auf die andere Kartenseite teleportiert, kann das frustriend sein aber auch herausfordernd. Das mag ich. Nur meine Eingangspartie war.. Nicht ganz einfach.. Wer auch immer bei BGG von Asylum Field Day als gute Einstiegsmission gesprochen hat.. Slap! Wenn die Movementkarten ungut liegen.. Naja. Ich sage nur: Drei von vier grade erreichten Zielen wieder streichen. Toll🤓 Startet vielleicht damit. Aber verlangt keinen Einstandssieg. Eher als Lernpartie sehen. Später als zusätzliche Mission ist die wahrscheinlich geiler.
Lobotomy ist ein tolles Spiel! Es vermengt klassisches Design mit toller Modularität und einem super Theme.
Peer hatte die dunklen Tiles erwähnt.
Das kann ich so nicht zur Gänze teilen. Ja der Aufbau dauert 5 Minuten länger als bei einigen anderen Genrevertretern. Aber besonders schlecht zu erkennen war, meines Erachtens das Ganze nicht.
Dieses Spiel wird bleiben. Und zwar nicht nur kurz. Sondern dauerhaft und ich danke meinem lieben Verkäufer gerne erneut.
Leider wird es hier keinen Reprint geben. Aber der eine oder andere ergattert vielleicht noch ein Exemplar. Und KS 2.0 steht in den Startlöchern.
Bis dahin:
Hoch die Hände. Ach das geht nicht. Wegen der Zwangsjacke. Doof jetzt..
Naja.
Hier mein wohlwollendes Nicken.
Ein schönes Spiel👍🏻
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