Bevor Euch noch die Argumente ausgehen, beende ich die Diskussion lieber mal...
Beiträge von Neva Kee im Thema „Dune der Film“
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Da fließt aber nix
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Könnt ihr das näher ausführen, warum klar war bzw. man dort nicht auf das Thema des Films gut zu sprechen sein dürfte? Das ist mir nicht wirklich klar...
Es gibt in China kein Spice und überwacht wird im Film ja auch niemand...
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So, habe den Film gestern ebenfalls endlich sehen können.
Leider kann ich mich den Lobeshymnen nicht so umfänglich anschließen.
Schauwerte und Design: Super! Alles sieht ziemlich gut und beeindruckend aus. Man hat wirklich das Gefühl, dass man aus den meisten Einstellungen ein klasse Poster machen könnte. Riesige Dinge wirken auch angemessen riesig, das Sounddesign ist auch klasse und macht Spaß zu hören.
Die Musik ist an sich auch klasse, passt und unterstreicht die Szenen sehr gut. Ich hätte sie mir allerdings auch manchmal einen Ticken leiser gewünscht, weil es so schon massiv laut wird und einem bei manchen Szenen, vor allem vielen mit Chor- oder Einzelgesang echt die Ohren klingeln.
Oben hat jemand so etwas wie "kompromisslos abgemischt" geschrieben - das trifft es irgendwie - mir hätte hier allerdings ein wenig Weniger besser gefallen.
Die Story ist auch gut und auf jeden Fall sehr viel verständlicher rübergebracht, als im alten Film.
Was mir fehlte, war der emotionale Kontakt zu den Charakteren. Bis auf Duncan (der aber als Charakter in meinen Augen zu wenig Tiefe hat und sehr blass bleibt) haben die Charaktere auf mich sehr oft eher stoisch distanziert gewirkt. Auch wenn ich Paul Atreides gut besetzt fand (so wie ich eigentlich alle Rollen sehr gut besetzt fand), hatte ich häufig das Gefühl, dass die Emotionen vor allem über die Dialoge und den Aufbau der Szenen transportiert wurden, als das ich sie in seinem Ausdruck oder in seinem Gesicht sehen oder spüren konnte.
Natürlich ist das auch Teil des Charakters, der ja seine Gefühle im Griff haben muss, aber es verhinderte bei mir dennoch eine Identifikation über ein reines "zuschauen" hinaus.
Im Duellkampf am Ende wirkt mir Paul viel zu kühl und viel zu wenig emotional berührt von dem Kampf auf Leben und Tod, der ihm gerade bevorsteht bzw. in dem er gerade steckt. Dort war für mich viel zu wenig von der Dramatik der Situation in der Umsetzung des Charakters zu spüren. Hinzu kommt, dass er den Kampf für mich viel zu leicht gewinnt und dominiert, weil er den vorher in den Dialogen als so fähigen Kämpfer dargestellten Gegner mehrfach recht schnell und einfach und gefühlt ohne Probleme besiegt.
Das wurde mir auch vorher nicht genug aufgebaut, da er in seinen Übungskämpfen zu Beginn des Films ja noch verliert (auch wenn sein Ausbilder ein noch besserer Kämpfer sein mag). Dadurch wirkte er für mich gerade am Ende wie eine Mary-Sue, der ohne Probleme z.B. durch einmal Video schauen den Sandtanz-Lauf der Fremen perfekt nachmachen kann und "mal eben" dieses Duell mehrfach gewinnt.
Hinzu kommt, dass die Ambivalenz der Entscheidungen von Paul, der ja durch seinen Visionen weiß, dass er Gefahr läuft, zu einem Heiland und somit zu einem Problem in der Zukunft zu werden, imho zwar angesprochen, aber nicht wirklich innerhalb des Charakters und seiner Emotionen "diskutiert" wird. Es scheint, als ob Paul es zwar wüsste, es aber seine Entscheidungen nicht so richtig beeinflusst oder er da irgendwie großartig schwankt und damit hadert.
Auch die Szene, in der Leto verraten wird und die Szene, in der er Baron Harkonnen vergiften will, sind zwar in der Theoria an sich spannend angelegt, haben aber bei mir tatsächlich keine Gefühlsregung hervorgebracht.
Für die erste Szene (den Verrat) war der Arzt einfach zu wenig eingeführt, um das irgendwie dramatisch zu finden. Da hätte der Arzt eine etwas emotionalere Verbindung gebraucht als: Der ist schon ewig bei uns (mindestens so, wie die Fremen-Dienerin, die Jessica auf Arrakis "einstellt", wo ich über einen solchen Verrat deutlich empörter gewesen wäre). Auch wenn man die Story schon kennt, ist mir sowas wichtig...
In der zweiten Szene ist es nur eine Frage der Zeit, bis es passiert und es wird dann auch sehr geradlinig durcherzählt - irgendwie kam da bei mir auch keine wesentliche Spannung auf. Auch hier ggf. wieder dem Umstand geschuldet, dass Leto zwar gelähmt daliegt, man ihm aber keine großartigen Emotionen anmerkt.
So hat der Film mich zwar unterhalten und durchaus beeindruckt, aber emotional gepackt hat er mich leider überhaupt nicht.
Der einzige Charakter, der bei mir Emotionen hervorgerufen hat, war Baron Harkonnen, den ich in dieser Variante auf jeden Fall super umgesetzt fand und den ich der wenig subtilen Umsetzung im alten Film deutlich vorziehe. Dort fand ich ihn vor allem übertrieben und auch nervig.
Hinzu kommen noch ein paar Nitpicks, die mich aber vor allem deswegen stören, weil mich der Rest nicht so überzeugt hat, so dass man dann auch andere Fehler nicht so leicht verzeiht:
Nach dem Duellkampf wandern alle vor Abschluss des Films durch die Wüste, während die Sonne ja bereits teilweise wieder aufgegangen ist. Der Körper des Toten ist fein säuberlich eingepackt, um ja kein Wasser zu verschwenden, aber alle Charaktere laufen ohne Mundschutz herum (klar wollte man für die Inszenierung am Ende die Gesichter aller noch einmal zeigen können, dennoch ist es im Kontext der Story inkonsequent und nicht stimmig), so wie die Anzüge und Gesichtsbedeckungen auch während des Films immer wieder viel zu lax gehandhabt wurden, für die Dramatik, die auf Arrakis eigentlich um jeden Tropfen Wasser herrscht.
Ich muss allerdings noch zugeben, dass ich gestern beim Schauen des Films von Beginn an recht müde war, so dass ich nicht vollständig ausschließen kann, dass dies ein Faktor war, der mich ggf. einige subtile Details nicht so hat aufnehmen lassen und ich dadurch gerade nuanciertere emotionale Regungen der Charaktere nicht vollständig erfasst und wahrgenommen habe, wenn es sie an entsprechenden Stellen gegeben hat.
Ich würde den Film wohl irgendwann nochmal schauen, wenn es sich ergibt. So richtig motiviert dazu bin ich allerdings gerade nicht.
Als nächstes steht der Bond auf dem Programm, allerdings bin ich auch da skeptisch, da ich schon Spectre einfach nur langatmig und unspannend fand (mit Ausnahme der hervorragenden Pre-Credit Sequenz) und den Christoph Waltz Blofeld mal so gar nicht leiden konnte und dort die sehr starke Sorge haben, dass dieser Film noch mehr in diese Richtung gehen wird und ich irgendwie mit "angezogene Handbremse"-Bond nicht so viel anfangen kann, weil ich bei Bond eigentlich gerne einen lockeren Helden-Film sehen will und kein Charakter-Drama...