Alles anzeigenNaja, ohne Regeln hätte man halt kein Spiel, sondern nur einen Karton voll bunter Sachen.
Ich finde darum schon, dass Regeln Regeln sind. Allerdings steht halt der Spaß im Vordergrund, von daher ist es durchaus möglich, Regeln abzuändern. Das nennt man dan "Hausregeln". Oder "hausregeln" (Verb und Substantiv sind hier homonym).
Man kann das auch philosophischer betrachten: "Was sind Regeln, und wenn ja, wie viele?" Dann könnte man sagen, dass Regeln keine Regeln sind, sondern nur der diegetische Rahmen, in welchem sich die Spieler bewegen. In diesem Falle einigt man sich quasi darauf, im Laufe der Spielzeit, sich gemeinsam in einer fiktiven Welt zu bewegen (strengere Betrachtungsweisen könnten das auch als "Gruppenpsychose" bezeichnen), darum ist in vielen Spielen das Thema so wichtig. Je thematischer ein Spiel ist, desto weniger sind Regeln wirklich Regeln, weil eben die Diegese schon die Handlungsmöglichkeiten im Spiel vorgibt. Abstraktere Spiele haben da deutlich mehr Regeln, die auch Regeln sind.
Schon deshalb kann eine Excel-Tabelle kein Spiel sein, weil sie keinerlei Diegese besitzt.
Das ist aber auch nur meine konstruktivistische Sichtweise, man kann die Frage auch dekonstruktivistisch betrachten und fragen, wie viel Spiel noch vom Spiel bleibt, wenn die Regeln keine Regeln mehr sind, sondern eher Vorschläge. Aber in dem Bereich bin ich nicht so fit ...
Schön, endlich mal ein spannendes Thema hier, das über die Oberfläche hinaus tief in den existentialistischen Kern des Spielehobbys hineinblickt!
...also dekonstruktivistisch ist das aber nicht. Im Gegenteil, die Dekonstruktion sieht ja bereits Sprache als Spiel, dessen Regeln hochgradig ambivalent und individualistisch ist. Sprich: Sprache ist kein Wort, Sprache ist ein Wörterbuch, es geht gerade um die wechselseitigen Bezüge zwischen den Worten. Dekonstruktion wäre also beim Spielen nicht das Zerlegen, Abschaffen oder Infragestellen von Regeln, sondern das Austarieren dessen, was die Regeln erzeugen, was nicht schriftlich fixiert und dennoch quasi als stumme Vereinbarung, als Gentle(wo)man's Agreement zwischen den Spieler*innen existiert. Und sei es so etwas Basales wie Spielfreude, was erstaunlich vielen Expertenspieler*innen abzugehen scheint.
Ja, wirklich ein hübsches Thema :).