Beiträge von JMVolckmann im Thema „[2021] Boonlake (Alexander Pfister/DLP Games)“

    Die Schattenseiten des Designs waren aber auch immer spürbar: niedriges Tempo, dadurch häufig komplettes Leeren der Boards

    Das ging uns nie so. Wir haben fast immer Aktionen gewählt, die uns 3 oder 4 Schritte auf dem Fluss bringen.

    Ich sehe aber die Bemühungen, durch die Erweiterung Tempo rein zu bringen, die vielleicht in anderen Gruppen bisher nicht drin war.

    Genau, bei einigen Gruppen lag der Charakter des Wettrennens im Vordergrund und bei anderen der des Euro-Optimierers. Als Wettrennen war Boonlakes immer spannend, als Optimierer hat die Person mit der besseren Kartenauslage gewonnen (zugespitzt formuliert).

    Ich finde es gut, dass Pfister und Rossi mit der Erweiterung den Fokus noch mehr auf das Rennen schieben. Ich finde an Pfisters Solo-Modi kann man immer sehr gut seine eigentlich Design-Philosophie ablesen und die lag bei Boonlake ganz klar auf Tempo.

    Ich mochte #Boonlake schon immer sehr. Die Schattenseiten des Designs waren aber auch immer spürbar: niedriges Tempo, dadurch häufig komplettes Leeren der Boards, unbefriedigende Zwischenwertung ...

    Der Solo-Modus hat zwar nie dazu verleitet, das Tempo zu drosseln, aber im Multiplayer war der Fuß sehr häufig auf der Bremse.


    Die Erweiterung #BoonlakeArtefakte schaut sich genau diese Baustellen an und gibt dem Spiel den letzten Schliff, den es meiner Meinung nach verdient hat.


    Der Fokus liegt hier vor allem darauf, mehr Anreize für ein schnelleres Spiel zu liefern. Die erste Tempo-Maßnahme ist ganz simpel: Auf Häfen, die Boni bringen, darf sich nur noch ein Schiff aufhalten. Muss ein Hafen deswegen übersprungen werden, darf der Bonus des Hafens aber trotzdem genommen werden - dafür muss aber auf den anderen Bonus verzichtet werden.

    Das Tempo wird außerdem durch die Einführung eines neuen Spielbretts gesteigert: den See-Pan.



    Hier gibt es einen Startpunkt, auf den alle Mitspieler*innen einen ihrer Bewohner stellen. Von diesem Startfeld führt ein Pfad im Uhrzeigersinn über eine Vielzahl verschiedener Felder und einer gegen den Uhrzeigersinn.

    Zum Spielbeginn werden zwei Plättchen gezogen, die jeweils für die erste und zweite Spielhälfte Bedingungen dafür nennen, die Spielfigur einen Schritt auf dem gewählten Pfad entlangziehen zu können. Das kann beispielsweise sein: "Platziere einen Bewohner in einer neuen Gegend" oder "Lege einen Hebel in eine Reihe, in der sich noch kein Hebel befindet".

    Zusätzlich darf ein Schritt gegangen werden, wenn das Boot bei einer 3er- oder 4er-Aktion mindestens drei Schritte gezogen wird.

    Warum das Ganze? Zu einem beliebigen Zeitpunkt kann die Spielfigur auf das Startfeld zurückgesetzt werden, um einen der bis dahin erreichten Boni auszulösen. Der Pfad im Uhrzeigersinn liefert Einkommen, der entgegen des Uhrzeigersinns generiert Siegpunkte.


    Die namensgebenden Artefakte sind ebenfalls mit dem See-Plan verknüpft. Anstatt die Erschließen-Aktion mit einem Bewohner auszuführen, kann einmalig eine neue Spielfigur, die Werft, platziert werden. Wer seine Werft platziert hat, tauscht den Bewohner auf dem See-Plan gegen eines seiner Ressourcen-Boote und kann zusätzlich eines der ausliegenden Artefakte mit einzigartigen Fähigkeiten wählen.

    Das Ressourcen-Boot steht von nun an nicht mehr zum Management der Ressourcen zur Verfügung. Stattdessen fährt es auf dem See-Plan auf Wasserfeldern parallel zu den beiden Pfaden. Wird es auf das Startfeld zurückgesetzt, aktiviert es genauso einen der bis dahin erreichten Effekte. Zusätzlich sind einige Wasserfeldern aber auch mit Soforteffekten versehen, die gar nicht mal übel sind.

    Hier wird auf der einen Seite also das Ressourcen-Management gerade in der Anfangsphase des Spiels deutlich herausfordernder und dadurch der Anreiz gesetzt, in Rabatt-Hebel zu investieren. Auf der anderen Seite locken Sofort-Boni auf dem See-Plan und vor allem starke Artefakte.



    Ein gewähltes Artefakt wird links neben das eigene Tableau gelegt und muss mittels Vasen aktiviert werden. Zwei Vasen aktivieren die erste Stufe des Artefakts, eine dritte Vase schaltet die zweite Stufe frei. Ein aktiviertes Artefakt bleibt für das ganze Spiel aktiviert und liefert ganz unterschiedliche aber starke Fähigkeiten oder einmalige Effekte. Hier gibt es viel zu entdecken und auszuprobieren.


    Ausgesprochen gut gefallen mir die verbesserten Wertungsplättchen, weil hier sehr viel mehr Vorausplanung notwendig ist. Es winken im besten Fall nicht mehr 14 Punkte, sondern immerhin schon 24 Punkte.

    Hierfür erhalten alle Mitspielenden drei verbesserte Wertungsplättchen, jeweils eins für die zweite, dritte und vierte Zwischenwertung. Der Einsatz eines jeden Plättchens muss aber in der vorherigen Runde freigeschaltet werden.

    Dafür entscheide ich mich ganz regulär dafür, eine Wertungskategorie in der aktuellen Runde zu werten. Erfülle ich in dieser Kategorie aber nicht nur die Bedingungen für die aktuelle Wertung, sondern zusätzlich auch die für die nächste Wertung, kann ich das Wertungsplättchen für die nächste Runde durch das verbesserte Plättchen ersetzen.

    Das verbesserte Wertungsplättchen für die zweite Wertung liefert 4 Punkte, das für die dritte Wertung bringt 5 Punkte und das für die letzte Wertung bringt 7 Punkte. Natürlich ändert sich an der Regel aber nichts, dass ein Nichterfüllen der aktuellen Wertung einen entsprechenden Punkteabzug mit sich bringt.

    Insbesondere durch die potentielle Temposteigerung ergibt sich hier eine knifflige Planungsaufgabe.



    Zusätzlich liefert die Erweiterung einen Stapel neuer Projektkarten. Zum Teil beziehen sie sich auf die neuen Mechanismen und liefern so beispielsweise Schritte auf dem See-Plan. Zum Teil lassen sie sich aber auch direkt in das Grundspiel integrieren und bieten More of the Same.


    Die Artefakte sind zusätzlich noch ein bisschen enger in das Spielgefüge integriert. Hier sei erwähnt, dass zu Beginn des Spiels in umgekehrter Reihenfolge Kosten für die Artefakte vergeben werden, die bezahlt werden müssen, um das Artefakt zu erwerben. Außerdem werden noch ausliegende Artefakte bei jeder Zwischenwertung attraktiver, da sie mit einer Bonus-Vase versehen werden.


    Für die Solo-Spieler*innen sei gesagt, dass sich die Erweiterung nahtlos in das Solo-Spiel integrieren lässt und die weise Eminenz kein Interesse an Artefakten oder dem See-Plan hat.


    Ich habe in meinen Partien festgestellt, dass mich die Erweiterung in Richtungen lenkt, die ich in früheren Runden gerne vernachlässigt habe. Vasen haben mich nicht sonderlich interessiert und Hebel habe ich auch nicht so häufig gebaut.

    Jetzt sind die beiden Hebel, die Rabatte generieren, kaum wegzudenken. Vasen sind plötzlich sehr wertvoll und ein ums andere Mal frage ich mich, ob ich die Vase in meinem Vorrat ausgeben sollte, um mit ihr das Artefakt zu aktivieren, oder lieber diese eine Karte ausspielen sollte, für die ich auch eine Vase brauche.