Beiträge von Kurbalin im Thema „Distilled - Paverson Games“

    Ich würde das mal so beantworten: Dass bei dem Spiel plötzlich Zuckeranteile verschwinden ist natürlich der Mechanik geschuldet. Aber es ist schon so, dass der Destillateur immer dem Risiko unterliegt, dass das Destillat nix ist. Zumindest, wenn man sich an neue Rezepturen wagt. Das ist mit den Aromen auch schon gelöst, weil du auch bei einem eingelagerten Fass erst nach dem Öffnen wirst, was da so mit passiert ist in den Jahren.


    Was das Glücksmoment im Spiel angeht: Es ist hier enorm wichtig, mit den richtigen Zutaten und Verbesserungen zu arbeiten. Ich hatte beispielsweise den Tub Worm, der in jeder Destillation 2 Alkohol hinzugefügt hat. Wenn du dann 2-3 Zucker drin hattest, bist du schon bei 4-5 Alkohol im Bottich. Das steigert einerseits den Verkaufswert und andererseits wird das Risiko minimiert, dass dir die wichtigen Zutaten flöten gehen. Klar…Risiko gibt es immer noch, aber bei uns kam dann immer Stimmung in der Runde auf, wenn es dann doch wieder nur ein teurer Wodka wurde. Ich finde den Glücksanteil gerade groß genug. Bei jedem anderen Spiel mit Würfel oder so, kann dir das auch passieren. Wenn du mit den W20 mindestens ne 3 brauchst, kannst du auch noch die 1 oder 2 würfeln und sich tierisch ärgern.


    Das Problem mit den Fruchtzucker hatten wir übrigens auch: der Markt hatte rundenlang keinen Fruchtzucker und immer vom Basismarkt kaufen ist halt schwierig, wenn dann noch Hefe und/oder Wasser fehlen. Das war ärgerlich, aber gehört dazu. Hab trotzdem noch mit 101 Punkten gewonnen. 😅

    Es wirkt sich natürlich vorteilig auf die Spieldauer aus, wenn man so viel, wie möglich, gleichzeitig abwickelt. Bis hin dazu, dass man den Verkauf "vorbereitet" und schonmal Punkte und Geld zählt - auch während der vorherigen Runde. Das nimmt aber meiner Meinung nach dem Spiel eine ganz wesentliche Komponente: Der Destillationsprozess ist ja der große Showdown, wo manch einer verzweifelt, weil aus einem 12-Karten-Stapel genau die zwei Karten entnommen werden, die man so dringend gebraucht hätte und dadurch aus einem guten Brandy einen teuren Vodka wird. Genauso kann man beim Verkauf herrlich zelebrieren, in welcher Flasche man seine Sprituose verkauft (den teuren Brandy in einer Milchtüte zB). Das nimmt dem Spiel unheimlich viel Thema und ersetzt es mit kühler Mechanik. Und gerade das Thema und wie intensiv das zelebriert wird, macht dieses Spiel ja erst richtig interessant. Ich glaube, die Mechanik allein mit einem anderen Thema macht gleich viel weniger Reiz aus. Das verlängert natürlich die Spieldauer. Wenn dann auch noch Disziplin und Aufmerksamkeit mit dem Inhalt der Rumflasche schwinden, hast du plötzlich etwas völlig verrücktes, was man bei einem Brettspielabend nie vermuten würde: Einen Heidenspaß! (man achte auf den subtilen Humor - da spricht vielleicht der Restalkohol) Meine Frau, die zwei Etagen tiefer saß, fragte mich hinterher: Na, haben die Kinder Spaß gehabt? Hat man gehört. :sonne:


    Für das Spiel brauchst du die richtige Spielgruppe und die passende Stimmung, finde ich. Dann ist es Gold wert. Es kamen direkt Gedanken auf, dass man beim nächsten Spiel eigentlich alle Sprituosen, die auf dem Klemmbrett stehen, eine Ausfertigung da haben müsste, um diese nach der Destillation und/oder dem Verkauf zu verköstigen. Und dann am besten noch mehrere Partien mit unterschiedlichen Rezepten zockt. Mal sehen...

    Wir haben gerade zu viert eine Erstpartie hinter uns gebracht und hatten tierisch Spaß. Man muss dazu sagen, dass wir alle Whisky/Spirituosen-Fans sind und während der Partie neben ein paar Bier mal eben eine Flasche Rum (Botucal) vernichtet haben. So banal das klingen mal, aber spätestens die Destilierphase, wo man sein ganzes Zeug in den Bottich schmeißt und hofft, dass was gescheites rauskommt… mit Vorlauf und Nachlauf, das war ein Heidenspaß und sehr stimmungsvoll. Es kam auch schon nach 2-3 Runden ein guter Spielfluss auf, wobei die Verkaufsphase am Ende, wenn man mehrere Fässer im Keller und dann noch ein Metallfass hat, sich dann doch schon arg ziehen…


    Das Spielerfeld verteilte sich auch zwischen 101 und unter 50 Punkten, wobei die Schlusswertung auch schon noch spannend war. Wir freuen uns schon auf die nächste Partie!