Beiträge von Smuntz im Thema „21.06.-27.06.2021“

    Forests of Pangaia

    Dieses Spiel läuft aktuell auf Kickstarter (bis 16. Juli), siehe auch den unknowns-Thread zum Spiel. Das junge Team aus Berlin macht in seinem ersten Projekt alles richtig - Produkt und Kampagne haben eine perfekte Anmutung, auch ist das Spiel auf TTS (Link zum Mod) zum Antesten verfügbar. Das habe ich mit meiner lokalen Spielrunde ausgenutzt und gestern abend eine Runde zu viert gespielt.

    Den Entwurf einer deutschen Kurzspielregel habe ich gestern ein wenig unter Zeitdruck zusammengeschrieben - könnt Ihr hier downloaden. Rückmeldungen ggf. bitte per PN.

     

    Worum geht es in dem Spiel? In einer Landschaft mit vier verschiedenen Vegetationsbedingungen - symbolisiert mit Sonne / Wasser / Eis / Wind - säen wir u.a. mit Hilfe unserer einen Waldgeist-Figur aus, lassen Bäume wachsen und führen Rituale aus, die uns Lebenspunkte (also: SP) geben.

    Zu Beginn wird eine Landschaft aus variablen Teilen, je nach Spielerzahl zusammengelegt, Jeder Spieler erhält eine der 14 Ritualkarten und legt sie offen vor sich aus. 3 Ritualkarten bilden einen offenen Markt zum Nachziehen. 3 von 6 Zielkarten liegen offen aus und bestimmen, was beim Spielende optimiert sein soll, damit ein oder mehrere Spieler 2 bzw. 1 SP erhalten.

    Reihum führt jeder seinen Spielzug in drei Phasen aus.

    In Phase 1 wächst auf jedem Feld mit einem oder mehreren eigenen Saaten ein Baum. Dafür muss man nur mehr Saatkörner auf dem Feld haben als andere, oft ist man allein. Das Saatkorn wird zurückgenommen, einer der 10 Bäume hingestellt und man bekommt eine Ressource entsprechend des Landschaftssymbols. Das erhalten auch Spieler, deren anwesende Saaten dadurch verdrängt wurden, aber jeweils nur eine Ressource je Spieler, nicht je Saat. Gleichstände werden durch Mehrheiten von Figuren (Bäume, Waldgeist) eigener Farbe auf angrenzenden Feldern aufgelöst. Aber auch ohne Mehrheit kann man das Wachstum einer Saat erzwingen, wenn man dafür einen (zuvor anderweitig erhaltenen) Lebenspunkt abgibt. Zu Beginn hat jeder Spieler nur ein Saatkorn - bis zu drei weitere können freigeschaltet werden.

    In Phase 2 des eigenen Zuges handelt man mit seiner eigenen Waldgeist-Figur. In einen freien See gesetzt darf man auf eines der angrenzenden Felder beliebig viele Saatkörner legen. Oder aber man nimmt die Figur zurück auf sein Tableau, um entweder eine beliebige Ressource zu nehmen oder sein aktuelles Ritual durchzuführen.

    Rituale sind der Kern des Spiels, werfen sie doch die begehrten Lebenspunkte ab. Unter den 14 Karten gibt es drei Typen.

    Ein Strecken-Ritual zeigt zwei Landschaftssymbole und kann vollzogen werden, wenn auf eben solchen Landschaftsfeldern zwei eigene Bäume stehen, die benachbart oder mit einer Reihe von - eigenen oder fremden - Bäumen verbunden sind. Nach Auswahl der Endpunkte wird der kürzest mögliche Weg der Verbindung betrachtet. Für eigene Bäume erhält man jeweils einen Lebenspunkt, Besitzer fremder Bäume erhalten eine Ressource aus der Landschaft ihres Baumes.

    Bei einem Stern-Ritual werden zu einem Baum auf bestimmter Landschaft nur die angrenzenden Bäume in gleicher Weise gewertet.

    Ein Spitzen-Ritual wertet einen einzelnen Baum mit mindestens einer zusätzlichen Baumspitze. Für jedes Teil (Baum bzw. aufgesetzte Spitzen) gibt es einen Lebenspunkt.

    Nach einem Ritual zerfallen die eigenen beteiligten Bäume um jeweils eine Stufe, d.h. die oberste Spitze wird abgenommen oder der Baum entfernt und durch ein Saatkorn ersetzt - so verfügbar - ggf. bleibt das Feld leer. Einmal eingesetzte Saaten dürfen aber versetzt werden. Im Fall eines Spitzen-Rituals wird der gesamte Baum entfernt. Auf dem Feld dürfen dann entsprechend seiner Höhe viele Saatkörner hinterlassen werden. So nichts dazwischen kommt, werden die Saaten in der nächsten Runde wieder zu einem Baum gedeihen und dabei Ressourcen abwerfen.

    Die gewertete Ritualkarte wird beiseite gelegt und durch eine neue ersetzt (eine der offen ausliegenden oder verdeckt vom Stapel. Die Markt-Auslage wird wieder auf drei offene Karten ergänzt.

    In Phase 3 des eigenen Zuges darf man beliebig viele der sechs auf dem eigenen Tableau verfügbaren Baumspitzen einsetzen. Diese haben Kosten zwischen 1 und 4 Ressourcen, die jeweils verschiedenen Typs sein müssen. Ggf. dürfen zusätzlich bis zu zwei Saatkörner auf benachbarten Feldern platziert werden. Wenn erstmals die ein bzw. zwei Baumspitzen eines Bereiches auf dem Tableau entfernt wurden, ist das dort gebundene Saatkorn frei fürs weitere Spiel und bleibt es auch, sollten die Baumspitzen durch Zerfall nach einem Ritual zurückgelegt werden.

    Das Spiel endet nach Ablauf der Runde, in der die letzte Ritualkarte genommen wurde. In einer weiteren Schlussrunde darf jeder noch einmal seine Saaten zu einem Baum wachsen lassen, dies jedoch nicht mit einem Lebenspunkt erzwingen, auch gibt es keine Ressourcen mehr.

    Gewertet werden die gesammelten Lebenspunkte, die drei Zielkarten, das unerfüllte Ritual vor jedem Spieler darf noch gewertet werden, so es erfüllt werden kann und es gibt ggf. die auf dem Tableau abgebildeten SP, wenn jetzt nicht die entsprechenden Baumspitzen darauf liegen (die oberen drei Felder zeigen 1 / 3 / 1 SP).

     

    Wie lief nun unser Spiel?

    In erster Runde platziert man mit seinem Waldgeist das eine Saatkorn - die anderen Phasen fallen eh mangels Möglichkeiten aus. In der zweiten Runde dann investiert man das durch den Wachstum des Baums erhaltene Saatkorn sogleich in die eine billigste Baumspitze, damit das dort liegende zweite Saatkorn ins Spiel kommt. Keiner von uns hat das anders gemacht.

    Die beiden weiteren Saatkörner sind jeweils durch zwei Baumspitzen mit Kosten 2 und 3 gebunden. Diese Ressourcen wollen gesammelt sein, will man einmal gelegte Baumspitzen nicht durch Rituale wieder aufs Tableau erhalten. Das ist gerade am Anfang ein kleiner Konflikt, so dass man besser beraten ist, erst einmal die Ressourcenlage zu verbessern, um später zwei Baumspitzen auf einmal ins Spiel zu bringen - gerne auch auf denselben Baum, ist man gerade im Besitz eines geeigneten Spitzen-Rituals.

    Die drei Zielkarten in unserem Spiel versprachen jenem 2 SP, der bei Spielende den höchsten Baum / die meisten Seen mit eigenem Baum in Nachbarschaft / die meisten erfüllten Rituale vorweisen konnte. Gerade das letzte Ziel begünstigte dann auch bei dem später siegreichen Freund den Ansatz, Rituale lieber schnell zu erledigen, statt auf höhere Wertungen zu sparen. Aber auch ohnedem schien auch mir das der bessere Weg zu sein. Ein einfaches Strecken-Ritual mit zwei benachbarten Bäumen bringt zwar nur 2 SP. Zerfallene Bäume schaden nicht, spar ich mir die Aussaat für die nächste Runde und bekomme gleich wieder neue Ressourcen. Auch sind 14 Ritualkarten insgesamt nicht wirklich viel - da ist jede für mich gewertete Karte besser, als dass es ein anderer tut.

    Gerne haben wir uns ein wenig beharkt, also beim Aufsetzen einer entsprechenden Baumspitze Saaten auf das Feld purzeln lassen, wo ein anderer schon Saat liegen hatte, damit sein Baum dort eben nicht wächst. Das muss sein und verschafft hier und da kleinere Vorteile. Aber auch Symbiosen - ein fremder Baum in eigener Strecken-Ritual-Wertung - wurden geduldet und mitgenommen.

    Zwar konnte ich mit zwei hochwertigen Streckenritualen mit jeweils 5 SP im Spiel gut punkten und auch einen Gleichstand bei der Anzahl der erfüllten Rituale erreichen - alle anderen Ziele erreichte allein unser Mitspieler-"Fuchs", der seine vielen Bäume und Ressourcen zum Ende hin entsprechend optimierte, während mir mangels Masse auf der Spielfläche die Luft ausging. Zwar fiel mir - aber auch nur durch Unbedachtheit des Spielers vor mir - die letzte Zielkarte zu. Diese brachte mir in der Schlusswertung aber nichts ein, konnte ich sie dummerweise nicht erfüllen. Immerhin erreichte ich den zweiten Platz bei einer Endwertung 17 - 15 - 13 - 9. Wenn alle einmal das Spiel durchschaut haben, geht das sicher oft sehr eng aus.

     

    Für wen nun ist das Spiel?

    Strategen, die lange planen und jegliches Glück minimiert sehen wollen, sollten die Finger von dem Spiel lassen. So wie z.B. bei Flügelschlag eine günstige Kartenkombo bei Beginn einen Spieler arg begünstigen kann, kann hier die Abfolge der verfügbaren Rituale zum Zeitpunkt X für den einen Spieler gut sein und für andere weniger. Der letzte Kickstarter, der ein ähnliches Gesamtgefühl bei mir weckte, war Rise of Tribes - ebenfalls eine knackige, schnell gespielte Punktehatz in wunderschöner Einkleidung, die dank hohem Aufforderungscharakter auf den Tisch fand und bleiben durfte. Auch sind meine Bedenken hinsichtlich der Assoziation zum furztrockenen Spiel Photosynthese gewichen. Ja, Bäume, Wachstum, Punkte - alles da, und doch ein gänzlich anderes Spiel.

    Da dies ein Kickstarter im ursprünglichen Sinn ist - also ein Einsteigerprojekt und nicht Vertriebskanal eines Verlagsspiels - heißt die Devise: jetzt oder nie. Und im Moment neige ich zum jetzt, auch wenn das Spiel bei mir ein wenig zwischen Baum (Familie, Gelegenheitsspieler) und Borke (Vielspieler) sitzt. Meine Vielspielerrunde gestern würde jederzeit wieder mitspielen, "geflasht" waren wir aber alle nicht. Mich als auch Vielkäufer triggern eindeutig Optik und Herz des Projektes, ich ringe noch ein wenig mit mir.

    Sollte noch wer in und um Dorsten beim Kickstarter mitmachen wollen, kontaktet mich bitte per PN. Die Portokosten sind zwar nicht in Stein gemeißelt, aber da lässt sich bestimmt ein wenig sparen. Nein, das ist kein Aufruf zu einer Sammelbestellung quer durch Deutschland. Ich werde gewiss keine Pakete packen, damit das Spiel irgendwo zwei Euro für jeden billiger wird - nur Abholer / Leute, die ich treffe, dürfen sich angesprochen fühlen.

    #ForestsOfPangaia