Beiträge von Sir Bobo im Thema „24.05.-30.05.2021“



    Glow bzw. Lueur


    In meinem heimlichen Nebenjob eines "Myth Busters" habe ich das französische Lueur auf den virtuellen Tabletop Simulatortisch gebracht und dort zu viert ausgetestet. Einige Youtuber hatten hier bereits aufgrund des eigenwilligen, aber durchaus ansehnlichen Schwarzweiß-Designs der Karten und des Spielbretts viele Vorschusslorberren verteilt und eine Veröffentlichung des sprachneutralen Spiels auf dem deutschen Markt ist wohl nur eine Frage der Zeit.


    Obwohl es das erklärte Spielziel ist, Lichtfunken in eine dunkle Schwarz-Weiß-Welt zu bringen, handelt es sich um ein kompetitives, eher leichteres Spiel um (allerdings schön gestaltete) Siegpunkte in Form eben jenes Lichts, bei dem die Spieler jede Runde einen weiteren Gefährten in Form einer Karte sammeln und deren Eigenschaften über ebenso gedraftete Würfel aktivieren, was auch die Hauptsiegpunktquelle darstellt. Gleichzeitig wird noch - auch wieder durch die aktivierten Würfelseiten - eine Spielfigur über ein (für meinem Geschmack dann doch etwas fades) Spielbrett gezogen, um Boni sowie je nach Fortschritt Siegpunkte am Spielende einzusammeln. Wer nach schon 8 Runden die meisten Siegpunkte hat, darf sich Glühwurm des Abends nennen (oder so).



    Das Spielprinzip ist damit ein einfaches Kartenmanagement bzw. Draftingspiel, bei dem man jede Runde zunächst einen Gefährten sowie zufällig verteilte Würfel, die dem Gefährten zugeordnet wurden, in sich jede Runde weiterwandernde Spielerreihenfolge draftet. Jeder Spieler verfügt zusätzlich immer noch über mindestens zwei Würfel und einzelne Gefährtenkarten können weitere Würfel geben... bis diese Gefährten bei bestimmten Würfelergebnissen das Zeitliche segnen. Der erste Clou des Spiels liegt darin, dass die Würfel fünf verschiedene Elemente zeigen und je nach Farbe ein bestimmtes Element sogar zweimal. Diese Würfel werden von allen Spielern zeitgleich gewürfelt und gelten dann jeweils voll für jede einzelne Karte, d.h. ich kann sogar bei vier Wassersymbolen erst den 2 Wasser kostenden Effekt der einen Karte 2x nutzen und dann einen billigen, 1 Wasser kostenden Effekt einer weiteren Karte sogar 4x. Dabei sollte ich dann umgekehrt keine Karte haben, bei denen Ein Gefährte etwa bei 3 Wassersymbolen stirbt.



    Damit versucht man, sich ergänzende Karten zu draften und dann über Rerolls gezielt bestimmte Symbole zu erwürfeln. Rerolls bekomme ich durch Zurückwandern auf der Spielpunktleiste, Boni auf der Wanderkarte oder vor allem durch aktivierte Gefährteneigenschaften. Wenn man es schafft, hierbei schnell Gefähren mit zusätzlichen Würfeln und Reroll-Produktion zu erhalten und dann frühzeitig auf passende Siegpunktproduzenten umsteigt, läuft die Kombomaschine und die Punkteleiste wird locker umrundet.


    Mein Fazit ist dabei etwas zwiegespalten und fängt bereits beim Design an. Das Artwork der Karten ist etwas skurril, aber stimmig und gefällt mir sehr gut, während das ebenso zumeist in schwarz/weiß gehaltene Spielbrett einfach nur funktional/langweilig wirkt und der Kunststil nicht wirklich ausstrahlen kann. Die Möglichkeit der Kartenkombos in Verbindung mit der Wertung eines Würfelergebnisses für jede einzelne Karte ist spannend mit einem "Push-your-Luck" Faktor bei Rerolls. Umgekehrt sind die Karten aber bewusst sehr unterschiedlich wertvoll und durch die Verteilung der Würfel ohne Manipulationsmöglichkeit der Spielerreihenfolge kann der erste Spieler mit einer dicken Punktekarte und vielen Würfeln nach Hause gehen und der letzte Spieler erhält eine Mickerkarte mit einem Fuß(tritt), was einen Schritt auf der Karte oder einen Siegpunkt bedeutet. Bei einem Spiel über nur 8 Runden geht es einerseits sehr schnell, andererseits ist der erste Spieler in der letzten Runde klar im Vorteil, da er dann seine volle Kartenkombo mit den idealen Würfeln befüttern kann. Das Bewegen auf der Karte selbst ist eigentlich nur noch ein kleiner Nebenkriegsschauplatz und sollte nicht allzu ernst genommen werden - dort kann man maximal 20 Punkte holen, was bei einem Spiel mit über 150 Punkten wenig entscheidend ist. Auch der Mechanismus von 10 Sonderpunkten am Ende für das Sammeln von Glühwürmchen für alle noch lebenden Gefährten sollte nie die eigenen Entscheidungen wesentlich beeinflussen.


    Da man faktisch alle Karten nach einem Spiel gesehen hat und sich einige Karten nur in den Würfelfarben oder minimalen Effekten ändern, sehe ich auch keinen größeren Wiederspielwert, wenn man neue Spielerfahrungen hier sucht. Umgekehrt ist der kombinierte Karten+Würfeldraftingmechanismus durchaus nicht unspannend. Daher gibt es von mir zumindest :d6: von 10 leuchtenden Glühwürfelchen.


    Wen es interessiert, der kann auch einen ersten Blick in die englischsprachige Anleitung auf der Homepage des Verlags hier werfen, von dem auch die Bilder dieses Artikels stammen.