Beiträge von Thygra im Thema „Nichtspieler und die Einstiegshürde der Spielregeln“

    Kostet es denn so viel meinethalben 5-10 Leuten so eine Spielregel vorzusetzen? Wo entstehen da die Kosten? Wäre das ein großer Aufwand mit Kostenfaktor?

    Natürlich wäre das ein großer Kostenfaktor.

    - Du brauchst zuerst mal eine Infrastruktur von Leuten, die dazu bereit sind. Bei gehobenen Familienspielen, Kennerspielen und Expertenspielen ist das noch halbwegs machbar. Aber bei einem Familienspiel für Wenigspieler kannst du ja nicht dauerhaft auf dieselben Leute zugreifen, weil sie dann irgendwann keine Wenigspieler mehr sind.

    - Fast niemand macht so etwas just for fun. Also kostet es natürlich Geld, damit die Leute das auch machen.

    - Vor allem aber kostet das alles eins: Zeit! Und Zeit ist ein kostspieliger Faktor. Zu dem Zeitpunkt, wo die Anleitung quasi final fertig ist, mussten Illustration und Grafiksatz bereits bezahlt werden. Solange man das Spiel jetzt noch nicht veröffentlicht, liegt hier quasi totes Kapital. Deshalb möchte mas das Spiel nun möglichst ohne große Verzögerungen auf den Markt bringen, um das Geld wieder reinzuholen, mit dem man das nächste Spiel finanzieren kann.

    Wie gesagt, wenn die Verlage eh testspielen lassen, dann müsste/könnte die Spielregel da doch mit drin sein - außer wie gesagt, sie lassen es den Testspielenden erklären...

    Die Verlage lassen ja während der Entwicklung des Spiels testspielen. Zu diesem Zeitpunkt existiert noch gar keine redaktionell ausformulierte Anleitung, sondern meist nur die Anleitung der Autoren. Die redaktionelle Anleitung existiert erst, wenn keine Testspiele im Sinne der Spielentwicklung mehr nötig sind.

    PeterRustemeyer hat das schon gut erklärt. In einer Phase, wo man Spielelemente und Regeln immer wieder ändert, ist es wirklich zeitraubend, dabei auch immer eine redaktionelle Anleitung aktuell zu halten. Da formuliert man Dinge aus, die man eine Woche später unter Umständen schon wieder rauswirft. Das fühlt sich dann nach verschenkter Zeit an, und deshalb schreibt man die Anleitung lieber später, wenn klar ist, dass sich allenfalls nur noch Kleinigkeiten ändern werden.

    Dass das mit bewegten Bildern Deiner Meinung nach besser geht als mit unbewegten, hast Du nicht gesagt, und für selbstverständlich halte ich das auch nicht.

    1) Doch, das habe ich gesagt, wenn vielleicht auch nicht so explizit mit dem Holzhammer, aber im Kontext meines Textes halte ich das für klar.

    2) Ich bin jetzt ehrlich überrascht, dass es jemanden gibt, der es nicht für selbstverständlich hält, etwas mit bewegten Bildern = Video besser erklären zu können als mit unbewegten Bildern = Fotos. 8|

    Ein Video kann einen guten Einstieg in eine Erklärung bieten, weil man Dinge bildhaft direkt am Spielmaterial gezeigt bekommt. Das kann eine schriftliche Anleitung nicht bieten.

    hm bildhaft sind die Anleitungen ja. Bzw. fällt mir kein Spiel ein, wo ich keine bebilderte schriftliche Anleitung hätte...

    Ist das jetzt der Versuch, mich absichtlich misszuverstehen? Dass ich von bewegten Bildern sprach, dürfte doch eigentlich klar sein!? Welche Anleitung kennst du mit bewegten Bildern?

    und deswegen gibt es das gar nicht?

    Das habe ich nicht gemeint. Dass ein Verlag eines Tages die Rechte an einem Spiel wieder verschwinden kann, ist ganz sicher kein Grund, um kein Erklärvideo zu machen. Das war nur eine Erklärung dafür, weshalb man von älteren Spielen manchmal das Erklärvideo des Verlags nicht mehr wiederfindet.

    Bei Videos auf der eigenen Webseite sollte das aber eigentlich zu verhindern sein, sollte man meinen.

    So einfach ist das nicht. Wenn der Verlag ein Spiel nicht mehr im Sortiment hat, gehen die Nutzungsrechte zurück an den Autor und der Verlag darf dazu nichts mehr veröffentlichen. Nach meinem Verständnis dürfte dann auch die Spielanleitung nicht mehr online zur Verfügung gestellt werden. Ob das auch für eine Erklärvideo gilt, vermag ich juristisch nicht hinreichend zu beurteilen, sehe da aber zumindest juristische Streitmöglichkeiten.

    (Für ein Erklärvideo eines Journalisten würde das natürlich nicht gelten, das darf online bleiben. Das ist aber etwas anderes als ein Erklärvideo vom Verlag.)

    Ich erinnere mich an den SPIEGEL-Artikel über den Erklärer von Würfel und Zucker, der sagte, wenn man erstmal 300-500 Spiele gespielt hat, sind Anleitungen und Erklärungen auch von komplexeren Spielen kein Problem mehr.

    Das stimmt in dieser Pauschalität nicht, zumindest nicht in Bezug auf das Erklären von Spielen. Auch nach 500 Spielen wird es immer noch Menschen geben, die trotzdem keine guten Erklärer sind. Das liegt halt nicht jedem gleich gut.

    Ich finde Videos total uneffizient. Schnell mal auf Seite 7 blättern und 1-2 Sätze nachlesen... ist nahezu unmöglich

    Es ist nicht die Intention eines Videos, als Nachschlagewerk zu dienen, insofern hinkt dieser Vergleich. Ein Video kann einen guten Einstieg in eine Erklärung bieten, weil man Dinge bildhaft direkt am Spielmaterial gezeigt bekommt. Das kann eine schriftliche Anleitung nicht bieten. - Wenn man dann ein Grundverständnis für das Spiel hat, dann ist für Detailfragen natürlich nur die Anleitung zuständig, nicht mehr das Video.

    Wir hatten die Sache mit dem Draft übrigens ursprünglich mal bei einem der Erweiterungsmodule von "My Farm Shop" drin. Da gab es 4 unterschiedliche Kategorien von Zielkarten. Jeder Spieler hätte sich gleichzeitig die Karten einer Kategorie nehmen sollen, und dann draften alle daraus, bis jeder aus jeder Gruppe je 1 persönliche Zielkarte hat, die er bis zum Ende des Spiels zu erfüllen versucht. So war zumindest der Plan.

    Tja, bei 4 Kategorien klappt das wunderbar mit 4 Spielern. Auch bei 2 Spielern findet man noch eine Lösung, wobei das 2-malige Draften von jeweils 2 Karten sich schon übertrieben anfühlte. Bei 3 Spielern wurde es dann schon kompliziert, da sollte nach dem Draft von 3 Kategorien die 4. Kategorie nicht gedraftet, sondern zufällig verteilt werden.

    Ich hatte die Anleitung für diesen Draft bereits fertig ausformuliert. Das war echt viel und kompliziert. Mehrere Absätze, dazu ein paar Sonderfällt. Und das nur für ein kleines Erweiterungsmodul. Viel zu viel Aufwand im Verhältnis zu dem, was das Modul an Mehrwert bringt.

    Wir haben das dann noch mal neu diskutiert und anschließend die Zielkarten komplett umgebaut. Nun gibt es nur noch 1 Kategorie, und davon werden einfach zufällig 2 Karten in die Mitte gelegt, jeder kann sie erfüllen. Wer am schnellsten ist, erhält X Punkte, der Zweitschnellste noch die Hälfte von X. Ein einziger Absatz zum Erklären, keine Sonderfälle. Für die Zielgruppe ganz klar die bessere Version.

    Draften an sich ist doch total simpel. Kann es da auch etwas mit der Erklärung zu tun haben, wenn sowas nicht gleich verstanden wird?

    Ja, natürlich, denn ....

    Wenn man einfach sagt "Du suchst Dir eine Karte aus und gibst den Rest weiter" sollte das Verständnis doch kein Problem sein?

    ... wenn du das persönlich am Spieltisch erklärst, geht das noch. Aber erkläre den Draft mal schriftlich in einer Spielanleitung. Da braucht man deutlich mehr Sätze, als man vorher gedacht hätte.