Beiträge von Ernst Juergen Ridder im Thema „29.03.-04.04.2021“

    Ich hatte jedoch erwartet dass es ein wenig mehr knallt und gekämpft wird,

    #Scythe


    Scythe ist kein Kampfspiel und will es auch gar nicht sein. Wenn man nicht gerade die Sachsen spielt und damit nahezu "natürlich" auf Krawall gebürstet ist, kämpft man doch eher selten und meist höchstens wegen der Sterne. Kampf kann ja immer auch das Risiko beinhalten, dass nicht der Angreifer gewinnt und dadurch der Verteidiger den Stern bekommt. Vertreibt man als Angreifer Arbeiter, erleidet man einen Ansehensverlust, der auch zu Punktverlust führen kann. Man kann sich durchaus auch so aufstellen, dass ein Angreifer an einem für ihn interessanten Punkt im Falle seines Sieges immer auch einen Ansehensverlust erleidet.

    Schaut man sich mal aufmerksam all die vielen Bilder an, die Scythe ja hat, einschließlich Cover, ist Vorbild für die Mechs nicht so sehr der Film Avatar, in dem man Mechs als Kampfmaschinen erlebt, sondern es sind auch viele Arbeitsmaschinen dabei, die z.B. Holzstämme transportieren, aber auch Arbeiter und andere Ressourcen transportieren können, was sie in Scythe auch machen. Scythe bietet auch Kampf, aber doch so viel mehr Möglichkeiten als das.

    Die Woche ist rum, zu berichten gibt es nicht viel:


    Zwei meiner meistgeschätzten Spiele habe ich gespielt und feststellen müssen, dass mindestens ein Jahr Abstand von der letzten Partie doch sehr viel ist. Weder bei Viticulture Ess.Ed. (solo) -darüber habe ich schon berichtet-, noch bei Scythe (iPad, solo gegen 1 Bot) konnte ich gewinnen.


    Der Bot bei Scythe hat aber auch "komisch" gespielt. Ich hatte ihn nicht so recht auf dem Schirm, weil das, was er tat, nicht so "gefährlich" aussah, zumal er mich zweimal angegriffen und dabei jeweils verloren hatte. Das Schlitzohr hat Geld gesammelt wie blöde. Am Ende hatte er 40 Geld und ich nur 1. Das sind 39 Punkte Unterschied und so hat er mit 21 Punkten Vorsprung gewonnen. Habe halt nicht damit gerechnet, dass einer so "langweilig" spielen könnte; Scythe und Geld sammeln als Strategie, pah. Natürlich hätte ich das sehen können, wenn ich darauf geachtet hätte, habe ich aber nicht.


    Dann war da noch Red Rising (2x zu zweit). Darüber habe ich schon im Red-Rising-Thread berichtet. Interessantes Spiel.


    Schließlich noch das dritte Spiel aus meiner "Sammlung" von Klosterspielen innerhalb jüngster Zeit. Nach The King's Abbey und Monasterium nun also nach 6-jähriger Pause wieder einmal Domus Domini (zu zweit).


    Auf H@ll9000 habe ich zu dem Spiel gelesen, es sei nicht spannend, jeder spiele vor sich hin, das sei wenig interessant, man schaue gelangweilt zu usw..

    Da frage ich mich, ob man wirklich Domus Domini gespielt hat.

    Worum geht's?

    Die Spieler leiten jeweils ein kleine Priorei. Das Mutterkloster Cluny hat dringend Nahrungsbedarf. Wir sollen Nahrung produzieren und an das Mutterkloster liefern. Wir werden dafür mit "Ablassbriefen" belohnt (brrr...), will sagen, wir bekommen Punkte entsprechend der Menge gelieferter Nahrungsmittel. Geld gibt es auch, aber je mehr wir liefern, um so weniger Geld bekommen wir. Schließlich zeigen wir ja durch die Größe unserer Lieferung, dass wir nicht so viel Unterstützung brauchen. Direkte Interaktion bei der Produktion gibt es nicht, nur indirekt bei der Wahl des Cellerars, weil es jeden nur einmal gibt.

    Nicht unwichtig ist, dass es eher ein Nachteil ist, Startspieler zu sein, weil man zuerst agieren muss und nachfolgende Spieler sich darauf einstellen können.


    Beispiel: Meine Laienbrüder kann ich im wesentlichen auf drei verschiedene Weisen einsetzen. Ich kann sie, so ich sie gebaut habe, in die Kapelle zum Beten schicken; das baut alle Mitbrüder sozusagen so auf, dass das ihre Nahrungsproduktion für die Lieferung an Cluny erhöht. Ich kann sie auch paarweise zur Feldarbeit einteilen, wodurch ich Gemüse gewinne, das ich wiederum zum Ernähren der Brüder einsetzen kann, aber auch zum Anwerben von neuen Laienbrüdern, zum Kaufen von Wachhunden und auch zur Erhöhung der Reichweite meines Karrens, den ich zur Lieferung benutze (die Esel, die den Karren ziehen, laufen besser, also weiter). Laienbrüder, die ich so einsetze, kann ich nicht dazu benutzen, meine Mitspieler auf ihrer Lieferreise anzugreifen und zu schädigen. Ein solcher Angriff nennt sich natürlich nicht so, das wäre ja keine brüderliche Verhaltensweise. Also mache ich das anders. Ich schicke meine Laienbrüder zu den Karren der Mitspieler, setze eine Leidensmine auf und bettele um Nahrung. Das weiche Herz meiner Mitbrüder lässt sie an mich spenden, will sagen, die Liefermenge nach Cluny sinkt je Laienbruder, den man gegen den Karren eines Mitspielers einsetzt, um 30 Nahrungseinheiten, was 3 Punkten entspricht, die er verliert.

    In der Spielreihenfolge hinten zu sein, lohnt sich da. Ich kann ja sehen, ob ein Mitspieler überhaupt das Potential hat, meine Liefermenge zu verringern, ob ich also Verteidigungsmaßnahmen ergreifen muss. Wenn ich als Startspieler etwa so spiele, dass ich meine Mitspieler gar nicht anbetteln kann, weil meine Laienbrüder anderweit beschäftigt sind, können die sich Verteidigungsmaßnahmen sparen und bessere Möglichkeiten für sich nutzen. Genauso kann man natürlich sehen, ob die Spieler, die vor einem spielen, sich gegen Bettelei wehren könnten.


    Also gibt es die Möglichkeit, es abzulehnen, Startspieler zu sein. Dann gibt man den Startspielermarker weiter und muss dafür 1 Münze auf den Tisch legen. Der nächste kann natürlich auch ablehnen, muss dann aber auch 1 Münze auf den Tisch legen usw.. Das geht solange reihum weiter, bis einer sich "erbarmt" und den Startspielermarker behält. Der bekommt dann alles Geld, das mit der Weitergabe des Startspielermarkers auf den Tisch gelegt worden ist. Da Geld echt Mangelware ist, kann das lukrativ sein.


    Steht die jeweils produzierte Liefermenge fest, kommt der Part der direkten Interaktion. Man kann, wie angesprochen, Laienbrüder einsetzen, um die Liefermenge der Mitspieler zu verringern, wogegen es Verteidigungsmöglichkeiten gibt, sofern man sie hat.

    Ist das durchgestanden, kann man seine Esel mit Gemüse füttern und rückt für jedes Gemüse ein Feld vor, was 1 Punkt je Feld bringt. Da man 6 Gemüse haben kann, kann man so 6 Punkte verdienen, als hätte man 60 Nahrungseinheiten mehr geliefert.


    Man kann darüber streiten, wie thematisch das Spiel ist. Immerhin hat es mit seinem Thema zu tun. Dass die Punkte hier Ablassbriefe genannt werden, ist aber Krampf.


    Wir fanden es spannend, es endete auch mit nur 3 Punkten Differenz. (Vor 6 Jahren waren es 4).