Beiträge von ravn im Thema „Gefühlte Knappheit von Titeln - woran liegt es?“

    Somit sollte man wissen, wie man die Wertungen und Bewertungen auf BGG zu deuten hat. Aussagen davon fernab der Nerdblase abzuleiten, halte ich weiterhin für schwierig. Problem ist allerdings, dass wir keine alternative Wertungsplattform haben, die in dieser Menge potentielle Auswertungen liefert. Trotzdem bin ich persönlich weiterhin bei Aussagen vorsichtig, die auf BGG-Wertungen begründet sind. Alles andere sollen gerne Statistiker beurteilen. Ich selbst nutze die BGG-Wertungen sowieso nur, um mir eine Wertungstendenz anzuzeigen ( = eher gut, mittel, schlecht, unausgewogen). Ob das Spiel dann aber wirklich für mich und meine Spielrunden taugt, ist dann noch eine ganz andere Frage.


    Back to Topic: BGG als Grundlage für die Verbreitung eines Spiels zu nutzen, halte ich für schwierig. Somit bringt es für mich in Sachen "Knappheit an Titeln" wenig bis keine Aussage. Allerdings lässt sich aufzeigen, wie viele neue Titel pro Zeitraum veröffentlicht werden und fragen, ob ein Anstieg in der Menge an Neuheiten zeitgleich zu einer begrenzteren Produktionsmenge führt. Was dann in schwierigen Produktions-Logistik-Zeiten zu einer Knappheit führen kann.

    PeterRustemeyer : Ich kenne schon zwei Besitzer von Gloomhaven, die keine BGG-Wertung abgegeben haben. Soweit zum "gefühlt ungefähr jeder". Eventuell bin ich da in meiner eigenen Blase in einer Ausnahmesituation oder eben auch Du, wenn Du zu so einem Gefühl kommst.

    Aber ja, bei Spielen, die der Zielgruppe der BGG-Nutzer entsprechen, ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher zu BGG-Wertungen im Vergleich zu Spielen, die in der Masse eher bei Käufern vertreten ist, die noch nie etwas von BGG gehört haben und dabei auch nichts vermissen. Milchmädchenrechnung. Alles andere ist für mich Glaskugellesen und genau wegen dieser Ungewissheit taugt BGG fernab einer Nischen-Tendenz für mich für keine Allgemeinaussagen.


    Eines der ersten EXIT-Spiele von Kosmos hat gerade mal knapp 9000 BGG-Wertungen und zeitgleich soll sich die EXIT-Reihe besser verkauft haben als Monopoly. Da sind dann eine Menge Käufer und noch mehr Spieler schlicht keine BGG-Werter. Gloomhaven hat 42550 BGG-Wertungen bei einer Gesamtauflage, die höher liegt und wo jedes verkaufte Spiel im Schnitt von mehr als 2 Spielern gespielt wurde. Trotzdem sind die Zahlen so, wie die sind. Selbst bei nerdigen Vielspielerspielen wie Gloomhaven hat BGG nur einen Teil der möglichen Werter erreicht. Zwar liegt der Wert in Gesamtsumme wie auch auf die verkauften Spiele gerechnet bei Gloomhaven wesentlich besser im Vergleich zu EXIT-Spielen, aber durch die grosse nicht erfasste Wertungsmenge halte ich die Aussagekraft der BGG-Wertung weiterhin für würdig, hinterfragt zu werden.

    Selbst in der Nerdblase kenne ich viele, die ihre Spiele nicht bei BGG eintragen oder wenn nur extrem lückenhaft - ich ebenso. Somit bildet BGG nur einen Bruchteil der Käufer ab und hat fernab einer Tendenz innerhalb der Nerdblase für mich keinerlei belastbare Aussagekraft - und für den deutschsprachigen Markt noch viel weniger.

    Die Verknappung von verfügbaren Fertigungs- und Logistikkapazitäten ist aktuell ja nicht nur auf die Brettspielbranche beschränkt, sondern betrifft noch extremer die Unterhaltungselektronik. Nix neues also. Wer seit Oktober 2020 auf eine vorbestellte Grafikkarte wartet, der kennt die Lage schon länger.


    Bei Brettspielen haben wir wenigstens den Vorteil, dass bei den meisten der Schrank eh voll älterer Spiele ist, die weiterhin spielenswert sind. Und zusätzlich die Möglichkeiten, Brettspiele überhaupt fernab Solo oder Zweierrunden oder Familie (sofern vorhanden und spielebegeistert) zu spielen, coronabedingt wegfallen seit einem Jahr.


    So lange die echte Knappheit weiterhin keine lebensnotwendigen Güter betrifft, kann ich mich damit notgedrungen arrangieren.