Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „Mein Königreich für ein Pferd als Beispiel einer für den Brettspielbereich neuen Art der Werbekampagne?“

    Kurz zur Klärung (aus der eigenen Arbeitstätigkeit,): pressevorführungen im Film- und Theaterbereich sind kein steuerlicher Vorteil, sollte es ein Buffet dazu geben, dann dies schon.

    Im Buchbereich gelten Bücher als sog. Gebrauchsgegenstand und Arbeitsmittel. Buchhändler dürfen eigene Exemplare nur remitiert weiter verkaufen. Arbeitet man bei Print und Funk, wird man derart mit Büchern Zugeschmissen, dass man daraus mehrere Büchereien beliefern könnte. Entweder wird dies intern so gehandhabt, oder die Exemplare werden dem Rezensenten überlassen. Es werden sogar die nicht rezensieren Exemplare meistens verschenkt, wenn der Verlag nicht auf Rücksendung besteht.

    Eine Kennzeichnungspflicht im Rahmen von Produktrezensionen gibt es nicht. Hierbei ist der Aspekt der kritischen Würdigung relevant. Allerdings ist der Gesetzgeber da sehr großzügig, siehe etwa die früheren Kino News bei McDonalds, wo die Filmberichte nicht als Anzeige gekennzeichnet werden mussten, obwohl da außer Euphorie nix drin war.

    Die Authentizität eines Kanals hängt m.E. nicht vom Zeitpunkt sondern vom Inhalt der Rezension(en) ab. Eine Rezension kann ja auch negativ sein.

    Das hatten wir hier ja schon in epischer Breite. We have to agree to disagree then. Im Übrigen war keine der Rezensionen des Spiels negativ. Und es wurde über ein Spiel berichtet, das für mehrere der genannten Kanäle ohne diese Promotionaktion nicht weiter berichtenswert gewesen wäre.

    Das mag ja sein, aber das ist dann zumindest eine wie ich finde extrem ungeschickte Social-Media-Kampagne. Kann das Spiel vielleicht nix dafür, macht es mir aber halt auch nicht sympathischer, sondern schreckt mich nachhaltig ab.

    Eigentlich ist es doch gut, wenn vor dem Start einer Crowdfundung Kampagne Rezensionen zur Verfügung stehen um sich vorher ein Bild machen zu können.

    Wie oben schon geschrieben: Ich hab nix gegen das Spiel (es sieht halt für mich selbst komplett uninteressant aus, weil ich den Mechanismus Tiervermehrung schon von Rosenberg genug kenne, das brauche ich jetzt nicht auch noch von anderen als Kopie). Ich mag diese Form der konzertierten Vermarktung nicht, finde dass sich hier einige vor den Karren haben spannen lassen, die sonst über diese Art Spiel gar nicht erst berichtet hätten, und sehe aller Widersprüche zum Trotz doch die Gefahr von Abhängigkeiten zwischen Rezensent*innen und Verlagen, wie es sie in anderen medialen Zusammenhängen schon lange (zu deren Nachteil) gibt. Nichts dagegen habe ich natürlich, wenn der Autor durch die Videokanäle tourt und sein Spiel dort vorstellt - das ist dann ja auch keine Rezension.


    Die Bezahlvideos zum Start einer KS-Kampagne finde ich durchgehend ärgerlich, sobald sie das Spiel auch noch kritisch würdigen. Da sind schon einige Rezensenten bei mir auf der "brauch ich nicht mehr gucken"-Liste gelandet.

    Im Filmbereich kenne ich aktuell auch nur einen Fall, in dem es keine Pressescreenings mehr gibt, weil es zu viele Verrisse gab: Til Schweiger verzichtet auf PVs.

    oha, da gibt es einige mehr. Gerade die us-Blogger haben eine Heidenangst, auf die Blacklist der Werbeagenturen zu kommen. Und Sony jedenfalls hat jahrelang auf screener verzichtet, nachdem jedes Projekt der Filmpräsidentin nach einem Leak ihrer E-Mails in Grund und Boden geschrieben wurde. Letzteres war ein Bumerang, aber es gibt genug andere Beispiele, wo nur noch sehr selektiv Journalisten zu Filmvorführungen (mittlerweile ja nur noch digital) eingeladen werden. Leider darf ich da nicht allzu viel zu sagen, aber die Auswahlkriterien sind durchaus der jeweilige Enthusiasmus der Blogger und Kritiker.

    Naja. Ich geb gerne zu dass mich da noch andere Aspekte stören. Ich hab u.a. jahrelang angehende Medienmenschen im Bereich Marketing unterrichtet. Die finden jetzt keine Jobs mehr, weil zahlreiche Youtuber Werbung umsonst machen. Klar gibt es solchen Wandel in vielen Branchen. Und im Brettspielbereich ist es wahrscheinlich eher Werbung die es vorher so nicht gab, also fällt nichts weg. Trotzdem finde ich diesen Umstieg auf influencerwerbung gesamtgesellschaftlich auch problematisch, wegen wegfallenden Regularien, wegen wegfallenden Jobs und wegen viel unbezahlter Arbeit von Enthusiasten. Im Bereich Film kann man schön sehen, was aus den alten Promoterin geworden ist (die haben umgelernt und arbeiten anderswo).

    Du sagst es, Branchen. Wenn ich Brettspiel-Youtuber als Marketinghelfer, Influencer, Werbetreibende sehe, dann ist das normal. Dann nehme ich sie aber auch automatisch (für mich jetzt) genauso ernst wie Laura Müllers neugefundene Vorlieben für bestimmte Produkte, oder wie Bibis Beauty-Palace, nämlich gar nicht. Die Szene professionalisiert sich und verliert damit für mich Authentizität, die sie aber braucht, um für mich interessant zu bleiben. Das ist wahrscheinlich trotzdem der Weg in die Zukunft, aber auch sehr schade.


    Und wie Rei schon sagte, ausgerechnet dieses Spiel wäre ohne diese Aktion kaum so breit besprochen worden. Gerade Familienspiele fallen da ja oft eher durchs Raster.

    Ich kann nur für mich sprechen, aber es war definitiv kein bezahltes Video. So etwas würde ich ablehnen. Ich wurde gefragt und habe mir das Spiel angeschaut, weil meine Tochter gleich auf das Pferd auf dem Cover abgefahren ist und es unbedingt ausprobieren wollte. Nicht mehr und nicht weniger. Die geballte Präsenz ist mir erst heute bewusst geworden. Wird für mich in der Form wohl eher eine einmalige Sache bleiben. (Was aber nichts mit dem Spiel und dem Autor zu tun hat.)


    Edit: Und ja, Videos zu dem Spiel sollten nicht vor dem 11.02. veröffentlicht werden.

    Wenn das so abgesprochen war, würde ich jetzt den YouTubern auch keine Vorwürfe machen, aber als Spieleschmiede würde ich mir überlegen, ob der Plan so wahnsinnig clever ist. Feste Releasetermine werden nunmal in den USA vorrangig für konzertierte Marketingmaßnahmen verwendet, um Aufmerksamkeit für ein Produkt zu erzeugen. Im Kontext als authentisch geltender (und sicher auch im Brettspielbereich überwiegend seiender) Youtuber halte ich solche Aktionen für absolut kontraproduktiv.

    Ich denke, es war eine so beabsichtigte Aktion. Ein losgelassener Versuchsball um mal zu sehen, ob man auf dem Weg mehr Aufmerksamkeit generiert. Bei dieser Marketingaktion mit Timing-Auflage frage ich mich, ob es Bezahlvideos waren.
    :?:
    Liebe Grüße
    Nils

    Würde ich doch mal schwer von ausgehen, sonst macht die Häufung in der Form keinen Sinn. In beiden Fällen sollte wer auch immer für die SM-Kampagne (darf man ruhig doppeldeutig lesen) verantwortlich war im Marketinghandbuch das Stichwort "market saturation" nochmal genau nachlesen und sich überlegen, mit wieviel Authentizität sowas wohl beim User ankommt.

    Archibald Tuttle Ich hab vergessen, dein Zitat zu kürzen und wollte nur deine Eingangsfrage beantworten. Sorry.

    Ich hab heute nix von dem Spiel mitbekommen... 🤷🏻‍♂️

    ...dann warst Du heute nicht bei Youtube oder hast keine Abos bei den Spieledinos, Hunter & Friends, Spieleblog, BetterBoardGames, BrettspielDude, Nordsprech, Brettspiel-Suchties oder Brettspielbox. Und das sind nur die, die mir im Kontext des ersten Videos, das ich angeklickt habe, angezeigt werden.

    Das mag ja sein, aber das ist dann zumindest eine wie ich finde extrem ungeschickte Social-Media-Kampagne. Kann das Spiel vielleicht nix dafür, macht es mir aber halt auch nicht sympathischer, sondern schreckt mich nachhaltig ab.

    Mal ganz kurz: Was zur Hölle ist "Mein Königreich für ein Pferd", und warum bitte hat innerhalb der letzten 24 Stunden aber auch wirklich jeder YouTuber im Brettspielbereich dazu ein Video gepostet? Das ist dann aber auch wirklich albern, wenn die Medienkampagnen so konzertiert ablaufen, als gäbe es jetzt Heavy Rotation im Brettspielbereich. Und wer da alles mitgemacht hat, das muss denen doch jetzt auch ein bißchen peinlich sein in der Konzentration...


    Edit: Ich sehe, ein neues Projekt in der Spieleschmiede. Liebe Leute, das ist jetzt echt mal ein sicherer Weg, um mich von einem Produkt dauerhaft abzuschrecken.