Ich glaube einfach nicht, dass die Jubelianer in 1-2 Jahren noch ein so hochgelobtes Wasserkraft oder was auch immer spielen werden.
Ich teile aber auch deinen Anspruch nicht und halte ihn sogar für unpraktikabel.
1. Deutest du ja damit an, dass man nur Spiele bejubeln dürfte, die man über Jahre und Jahrzehnte beständig gespielt hat. Aber auf welcher Basis machst du das zur Bedingung?
Und 2. wie soll man denn im laufenden Spielejahr bewerten, wie langfristig einen ein Spiel fesselt?
Aber: Ich mache dir einen konstruktiven Vorschlag: Starte doch den "Unknowns-Preis" und bewerte darin das beste Spiel des Jahrgangs von vor 5 Jahren. Also jetzt zu 2020 noch schnell das beste Spiel 2015.
Das dürfte deiner Vorstellung näher kommen, wie über Spiele "gesabbert" werden kann.
Aber das Phänomen ist auch weder neu noch ungewöhnlich. Ich bin kein Spielerezensent aber Filmrezensent, und da ist es doch das Gleiche: Wir Filmblogger und -rezensenten hauen am Jahresende unsere begeisterten Bestenlisten raus, lassen unsere emotionalen Highlights nochmal aufleben, und zum Jahreswechsel wird dann die Festplatte formatiert und man beginnt von vorne. Die Filme aus dem Vorjahr gelten dann höchstens noch als Vergleichsreferenz.
Als Beispiel: Was haben unsere Kollegen 2017 über BLADE RUNNER 2049 gesabbert ... das war an Superlativen kaum zu überbieten. Und dann? Wurde der Film nirgendwo mehr nennenswert erwähnt außer von ein paar Hardcore-Fans oder als Referenz für DUNE.
Aber macht das jetzt den Film schlechter? Oder die Rezensenten? Dürfen nur noch Filme hochgejubelt werden, die man für die nächsten Jahre mindestens 3 Mal im Jahr gucken wird?
Das finde ich schwer umzusetzen, schon logistisch: Rezensenten testen ja möglichst viele der jährlichen Neuheiten, egal ob Spiele oder Filme, und loben dann am Jahresende die Highlights dieses Marathons. Das sind nicht immer zwangsläufig Evergreens, vielleicht ist das Highlight im nächsten Jahr sogar wieder vergessen, aber vor allem haben die Rezensenten im neuen Jahr ja wieder denselben Marathon an neuen Werken zu bewältigen. Und das kostet Zeit.
Ich meine, selbst ich als Nicht-Spielerezensent teste im Jahr gut und gerne 100 neue Spiele, weil ich einfach gerne neue Spiele kennenlerne und im Cafè Zugang dazu habe. Und die wollen auch erst mal gespielt werden. Das geht von der Zeit ab, meine "Favorites" zu spielen, und es kommen ja sogar neue Favorites dazu.
Trotzdem , oder deswegen, habe ich jedes Jahr etliche Highlights, die ich großartig finde, aber aus verschiedenen Gründen nie wieder spiele. Spontan fallen mir da Railroad Ink, Cryptid oder Carnival of Monsters ein, die ich allesamt großartig finde und jeder Gruppe im Cafè voller Herzblut und Begeisterung empfehle. Ich selbst spiele meist was anderes, weil ich halt begrenzt Zeit habe und andere Spiele noch lieber spiele, aber deswegen finde ich Carnival of Monsters nicht weniger toll, und denke auch nicht, dass meine Meinung nur ein kurzlebiger Hype ist. 🤷🏻♂️