Beiträge von koala-goalie im Thema „Warum verliert der deutsche Markt seine Innovationsstellung?“

    Everdell funktioniert super, macht Spaß, aber mechanisch bietet es fast nichts, was irgendwie neu oder originell wäre. Ähnliches gilt für Azul, Dinosaur Island, Cytosis, Viticulture und und und


    Ist die Formel "Tolles Material + Erfolg= wahrgenommene Innovation" so einfach?

    Innovation findet man mich nur in Mechanismen, sondern auch in Design und Ansprache (quasi User Interface).

    Und Everdell wagt sich mit bekannten Mechanismen über die bisher akzeptierten Grenzen hinweg in dem es den Spielern den Jahreszeitenwechsel selber ermöglicht und das Konzept Enginebuilder einfach noch etwas größer skaliert.

    Wenn das Spiel am Ende 30 Euro kosten soll, dann kannst du halt grob rechnen: 15 gehen an den Händler, 7 an den Vertrieb, 4 in die Produktion, 1 an den Autor. Bleiben 3 Euro für den Verlag (das sind jetzt eher Größenordnungen als ein konkretes Beispiel).

    Das ist mittlerweile halt auch irgendwie antiquiert und auf den kleinen aussterbenden Fachhandel zugeschnitten. Die großen Versandhändler sind mit der halben Marge zufrieden und hauen das dann für 22 Euro in den Sale. Die haben doch auch entsprechende Mengen.


    Warum also nicht langsam die Margen etwas verschieben. Von 30 Euro nur noch 10 an den Händler und 5 an den Vertrieb und eben auch die Hälfte an Produktion und Entwicklung?

    Das passiert dich bei anderen Produkten auch, also dass die Verkaufsmargen for alle kleiner werden. Und der Handel hat viel weniger macht als früher.


    Warum setzen die Verlage nicht mehr auf Deluxe Komponenten Upgrades? Funktioniert bei Kickstarter wunderbar. Funktioniert auch bei Terraforming Mars. Sollte auch für das ein oder andere erfolgreiche Euro gut funktionieren.

    Ausgehend von hier möchte ich ein paar Zitate von Ben2 als Aufhänger benutzen.


    Zitat von @Ben2

    Ich habe aber das Gefühl ich bin einer der wenigen, die dadurch den Untergang der deutschen Brettspielszene sehen :D

    Naja - nicht der Szene; aber der Innovations- und Vormachtsstellung würde ich wohl eher sagen. Tolle Dinge kommen mittlerweile eher aus dem Ausland oder von KS. Und das liegt AUCH an den Preisen.


    Das kann ich ja alles nachvollziehen.


    Was ich mich jetzt frage: Wiese hängt dies mit der Innovationsfähigkeit zusammen?

    Für die Innovation braucht man ja Leute die auf hohem Niveau spielen und daraus neue Ideen entwickeln. Leute, die sich auskennen und Feedback geben und noch ein paar fähige Redakteure. Das alles ist hier (deutschsprachiger Raum) doch immer noch in einer herausragenden Dichte vorhanden.


    Jetzt mal von mir ganz naiv ins Blaue geschossen ein paar Gedanken.


    Und wenn die Produktionen zunehmend opulenter werden und die englische Sprache international agieren kann, ist da vom deutsch-sprachigen Markt ausgehend doch sowieso kein Kraut dagegen gewachsen. Warum muss ein Spiel alles im Heimatmarkt verdienen? Die großen Spiele erscheinen doch alle international. Die teureren Komponenten werden gemeinsam produziert.

    Warum schafft man das nicht auch für das Risikokapital?


    Und gut, es ist zwar paradox, aber wenn die Verlage nur noch billigen Durchschnitt herausbringen, warum gibt es dann keineFörderung für besonders innovative Konzepte? So wie die Filmförderung. Gab es da nicht auch mal einen Verein mit Geld und dem Ziel der Förderung des Kulturguts Spiel?

    Warum fängt jeder Verlag bei Null an für die Apps? Der Buchhandel hat es auch geschafft für den Tolino ein Joint Venture zu gründen.

    Ist Print on Demand bei Papp-Komponenten wirklich noch soweit weg? Könnte man hier nicht teilweise ein Baukastensystem für wertiges Spielmaterial aufbauen? (Die Catan-Häuschen und so ...)


    Ich kenn die Branche überhaupt nicht und habe keine Ahnung, aber die Preise gehen meiner Meinung nach deswegen kaputt, weil viel zu viel (mittelmäßiges) veröffentlicht wird. Wir können schon kaum das Marktsegment überblicken, wo wir zur direkten Zielgruppe gehören. In Deutschland gibt es nach meinem Gefühl auch ziemlich viele Verlage für die Größe des Marktes. Der brutale "Wirtschaftsexperte" in mir, sieht da jetzt nur zwei Wege: Konsolidierung oder Vergrößerung der Kundschaft ins Internationale. Seltsamerweise hat sich die Branche aber für den dritten Weg Selbstausbeutung entschieden (scheint so - für mich Außenstehenden).

    Die Branche muss international verlässlicher und stärker kooperieren ... und muss sich irgendwas zum Risiko-Teilen für innovative Konzepte einfallen lassen. Wirkt zumindest auf mich so.


    Und PS: Was ist in Frankreich denn wirklich soviel besser? Philibert hat doch ähnliche Preise wie wir?