Zuerst ein paar Neuheiten:
#Cleverhoch3: More of the Same. Das System ist jetzt für mich schon ziemlich ausgelutscht, und die Bonuskaskaden haben andere R&W in letzter Zeit besser hingekriegt. Aber schon noch eine recht vergnügliche Knobelaufgabe, und nicht ganz so verkopft wie sich Doppelt so clever angefühlt hat.
#AlmaMater: Zweimal gespielt, einmal zu zweit, einmal zu dritt. Das Thema ist nahe an Newton, man ist eine Universität und will den eigenen Ruf verbessern. Aber spielerisch ist das der böse Stiefbruder von Coimbra mit ner Schippe Komplexität obendrauf, nicht mehr und nicht weniger. Was man auch daran erkennt, dass hier ganze Grafiken einfach 1:1 übernommen werden. Anders als im "Vorgänger" gibt es keine Belohnungen und keinen Überfluß, alles ist von Anfang an extrem knapp und will hart erwirtschaftet werden. Insgesamt einer der Euros, wo man sich bereits anfangs sehr leicht rausschießen kann, wenn man die eigene Engine falsch angeht - dann kommt man nicht mehr rein und blickt etwas verzweifelt auf die anderen, die davonrennen. Das wird unterstützt durch das asymmetrische Setup mittels gedrafteten Vorteilskarten, die einem den Einstieg sehr einfach machen können, dann aber später nichts mehr bringen - et vice versa.
Vom Material her ist es Eggert-typisch ganz nett, selbst die bemängelten Plastikbücher sind okay, aber zu hell-pastellig im Vergleich zum sehr gedeckt gehaltenen Farbton der restlichen Materialien. Zu zweit nur mit neutralem "Zwischenhändler" spielbar, das finde ich in manchen Spielen nicht schlimm, hier nervt es aber doch sehr, weil dadurch einfach zuwenig Geld im Spiel übrig bleibt. Und die Ikonographie ist ein ziemlicher Rückschritt zu anderen "Italienern", man muss schon recht oft nachgucken, was jetzt wieder gemeint ist. Für ein endgültiges Urteil warte ich lieber mal das dritte Spiel ab, bisher eher durchwachsen.
#TroyesDice: Wurde hier schon oft gelobt, ich kann da nur einstimmen, ein wirklich stimmiges Roll&Write, bei dem man das Originalspiel gut wiedererkennt, auch wenn nur Grundzüge übrig geblieben sind. Als Nebenprodukt zu Black Angel entstanden, ist es - wie Solenia - am Ende das reizvollere Endprodukt.
#PragaCaputRegni: Ja, es wurde gespielt, und ja, es konnte gar nicht so gut sein wie ich mir mittlerweile erhofft hatte. Es ist ein guter Optimier-Euro mit vielen kleinen hakeligen Details, mit zuviel zu tun in zuwenigen Zügen, mit Doppel- und Dreifachboni wenn man sie denn nur erreichen würde. Es lag vor allem an den Rahmenbedingungen (Zweierrunde, die Gegenseite war mehr oder weniger gezwungen jetzt endlich mal mitzuspielen und hatte schon nacch vier Zügen keine Lust mehr), aber ich glaube, das wird dann doch nicht der ganz große Burner auf den ich gehofft hat. Huutini hatte vielleicht nicht ganz unrecht.
Ansonsten habe ich mal wieder den Billigheimer gegeben und mir im Ausverkauf für wenig Geld Unbekanntes und von vielen Unerwünschtes zusammen gekauft. Im Folgenden also eine Ode an das ungeliebte Spiel, oder gab es doch eine Entdeckung im Mittelmaß des wöchentlichen Ausverkaufs?
#PyramidoftheSun: Extrem simples, aber sehr gefälliges Pyramiden-Solitaire im Kleinstformat, nur auf den Kopf gestellt und gegeneinander. Man baut die Pyramide möglichst wertig vor sich auf, indem man von zwei verschiedenen Stapeln Karten zieht oder ablegt. Ein bißchen Taktik kommt dadurch rein, dass man auf bessere Karten wartet, dann aber mit dem Risiko leben muss, dass das Gegenüber mit weniger guten Karten beendet. Wenn man mit dem sehr hohen Glücksanteil leben kann, ist das hier zu zweit ein super Zwischendurch-Snack (zu mehr will ich es gar nicht ausprobieren, da regiert dann nur noch der Zufall). Könnte mein neuer Favorit für "schlecht-geranktestes Spiel in meiner Sammlung, das mir gut gefällt" werden :).
#SimurghCalloftheDragonlord: Das Grundspiel gehört ja zu den vielgescholteneren Titeln der letzten Jahre, weil zuwenig abwechslungsreich und strategisch nicht allzu tief. Deshalb wurde es dann ja auch vor zwei Jahren für bis zu 10 Euro verscherbelt.Ich mochte damals schon das Fantasysetting und die Grundidee, dass ich in einem Worker-Placement-Spiel die Arbeitereinsetzplätze erst einmal erbauen muss, damit sie nutzbar werden (und so auch entscheide, was meine Mitspieler überhaupt nutzen können). Die Erweiterung, die ich jetzt einfach aus Neugier mitbestellt habe, verbessert das Spiel tatsächlich durch eine ganze Vielzahl an Modulen, sie macht aber auch ein richtiges Expertenspiel draus. Man sieht hier schon sehr viele Ideen aus Hyperborea und dem späteren Tang Garden vom gleichen Autor aufblitzen, darunter aus letzterem insbesondere die immer wieder wechselnden Wertungsmöglichkeiten beim Plättchenlegen - hier ist das aber sogar übersichtlicher und nachvollziehbarer gelöst. Nutzt man mehrere Module, spielt man u.a. auf zwei Spielbrettern parallel, es gibt asymmetrische Kräfte, kostenlose Ressourcen mit einem Haken, alles und jedes wird modularisiert und modifiziert, etc. etc. Ein bißchen fühlt es sich so an, als hätten die Autoren einfach alle Ideen, die sie finden konnten, auf ihr bestehendes Spiel übertragen - hier funktioniert das aber wirklich ganz gut.
#Traintopia: Carcassonne mit Drafting und Zugthema, so kann man es wohl ganz gut zusammen fassen. Hat uns jetzt nicht umgehauen, hat aber seine ganz attraktiven Tücken (es gibt nur wenige Plättchen die es einem erlauben Zugstrecken auch abzuschließen und so vorgegebene Missionen auch zu erfüllen). Wenn ich in einer Richtung kein Familienspielmaterial brauche, dann ist das wohl der Bereich "Carcassonne", daher bin ich hier jetzt eher zurückhaltend; aber falls jemand genau das sucht (minimal anspruchsvoller, mit mehreren zu erfüllenden Missionen und hübschem Design), dann kann man hier zugreifen. Erstaunlich finde ich vor allem, dass das Spiel jetzt schon (9 Monate nach Veröffentlichung) für 10-15 Dollar verscherbelt wird. Das (und den aktuellen BGG-Rang um die 15.000) hat es dann doch nicht verdient.
#SierraWest: Ein sehr modularer Kartenpuzzle-Deckbuilder (man denke an eine Mischung aus Dominion und 7 Wonders Duel) mit Workern, mit Würfeln und sehr stark differierendem Spielablauf, je nachdem welche Module ich beim Aufbau heranziehe. Also mangelnde Varianz kann man dem Spiel nun wirklich nicht vorwerfen. Schon im Grundspiel erinnert doch einiges an Coloma vom gleichen Autor, was ja mein zweites Jahreshighlight 2019 (nach Yukon Airways) war - was aber auch dank des gemeinen Hidden-Auction-Mechanismus weißgott nicht auf große Gegenliebe bei meinen Mitspielern stieß. Das hier ist allerdings kaum interaktiv, in der Komplexität aber, wenn man nicht gerade das basale Grundspiel spielt, durchaus vergleichbar. Man muss immer gleich mehrere "Puzzles" gleichzeitig beobachten, sowohl was die eigenen Arbeiter angeht, aber auch, was die plötzlich zur Verfügung stehenden Karten betrifft, die durch andere Karten "freigelegt" werden. Das macht es auch fürs Solospiel interessant, und so hab ich heute abend noch eine kleine Solorunde drangehängt. Der Automa ist wirklich sehr gut ausgetüftelt und ein starker Gegner, vor allem merkt man aber gar nicht, dass keine echte Person mitspielt. Das ist jetzt eher negativ fürs Mehrpersonenspiel, aber fürs Solo mag ich dieses Spiel tatsächlich sehr.
#DustintheWings: Man nehme Arboretum und ersetze den Kartenauslegemechanismus durch Mancala und die Bäume durch Schmetterlinge - et voila! Sehr schräges Teil, aber auch sehr einfach, wenn man es nicht mit den "Advanced Rules" (zu finden auf BGG) spielt, für die das Spielmaterial ganz offensichtlich eigentlich gedacht war. Dann aber ein richtig nettes kleines Spiel in viiiiel zu großer Box - dafür macht es auf dem Tisch aber echt was her. Für die 7 Euro, für die es verschleudert wurde, war das hier mit Abstand die seltsamste und beste Entdeckung.