Beiträge von PowerPlant im Thema „Human Punishment: The Beginning“

    Mein Qualitätsmaßstab ist sehr einfach: Kein Insert und die Box so groß, dass alles reinpasst, meinetwegen auch gesleevt, aber eben nicht viel mehr.

    Aber das können wohl nur Verlage.

    Kein Insert hätte die Leute auch aufgeregt, vor allem weil es seit Tag 1 Teil des Plans war. Man wollte ein Mega-Qualitätsprodukt auf die Beine stellen und da gehört ein Insert wohl irgendwie auch dazu. Das kann ich schon verstehen. Man muss aber auch einsehen (auf beiden Seiten, Backer und Verlag), dass irgendwo in der Umsetzung Grenzen gesetzt werden müssen, dass man mit 3 Mann und viel weniger Zeit nicht denselben Standard erreichen kann wie hochprofessionelle Teams in Verlagen (dazu zähle ich dann auch CMON und AR). Was allein AR an Geschwindigkeit und Qualität liefert, wenn es um 3D-Modelle und Artworks geht, ist der Wahnsinn!


    Die großen Verlage haben ihre eigenen 3D-Artists im Haus, und die können neben den Miniaturen so ein Insert natürlich auch im Schlaf zaubern. Da sitzt dann auch jede Figur und man kann digital testen und experimentieren. Das geht aber alles nicht, wenn Du zu 100% auf Zuarbeit angewiesen bist.


    Sicherlich aber hast Du mit einem Punkt recht: Manchmal ist weniger mehr. Man muss vielleicht überlegen, was man leisten kann und wo man konkurrenzfähig sein kann. Das ist auch ein Punkt, den wir jedes Mal wieder beleuchten.

    Ich verstehe auch die Beweggründe dahinter nicht ganz, es scheint ja die Kosten für Godot Games weit erhöht zu haben, so klangen sie zumindest im KS. Klar, so passen noch weniger Spiele in einen sauteuren Container. Aber vom Inhalt her gibt's ja offensichtlich keinen Grund die Box so groß zu machen, und dass das Insert für die Katze ist, fällt doch jedem auf, der das einmal anschaut.

    Man muss sich vielleicht vor Augen führen, wie so etwas abläuft. Godot Games sind 3 Jungs aus Deutschland, die das nebenberuflich stemmen. Da ist weder ein Grafikdesigner an Bord noch ein 3D-Artist oder jemand, der sich in der Produktion auskennt. Ein waschechter Kickstarter eben.


    Es wird vor der Kampagne ein Budget von der Fabrik für ein Insert genannt. Sobald das ganze Material dann mal im Prototyp fertig ist – wahrscheinlich erst nach der Kampagne – erstellen die erstmal wild drauf los. Dann beginnen Korrekturschleifen über Renderings und Fotos, weil es sich niemand leisten kann mehrfach einen Insert-Prototyp um den halben Erdball zu schicken, von den Rüstzeiten der Maschine ganz zu schweigen. Die Qualität und Funktionalität des Inserts hängen also zu einem nicht zu verachtenden Teil am Engagement, dass der Mitarbeitende der chinesischen Fabrik für den ersten Entwurf einbringt/einbringen kann. Irgendwann sagt der Produzent auch, dass das Insert teurer wird, wenn XY, dass weitere Anpassungen kosten, etc. Und irgendwann muss man dann als Team in DE einfach die Füße strecken und sich dem geschlagen geben, was ins Budget und vielleicht noch den Zeitrahmen passt. Eben auch, weil man auf die Designkapazitäten des Herstellers angewiesen ist und man weder Vorarbeit leisten noch eigene Vorschläge erstellen kann.


    Und ebenfalls muss man in dieser Konstellation sehen, dass so ein Insert (designed von der Fabrik) die Boxgröße erheblich nach oben treibt und damit mehr Umsatz (für die Fabrik) generiert. Letzterer Satz ist reine Spekulation meinerseits, aber sicherlich auch ein mögliches Mittel zum Zweck.


    Man darf ebenfalls nicht vergessen: Das hier ist ein Kickstarter von einem Team in Deutschland, dass das nebenberuflich macht. Ihr setzt hier Qualitätsmaßstäbe eines Verlagsspiels an – da könnt ihr quasi nur enttäuscht werden! CMON und Co stemmen solche Projekte mit einem ganz anderen Qualitätsanspruch seit Jahren im Schlaf. Das hier ist ein Erstlings-Brettspielprojekt. Da zahlt man eine Menge Lehrgeld - auch als Backer. Und genau darum geht es bei Kickstarter ja auch.

    Das "Problem" ist wie immer der Hype. Woher kommt der? Sicherlich gut befeuert vom Autorenteam. Wenn da schon die Rede von "BSG Killer" ist und natürlich nicht an Superlativen gespart wird, dann erweckt das Erwartungshaltungen. Allerdings ist das übliches und plausibles Marketing. Und das müssen Backer erstmal verstehen. Natürlich ist das nicht gelogen, aber es ist auch sehr subjektiv. Das können 99% der Spieler auch anders sehen.


    Auf der anderen Seite kommt auch viel durch die Influencer, die das Spiel mit "Best Deduction Game ever" bewertet haben, da war es noch nicht mal komplett fertig ;) Bei Influencern ist immer viel Schmu dabei, aber es trägt dennoch unbewusst zu einem Gesamtbild bei, welches eine gewisse Erwartungshaltung weckt. Nur weil jemand viel spielt - und ich wette ein influencer, der mit Videodreh beschäftigt ist, spielt weniger als der Otto Normaluser hier im Forum - heißt das noch lange nicht, dass er bessere Bewertungskriterien hat als "Macht mir Spaß!". Das führt natürlich zu einer anderen Frage ob das auch notwendig ist, aber die lasse ich jetzt mal im Raum stehen. Es gibt auch sehr sehr (sehr) große Podcasts, die halten Brass L und Brass B für dasselbe Spiel oder geben New Angeles ungespielt zurück, weil "Semi-Kooperativ" auf der Schachtel steht, feiern aber BSG total ab... Gibts alles. Zeugt das von Kompetenz? Nicht wirklich. Haben die dennoch Reichweite? Oh ja!


    Als Beispiel aus meinem Bereich: Wir haben seit gewisser Zeit einen Prototypen in Arbeit, den ich unter der Hand und mit Augenzwinkern gern mit "das mit Abstand beste Spiel innerhalb seines Genres" anpreise. Und da stehe ich auch hinter, weil kein anderes Spiel in diesem Genre so an das Thema herangeht und es so gut abbildet. Heißt das, dass alle Spieler das so sehen werden oder gar, dass es den meisten Leuten auch mehr Spaß machen wird? Natürlich nicht. Vielleicht ist es auch sachlich das beste Spiel im Genre, im Bezug auf Umsetzung der Thematik. Jedoch kann es ja auch sein, dass viele Spieler mit einer nicht so getreuen Umsetzung mehr Spaß haben. Ich wüsste zwar nicht, wie das sein sollte, aber ich weiß ja auch bei weitem nicht alles ;)


    Man muss gerade bei der KS-Begeisterung einfach mal die Kirche im Dorf lassen. FOMO spielt da oft eine Rolle, aber es ist tatsächlich wahr: Jedes Spiel, das mich interessiert hätte, bekommt man später auch so. Beispielsweise Tainted Grail habe ich als All in-Paket im Refund abgestoßen und war eigentlich nur dabei, weil ich Schiss hatte nicht mehr an die Erweiterungen zu kommen. Und heute? Halb eBay besteht aus TG-Expansions. Und dass bei KS-Projekten ein echter "Verlagskiller" herauskommt, wenn es um etablierte Spiele wie BSG/Abgrundtief oder gar New Angeles geht, ist nicht gerade sehr wahrscheinlich...


    Disclaimer: Was nicht bedeuten soll, dass es HPTB nicht sein könnte - ich habe es nicht gespielt.

    Linkservice:


    [Externes Medium: https://youtu.be/un9lae5yq-Q]

    Ich kann irgendwie keine Regelvideos von anderen Leuten als Paul Grogan mehr ertragen 😅 Die Informationsdichte ist mir da viel zu gering, als dass ich mir dadurch Regeln aneignen könnte. Kein Wunder, dass die Erklärung dann 1 Std. dauert.


    So viel unnützes Blabla… 1000 Füllsätze… die ersten 2 Minuten sind komplett unnütz für ein Regelvideo. „Dann zeigen wir euch nun erstmal den Spielaufbau“ - gefolgt von einer Einblendung „Spielaufbau“. Lasst das Gerede doch weg und zeigt einfach nur die Einblendung. Spart Zeit und Energie…


    Überhaupt, dass man den Aufbau zeigt - ich bin noch über kein Spiel gestolpert, bei dem der Aufbau (!) so unmissverständlich gewesen wäre, als dass man ein Video dazu machen müsste. Man ist doch 5x schneller mit dem Heft anstatt dauernd zu pausieren.

    Ich schreib irgendwann mal einen Blogbeitrag dazu mit Begründungen, soll hier auch nicht ausufern.


    Abgrundtief ist für mich das modernere weil rundere BSG. Dennoch ist beides gegen New Angeles eher ein Paar Level drunter. Die Menge an Deduktion, die man in BSG/Abgrundtief in einer Partie hat, hat man bei New Angeles in einer Runde.


    Wie gesagt, ich schreibe das irgendwann mal begründeter nieder, hier ist der falsche Platz dafür.

    Ich hatte das erste Human Punishment damals auch gebacken. Nach mehreren Anläufen, die Regeln zu kapieren wurde das Spiel dann entnervt verkauft.

    Bei der jetzigen Kampagne hatte ich die Hoffnung, dass man aus seinen vorherigen Kampagnen gelernt und somit das ganze auch etwas einstiegsfreundlicher/spielfreundlicher gestaltet - vor allem bei der Ankündigung, dies sei der BSG-vom-Thron-Schubser....


    Wenn ich das jetzt schon wieder lese, wird mir Angst und Bange.....ich hoffe, es gibt in nächster Zeit noch mehr Eindrücke...ansonsten geht das Spiel wieder direkt weiter..... :crying:

    Das kann schon deshalb nicht stimmen, da BSG schon lang nicht mehr auf dem Thron sitzt ;)

    Ähh... woher kommt jetzt die Enttäuschung... weil auf dem Digger-Wochenende jetzt vier Leute enttäuscht waren? Ist das der (große) Indikator, oder gibt es noch andere Meinungen im Netz die ich verpasst habe...

    1. Waren es natürlich mehr als vier Leute, eher so 10 und zweitens hätte ich da eher mit einer Hypewelle gerechnet, da Stefan ja vor Ort war und das Spiel selbst erklärt hat. Die Vorfreude allgemein war dort sehr, sehr groß. Statt der zu erwartenden Lobeshymnen gab es dann eher ratlose Gesichter. Daher meine (vorerst) Ernüchterung.

    In deren Podcast findet auch die Hälfte Trickerion nicht gut, was ja eine Aussage ist, die Geschmack, Sachkenntnis und Zurechnungsfähigkeit total untergräbt ;)

    Also mal nüchtern betrachtet: Es ist ein Social Deduction Spiel mit 5 verschiedenen Fraktionen, unterschiedlichen Siegbedingungen, wechselnden Loyalitäten. Da braucht es per Definition schon ein paar Partien, bis man jeden Hebel kennt.

    Ich habe das Spiel nicht gespielt, fand aber zumindest auf dem Papier etwas merkwürdig, dass es zumindest augenscheinlich immer darum geht etwas von links nach rechts zu transportieren.

    Sicherlich wird noch mehr dran sein als das, wenn es auch über ein paar Stunden zieht, wir werden mehr wissen wenn es raus kommt.

    Auf der anderen Seite habe ich jetzt auch noch nichts über das Spiel von Leuten gehört, die mehr von Spielen verstehen als welche zu kaufen, von daher ruhig Blut. Bisher quasi immer nur von reinen Konsumenten.

    Aber abschließend: ihr nehmt Verkaufstexte auf Kickstarter-Seiten doch nicht wirklich ernst, oder?!

    Noch nie habe ich so lange gezögert ein Game zu bestellen. Eigentlich will ich es nur weil es besser mit weniger Leuten zu funktionieren scheint als BSG.

    Aber so richtig glauben kann ich es nicht und so richtig trennen von meinem BSG kann ich mich auch nicht

    Probieren geht über studieren :)

    Du sollst das Spiel ja nicht heiraten. Sollte es dir nicht gefallen, kannst du es immer noch verkaufen. Vorausgesetzt es ist finanziell gerade drin.

    Ich fand den Wechseln bei HP auch nicht verkehrt. Und es passiert auch nicht, dass man 5x pro Partie seine Rolle wechselt und hinterher nicht weiß, wie das Spiel ausgeht. Bei unseren Partien gab es das 1. nie bei allen Spielern, 2. sehr selten und 3. einmalig. D.h. es kam vielleicht mal vor, dass ein einziger Spieler aus irgendeinem Grund seine Rolle gewechselt hat. ABER das Spiel ist, sobald jemand komplett aufgedeckt ist, so schnell vorbei, dass es immer ein gewisser Unsicherheitsfaktor dabei ist und man nie sicher sein kann. Von daher sehe ich das nicht als Problem.


    Schwieriger wird es im HP-Universum vielleicht dadurch, dass es quasi 5 Fraktionen geben kann, statt wie in den meisten Spielen nur 2.

    Aber das Virus, das die Menschheit ausrotten soll (Human Punishment) ist doch kein Computervirus?! Den Punkt verstehe ich halt nicht.


    Mein aktueller Stand war eben, dass die Menschheit in HP fast ausgerottet ist und sich die letzten Überlebenden in einer Region aufhalten und das Spiel spielen.


    Nach Rücksprache mit dem Autor: "Human Punishment" ist ein Computervirus, dass die Menschen nicht hat sterben lassen, sondern ihnen die technische Basis entzogen und sie damit in die Steinzeit katapultiert und so an den Rand der Auslöschung getrieben hat - quasi wie Skynet. Diese Definition haben sie sich aber lang offen gehalten und erst in "The Beginning" festgelegt, dass es ein Computervirus ist. Zuvor war einfach nur von "Virus" die Rede.


    So, geklärt, bitte weitermachen :)

    Ich kann den Text nicht einordnen. Wer ist Ghost? Wer oder was sind „die Gegner“? Was ist das für eine Art Maschinenvirus? Im Lore ist es ein Virus, der die Menschheit ausrotten soll. Wie hilft dagegen eine Firewall?


    Und zur Legion: das klingt einmalig spannend, aber kennt man ja eben auch aus HP. Passiert das jedes Mal oder ist das zufällig? Sprich: wenn das nicht passieren sollte, sind dann in der Folgepartie HP weniger Fraktionen möglich?

    Der Kern ist doch, dass ich versuche herauszufinden – und zu kommunizieren (!!!) – wer meine Verbündeten und Feinde sind, ohne das direkt anzusprechen.

    Das ist auch alles fein. Vllt. hab ich es falsch in Erinnerung, aber was das Spiel damals (so ich mich korrekt erinnere) in erster Linie gekillt hat, war das Thema, dass man plötzlich Zugehörigkeiten wechselt. Das macht dann jede Deduktion irgendwie aussichtslos. Hoffe ich verwechsle es gerade nicht mit Vollmondnacht (dieses One-Night-Werwolf), da hatten wir das gleiche Problem.

    Das ist möglich, passiert aber auch eher selten.

    Human Punishment hat eben – wie fast alles tiefgründigeren Spiele – das Problem, dass man sich seiner Möglichkeiten erstmal klar werden muss. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber wie oft hat man zu New Angeles an verschiedenen Stellen gelesen, dass das Spiel total doof sei, da man nur gegen seinen Kontrahenten stimmen würde. Was ja totaler Quatsch ist, es ist nur die naheliegendste Reaktion, die aber gewiss nicht bzw. selten zum Sieg führt. Aber dafür braucht es eben ein paar Partien und man muss die Progression des Spiels kennen um zu verstehen, dass man anfangs lieber kooperiert.


    Bei Human Punishment ist das eben ähnlich: Ich muss meine "Hebel" kennen, die ich bedienen kann. Ansonsten kommt sowas raus, wie ich mal auf Facebook gelesen habe: Eine Gruppe von 4 Leuten hat das Spiel gestartet. Der erste nahm sich direkt eine Waffe und zielte auf jemand anderen. Die Gruppe hat sich also schnellstmöglich gegenseitig erschossen, weil sie dachten das wäre a) der schnellste Weg zum Ziel und b) die beste Möglichkeit herauszufinden, wer zu welcher Fraktion gehört. Natürlich ist das nicht im Sinne des Spiels und geht auch total an der Deduktion vorbei. Der Kern ist doch, dass ich versuche herauszufinden – und zu kommunizieren (!!!) – wer meine Verbündeten und Feinde sind, ohne das direkt anzusprechen.


    Ich gebe dir aber Recht, dass ich das Spiel mit 8 Leuten auch nicht gut finde. Sobald die Karten zwischen Nachbarn geteilt werden, wird es für mich zu unübersichtlich und zu unthematisch. Ich denke, das Spiel spielt sich am besten mit 6 Spielern. Zu 4. ist es ebenfalls gut, aber zu schnell vorbei. Für mich ist das einer der wenigen Fehler, die die Godot-Jungs gemacht haben. Hier wäre es wahrscheinlich besser gewesen, sich auf den Sweetspot zu konzentrieren und tatsächlich 3-6 auf die Schachtel zu schreiben. Dann hätte man "7-99" als Mini-Addon anbieten können und die Leute wären nicht davon ausgegangen, dass es zu 9. genau so gut funktioniert wie zu 6.


    Dennoch halte auch ich Human Punishment 2.0 für das beste Social Deduction Spiel für Expertenspieler. Ein Werwölfe ist einfacher, aber eben auch weit weniger tricky gut zu spielen :)


    EDIT: Das ist auch ein Problem, an dem unser Social Deduction Spiel noch krankt: Es kommt gut an, wenn Leute es verstanden haben und ist sehr spannend mit wenig Material und einfachen Regeln. Neue Spieler müssen aber erstmal 3-4 Runden gespielt haben, um zu verstehen was sie überhaupt machen können bzw. wie sie gewinnen können.