Beiträge von ravn im Thema „Neuer Chefredakteur Spielbox ab 01.01.21?“

    Anscheinend war Udo Bartsch für die aktuelle Ausgabe andersweitig beschätigt, weil es gibt zwar Noten vom ihm, aber keinerlei bei vielen Wertungen keine oder nur sehr kurze Erklärungen dazu. Schade, weil schätze seine (ausführliche) Meinung sehr, weil die oftmals eine andere Perspektive oder einen neuen Aspekt bringt.

    Die neue spielbox, Ausgabe 2 in der Rechnung des neuen Layouts, macht vieles besser als die letzte Ausgabe. Zumindest soweit ich das anhand der Onlineausgabe beurteilen kann: Im Editorial wird auf die Probleme der letzten Ausgabe eingegangen. Die Wertungsbox ist nun aufgeräumter in den Kurzfakten und kein Fliesstext mehr. Die Sternchen-Wertungserklärungen sind abgeschafft und Erklärungen direkt unter der Kritikernote aufgelistet. Und fast alle Kritiker haben auch eine Erklärung abgegeben. Nur Udo Bartsch ist mir da als Ausnahme aufgefallen. Generell ist das Layout aufgeräumter und der Farbanteil im Hintergrund wirkt nicht mehr so erschlagend. Druckqualität? Keine Ahnung, da mus ich auf die Printausgabe in meinem Briefkasten warten.


    Kurz gesagt: Vieles wurde verbessert. Wer die spielbox schon abgeschrieben hatte, sollte sich mal die neue Ausgabe anschauen.

    Was mir im neuen Layout nicht so gefällt (was mir gefällt siehe oben):


    1. Der Spielename einer Kritik wäre in der Überschrift besser aufgehoben. Stattdessen steht dort nur eine möglichst toll klingende thematische Formulierung im Vordergrund wie "Virusgrüße aus Moskau" für Pandemic Legacy Season 0. Den Spielenamen finde ich am Anfang des Artikels und oben am Heftrand, aber nicht mehr in der Notenbox.


    2. Die Infos der Notenbox sind als Fließtext hintereinander aufgelistet. Ist mir zu unübersichtlich und lässt zudem die Nennung der Grafiker und des betreuenden Redakteurs aus.


    3. Bei dem mehrseitigen Artikel zu MicroMacro Crime City war mir zunächst nicht klar, was das sein soll? Kritik, neue Fälle, Kurzroman in der Spielewelt? Da fehlte mir eine deutlichere Einordnung. Die Beschreibung am Anfang habe ich doch glatt überlesen, stattdessen ein wenig verständnislos die paar Seiten durchgeblättert und bis zur Notenbox vorgedrungen. Aha, also eine Kritik auf x Seiten in Romanform. Hat mich im Erstkontakt überfordert.


    4. Die Erklärungen der Wertungsnoten wünsche ich mir schon seit Jahrzehnte weiter auszubauen. Denn was bringt mir eine "4", wenn ich so gar keine Ahnung habe, warum die vergeben wurde? Gar nix, weil inzwischen ist eh klar, dass nicht jedes Spiel jedem gefällt - aus welchem Grund auch immer. Es wäre aber schön, wenn ich diesen Grund erfahren könnte, weil das ist für mich ein echter Mehrwert, wie eine Vielzahl von Kritikern ein Spiel beurteilt und warum.


    Inzwischen gibt es deshalb immer mehr "*" bis "******" in der Notenbox. Das wirkt auf mich wie gewollt, aber dann doch nicht konsequent durchgezogen. Warum keine Meinungsboxen der weiteren Kritiker, wo dann auch mehr Platz und Raum wäre für Meinungen und Wertungsbegründungen? Dann bräuchte es auch keine "********"-Verweise mehr und Noten ohne Meinung und Begründung könnten komplett wegfallen, denn wo mir keine Meinung und Begründung genannt wird, brauche ich persönlich auch keine Note, die mir nur sagt "Oh, da mag aber jemand das Spiel / Oh, da mag aber jemand das Spiel nicht".


    5.Der Umfang von 64 Seiten abzüglich grossformatige Werbungen ist mir zu wenig redaktioneller Inhalt für so ein Heft. Das Rennen um die Aktualität kann die spielbox sowieso nicht gewinnen, weshalb ich mir mehr vertiefende Artikel wünsche. Die sollten aber ausreichend Raum bekommen und nicht auf ein Minimum eingedampft werden.


    Warum die langjährigen Verknüpfungen der Redakteure und Autoren in die Tiefe der Spielebranche nicht besser nutzen und warum nicht mehr Hintergrundinfos bieten? Beispiel Faiyum. Da wird die grafische Aufmachung kritisch gesehen, aber warum dann nicht dazu ein Interview mit dem Verlag und Grafiker bringen, warum dieser Grafikstil gewählt wurde und wo laut Verlag und Grafiker die Vorteile liegen? Nur auf dem Niveau der Fanmedien stehen bleiben, ist mir da zu wenig.

    Die Kritiken einiger der neuen AutorInnen lesen sich gut. So ist das bei Forgotten Waters keine langatmig-langweilige Regelnacherzählung, stattdessen wird die erlebte Spielatmosphäre beschrieben und dabei viele Details zu Spielmechanismen, Spielerzahl, Spielablauf eingeflochten. Gefällt mir. Gerne mehr davon.


    Allerdings kann ich deren Noten ohne weitere Infos kaum einschätzen. Da fehlt mir bei "den Neuen" so etwas wie eine "Meine aktuelle Top 10 / Meine Evergreens"-Übersicht wie in der Fairplay. Oder eine Vorstellung der KritikerInnen. Im Impressum sind ja nur Chefredakteur und ein einziger Redakteur genannt und die AutorInnen verschwiegen. Schade, weil erste Chance vertan, dem Magazin mehr Gesicht zu geben.

    Kann natürlich auch sein, dass "wir" der spielbox Kernzielgruppe längst entwachsen sind mit unserer Erwartungshaltung, die durchaus individuell verschieden ist. Die spielbox also auf bestem Familien- und Kennerspielniveau, während "wir" gehaltvolleres Futter speziell für Experten und Exoten suchen?

    Neue Chance, dass die einzelne Notenbegründung endlich konsequenter als Meinungsboxen ausgebaut werden?


    Weil die sind für mich oft weitaus interessanter, als zu detaillierte Regelnacherzählungen von Spielen, die aufgrund der, dem Medium geschuldeten oftmals fehlenden Aktualität, längst durch LetsPlay Videos bekannt sind.


    Meinungen und Hintergründe in entsprechender journalistischen Qualität und Reife bitte. Weil die Szene und ihr Angebot an Infos und Unterhaltung hat sich geändert und erweitert. Die spielbox ist hingegen weitestgehend stehen geblieben. Ein alter Bekannter eben, der als Leitmedium aber so viel mehr sein könnte. Bin gespannt, wohin die Reise geht.