Beiträge von Smuntz im Thema „07.09.-13.09.2020“

    Fehler? Nein, ich denke nicht. Alle verspielte Zeit wird schön abgetragen, die App ist ja so freundlich, daran genauestens zu erinnern. Was ich nicht erwähnt habe, wir haben "Experienced (4 facts)" gespielt, was ja auch nicht wirklich viel an Startinformation ist. Mein Sohn hat dreimal Research benutzt, was nicht viel Zeit kostet, und zwei der Informationen haben ihn vorangebracht. Ich hatte das Glück, mit einer Target-Aktion den Zwergplaneten zu finden. Und ohne seine Theorien und Rateversuch zu Planet X hätte auch ich das Spiel zum Ende hin nicht ebenfalls (als Zweiter) auflösen können, da begünstigt man sich schon einander. Ebenso waren zwei voneinander entfernte Asteroiden durch Peer Reviews vor Spielende bestätigt, da löst sich manches auf. Trödeln darf man bei dem Spiel jedenfalls nicht ;)

    Sonntagsprogramm waren die beiden neuen Deduktionsspiele in der Sammlung. Unser Sohn - bei solchen Spielen superschneller Kombinierer - vervollständigte unsere Runde zu dritt.

    Loot of Lima, erst Freitags mit der Post eingetroffen, ist ein Spiel vergleichbar dem Klassiker "Sleuth" von Sid Sackson (erstmals 1967 bei 3M, später als "Diamantenjagd" bei Schmidt). Ging es damals um die möglichen Kombinationen von drei Edelsteinsorten in drei Größen und vier Farben so spielt LoL auf einer Schatzinsel, eingeteilt in acht Sektoren mit jeweils einem Berg-, Wald- und Strandfeld. Bei beiden Spielen werden die möglichen Varianten in Form von Karten / Chips an die Spieler verteilt, bis auf eine kleine Restmenge (hier: zwei), die es im Spiel mittels reihum gestellter Fragen nach Detailinformation zu bestimmen gilt.

    Soweit also die Gemeinsamkeiten zu dem großen Vorbild. Manche werden auch an das weitaus bekanntere "Cluedo" denken, dass wegen der zufälligen Würfelei über den Plan für meinen Geschmack aber nicht die gleiche spielerische Qualität hatte. Da liegt die Frage nahe, ob Loot of Lima wirklich Neues zu bieten hat. Kommen wir erst einmal zu den Regeln.

    Zu Beginn werden nicht teilbare Reste der möglichen Felder offen gelegt. Im Spiel zu viert oder fünft würden darüberhinaus Infochips zu Mitspielern "geschupft" (Tichu-Spieler wissen, was ich meine), d.h. man gibt Information ab und erhält im Gegenzug welche, so dass bei jeder Besetzung jedem Spieler wenigstens 7 der 24 Felder bekannt sind, auf denen sich keiner der beiden Schätze verbergen kann. Außerdem muss jeder Spieler die Geländeform preisgeben, von der er die wenigsten Infochips besitzt, bei Gleichstand wählt er eine aus.

    Dann wird reihum gefragt. Dazu würfelt man drei W12 mit jeweils einer Geländefarbe (oder blau als Joker) und einer von acht Himmelsrichtungen, die die acht Inselsektoren einteilen. Dann wählt man zwei Würfel aus und bestimmt somit die Grenzen des Bereichs der Insel, in dem man nachfragt, sowie die Geländeform, falls beide Würfel gleiche Farbe zeigen, sonst gilt die Frage beliebigem Gelände. Der ausgesuchte Mitspieler muss wahrheitsgemäß antworten, wieviele Chips er besitzt, die den Würfeln entsprechen. Zeiger auf dem eigenen Plan und einem offenen Plan der Insel dienen der Veranschaulichung und helfen Fehler zu vermeiden.

    Drei Sonderchips erlauben jedem Spieler einmalig im Spiel, die Farbe eines Würfel frei zu bestimmen, ein oder mehrere Würfel nochmals zu werfen oder eine geheime Frage frei zu stellen. Letztere schreibt man auf (so als hätte man geeignet gewürfelt) und erhält ebenso geheim vom gewählten Mitspieler die Antwort. Ansonsten werden nämlich alle Fragen und Antworten stets für alle Spieler vernehmbar abgegeben.

    Glaubt ein Spieler, die Lage der beiden Schätze zu kennen, platziert er die beiden Truhen-Chips auf seiner Insel und schaut sich die verborgenen Chips an. Sollte er nun nicht gewonnen haben, spielen die anderen weiter, er muss aber noch an ihn gerichtete Fragen beantworten. Raten alle Spieler bis auf einen falsch, hat der letzte Spieler gewonnen.

    Und was taugt es? Wir sind alle recht angetan von dem Spiel. Zwar bietet es - wie Sleuth auch - für nur zwei Spieler keine vernünftige Basis - hier greift man auf eine Web-App zurück, die weitere Spieler simuliert - aber das Material ist von außerordentlich guter Qualität. Die drei schweren bunten W12 sind sauber bedruckt und garantiert nicht gefährdet, von Kleinkindern verschluckt zu werden. Die Sichtschirme mit den Inselplänen sind groß und stabil, nichts an dem Spiel ist fitzelig oder unpraktisch. Lediglich die im Bild gezeigten flachen Behälter für die Chips sind nicht im Spiel enthalten (sondern Zip-Tüten), die habe ich rasch selbst gebaut.

    Das Logikmodell lässt die Spieler eine geraume Zeit im Nebel, bevor sich dieser lichtet und manche zuvor notierte Information auch schon mal in einer Kettenreaktion zu umfassender Erkenntnis führt. Hierbei nicht den Überblick zu verlieren und im mittleren Spiel regelmäßig alte Aufzeichnungen auf ihre Verwertbarkeit zu überprüfen und die richtigen Schlüsse zu ziehen ist die detektivische Herausforderung. So preschte unser Sohn recht früh mit einem Verdacht vor, der - wie sich später zeigen sollte - sehr nah an der Wahrheit war, aufgrund eines kleinen Fehlers bei seinen Auswertungen aber nicht komplett richtig. Wir anderen zwei brauchten noch einige Fragen länger, bevor es endlich auch bei mir klick machte und ich die richtige Lösung benennen konnte.

    Danach ging es mit The Search for Planet X auf die Suche nach Objekten im All. Nach einer Zweierpartie war das auch erst unser zweites Spiel, nun eben zu dritt, wieder auf dem Standard-Spielplan mit 12 Sektoren (statt 18 für "Experten"). Das Logikmodell dieses Spiels ist erfrischend neu und anders, wurde hier schon gelegentlich beschrieben. So möchte ich dann doch direkt zu einem Vergleich der beiden Spiele kommen.

    Produktionstechnisch sind beide Spiele über jeden Zweifel erhaben. Vom Spielerischen mutet Loot of Lima mit seiner Nähe zu Sleuth womöglich nicht superoriginell an, einen hervorragenden Klassiker aber gekonnt zu variieren darf honoriert werden und ist gegenüber einer Handvoll Spielkarten ein Hingucker. Gegenüber Planet X erscheint das Modell auch spielerisch fairer, werden doch alle Informationen offen gehandelt und ergeben nur durch die unterschiedlichen Startvoraussetzungen ein leicht anderes Bild aus Spielersicht.

    Dagegen sind die bei Planet X mit App-Unterstützung nur dem fragenden Spieler zurückgemeldeten Antworten durchaus zufallsbehaftet von unterschiedlicher Güte und können zu manchem Aha-Effekt führen, wie weit schon ein Mitspieler ist, wo man selbst doch noch im Dunkeln tappt. Aber auch das hat natürlich seinen Reiz und soll das Spiel keinesfalls entwerten, nur der Einordnung dienen. In diesem Spiel hat unser Sohn souverän den Sieg davon getragen. Für Kenner des Spiels: auch diesmal war es mit einem Umlauf der Erdscheibe getan.

    Fazit: beide Spiele gefallen uns sehr gut und werden ihren Platz in der Sammlung behalten.

    #LootofLima

    #TheSearchForPlanetX