Beiträge von MetalPirate im Thema „Carnegie von Xavier Georges (Quined Games 2020 Release)“

    Jetzt hingegen muss ich schimpfen. Ich hatte mi fest vorgenommen, für mindestens 6 Monate nichts mehr zu backen, weil eh genug Titel 2021 hier eintrudeln werden. Carnegie habe ich dabei mit viel innerer Überzeugungskraft als "brauche ich nicht" in die düsteren Ecken meines Hirn-Sucht-Areals geschoben. Da war ich total stolz auf mich.

    Dann denk einfach an den letzten Quined Games Kickstarter. Nämlich La Stanza (BGG 6.8). Da gab's ähnliche Lobeshymnen im Vorfeld. Überhaupt fällt mir nur eine Quined Games Eigenproduktion ein, die ich für uneingeschränkt habenswert halte (Haspelknecht). Normalerweise bleiben deren Spiele bei "gute Ideen drin, aber nicht ganz rund" stecken.

    Ich finde es beim gegenseitigen Stören wichtig, zwischen der taktischen und der strategischen Ebene zu unterscheiden. Klassisches blockierendes Worker Placement ist ja z.B. das extremste, was da auf der taktischen Seite möglich ist: wo ich hingehe, kann kein anderer mehr in dieser Runde hin. Üblicherweise wechselt bei sowas ja der Startspieler (sei es automatisch oder durch gezielte Spieleraktionen) und dann gleicht sich das mehr oder weniger automatisch aus.

    Auf der taktischen Ebene gibt's da für mich kein "richtiges" oder "falsches" Maß von Blockade oder Stören. Da nehme ich es wie es kommt.

    Auf der strategischen Ebene sieht's dagegen anders aus. Dass sich da Spieler mit der gleichen strategischen Ausrichtung nennenswert in die Quere kommen, ist für mich ein absolutes Muss für interessante Mehrspieler-Spiele. Das ist eine Art von Interaktivität, die erst ab drei Spielern wirklich funktioniert, aber genau dort Spiele mit 3+ Spielern potenziell interessanter machen kann als alle reine 2er-Spiele. Leider derzeit alles nur alte Erinnerungen an Vor-Corona-Zeiten...

    In Coloma hat mich halt damals massiv gestört, dass wir zu dritt waren, und dadurch, dass ich und ein anderer Spieler die letzten fünf, sechs Züge exakt die gleiche Strategie gefahren sind, ich (und er auch, aber was juckt mich das?! :) ) dauernd die schwächere Aktion hatte, während der dritte Spieler, der halt eine andere Strategie in der Spielendephase hatte, bequem immer die stärkere Aktion hatte.

    Huch?! Genau sowas macht doch ganz wesentlich, zumindest mal für mich, den Reiz von Spielen für 3+ Spieler aus: Wenn mehrere Spieler auf dem gleichen strategischen Pfad unterwegs sein wollen, dann machen sie sich gegenseitig Konkurrenz um die dafür benötigten Ressourcen, was alle Beteiligten im Endeffekt gleichermaßen ausbremst. Genau das zwingt einen dann, seine Strategie immer wieder mal leicht anzupassen. Die besten Chancen hat dann der, der auch kreative Lösungen abseits der ausgetretenen Pfade findet, wo sich alle anderen knubbeln. Für mich ist sowas ein klarer Pluspunkt.

    Ich bin bei Quined Games immer ein bisschen skeptisch. Von deren redaktioneller Arbeit halte ich nicht allzu viel. Deren letzter ähnlich gelagerter Deluxe-Kickstarter war La Stanza (von Sentiero/Soledade, also auch namhaften Autoren) und da war's im Nachhinein absolut richtig, nicht mitgemacht zu haben.

    Abgesehen davon stapelt sich bei mir seit knapp einem Jahr die ungespielten Spiele. Irgendwie habe ich im Moment nicht mal die richtige Lust dazu, mir die Regeln durchzulesen. X/

    Agra finde ich gut, aber Quined Games ist immer irgendwie ein Glücksspiel. Die Qualität der redaktionellen Bearbeitung schwankt sehr.

    Meine These ist ja, dass es bei Quined quasi keine redaktionelle Bearbeitung gibt. Entweder der Autor liefert schon ein halbwegs rund geschliffenes Produkt ab oder das Spiel bleibt bei guten Ansätzen stecken. Denn dass Quined immer wieder Spiele mit viel Potenzial entdecken, auch von unbekannteren Autoren, das muss man ihnen auf der anderen Seite auch zugestehen. Um so trauriger, wenn dann wieder mal das Quined-typische "Potenzial verschenkt" am Ende als Gesamteindruck übrig bleibt.