Beiträge von Taxy im Thema „Ist schummeln in kooperativen Spielen erlaubt?“

    Ich kann nicht einfach einen Lebensabschnitt wiederholen, weil ich es beim ersten Versuch nicht richtig/gut gemacht habe, das Leben geht weiter, mit den Konsequenzen, die sich aus Fehlern halt ergeben, aber es geht weiter, bis es eben real endet.

    Ich sehe es teilweise wie eine 2. Chance, etwas anders zu machen als beim ersten Mal - ein Spiel kann so etwas im Gegensatz zur Realität eben bieten. Wenn man sich dann "genötigt" fühlt, das zu tun ODER man weiß, dass es wenig andere Optionen gibt (z.B. das Ziehen von Markern, Karten oder das Würfeln nicht beeinflussen zu können), dann ist es natürlich relativ sinnfrei, eine 2. Chance zu nutzen.


    Ich war beispielsweise bei einem Arkham Horror LCG-Szenario total demotiviert, es nochmal zu versuchen, weil es sackschwer war und mit nur wenig Pech beim Markerziehen man eigentlich keine Chance hat. Und was für ein Erfolgserlebnis ist das dann, wenn man es schafft, weil man nicht die falschen Marker gezogen hat? Ist bei anderen Spielen aber im Grunde dasselbe Problem: Wieso sollte ich Gloomhaven nochmal spielen, wenn ich ständig/viel zu oft die Fehlschlag-Modifikationskarten ziehe (die ja immer wieder ins Deck zurückgemischt wird)? Was sollte da beim Neuversuch besser werden, außer "Glück zu haben".


    Glück haben gehört zwar zwingend zum Spiel dazu, aber es gibt eben eine individuelle Grenze, bei der fehlendes Mindestglück resignieren lässt.

    Hmmm.... wenn ich bei meinem Sport jedesmal den Kopf in den Sand stecken würde oder ein Match an mir vorbeirauschen lassen würde, wenn ich weiß, dass der Gegner offensichtlich viel stärker ist, dann würde ich a) von meinen Mannschaftekollegen ganz schön auf fiese Socken bekommen und b) lässt das mein eigener Ehrgeiz nicht zu.

    Das kann man wirklich nicht vergleichen. HIER geht es doch speziell darum, dass man in einer KAMPAGNE um weiterzukommen, schummelt, um eine Story, die man bereits kennt, nicht nochmal durchspielen zu müssen. Natürlich gehört das hier auch dazu, dass man einen Spielemonat erneut spielt, das wird JEDEM bei Pandemie Legacy mehrfach passieren, das hat aber mit "man muss auch verlieren können" nix zu tun. Wenn ein Spielemonat so mies war, kann das doof sein, wenn man diesen aufgrund von EINMAL Pech nochmal durchziehen muss. Auf der anderen Seite gibt diese 2. Chance natürlich auch die Möglichkeit, es diesmal anders (z.b. weniger riskant) zu spielen, insofern würde ich hier antworten: Versuch das Beste aus der zweiten Runde zu machen und red dir nicht ein, dass das ein besonders schlecht geschriebener Spielemonat war, denn auch ich muss zugeben, mich an keinen grottenschlechten zu erinnern.

    Entweder ich würfele und nehme das Ergebnis hin oder man braucht doch gar nicht erst zu würfeln. Bei mir wird da nicht geschummelt.

    Da gebe ich dir sogar grundsätzlich recht. Das Würfeln oder Kartenziehen gehört zum Spielerlebnis dazu. Deshalb schummele ich mit meinen Gruppen meistens anders, z.b. dass wir mehr Ressourcen bekommen, mit verbesserten Decks spielen oder einen Extra-Bewegungspunkt haben. Wenn es dann beim Würfeln/Karten oder Marker ziehen trotzdem nicht reicht, wird das idR auch akzeptiert. Und ZU leicht kommt uns das idR dann trotzdem nicht vor. ^^

    Selbstverständlich ist der Weg das Ziel.

    Dass ich nicht unbedingt immer jedes kooperative, narrative Spiel erfolgreich beenden muss, ist mir - für mich überraschenderweise - beim Arkham Horror Kartenspiel - Vergessenes Zeitalter vor ein paar Wochen bewusst geworden. Dort schummeln wir zwar ziemlich hart, indem wir auf das EP-System pfeifen und von Anfang an das Deck voller Verbesserungskarten spielen (2/3 bis 3/4 sind somit erschummelte Karten), aber damit empfinde ich es immer noch nicht als leicht. Jedoch: Wir kamen (zu zweit) damit bis ins letzte Szenario (haben uns aber trotzdem auch über unsere Erfolge gefreut), sind dort aber am Ende deutlich gescheitert. Und dann war die Frage: Nochmal spielen, um es dann irgendwann erfolgreich beendet zu haben - und das TROTZ dass wir eh schon mit erschummelten Karten spielen? Nur um irgendwann genug Glück beim Markerziehen zu haben? Da es nicht entscheidend war, danach das nächste Szenario angehen zu können (es war ja bereits das letzte), hat mein Mitspieler klar gesagt: "Macht für mich keinen Sinn. Wir nehmen dieses Scheitern einfach so hin und belassen es dabei, das Finale dieser Kampagne nicht geschafft zu haben."

    Dafür spielen wir sie irgendwann ja mit den Rückkehr-Karten eh nochmal KOMPLETT neu - und das war dann aber auch für mich "irgendwie gut so".

    Schummeln würde mir im Traum nicht einfallen, weder bei kompetitiven noch bei kooperativen Spielen. Auch wenn ich solo spiele, halte ich mich akribisch an die Regeln.


    Warum? Weil ein durch Schummeln erreichter Sieg oder Punktestand für mich praktisch wertlos wird - wie so ein Geldschein, auf dem "500 Millionen Reichsmark" draufsteht. Riesige Zahl, kriegst aber trotzdem nur einen Brotlaib dafür... Voll die Luftnummer... 8o

    Grundsätzlich gebe ich dir Recht. Aber das ist ja hier der Punkt gewesen: Es geht z.B. bei Tainted Grail im Grunde nicht nur um Sieg oder nicht, es geht mE vorwiegend um das Erleben der Story. Und da würde ich am Ende auch nicht sagen: "Ich habe es gemeistert" sondern "Ich habe das Ende erreicht/erlebt". Bei Videospielen geht es mir da oft ähnlich: Ich will ja weiterkommen, und wenn ich an gewissen Stellen/Gegnern mehrfach scheitere und keine Möglichkeit sehe, finde ich cheaten (mit Cheat-Codes) für mich dann völlig legitim. Bei Brettspielen gibt es zwar wenigstens die theoretische Möglichkeit, nach X Versuchen auch mal richtig zu würfeln, aber dass man darauf keine Lust hat, kann ich schon verstehen. Wenn es ausschließlich für einen Würfelwurf wäre, würde ich keine 1-2 Stunden nochmal durch-exerzieren, nur um nicht geschummelt zu haben. Wenn es weitere (!) Möglichkeiten gibt, auf dem Weg zum richtigen Würfelwurf noch anderes zu optimieren, dann probiere ich das erst mal aus...


    Bei This War of mine geht es wiederum ums Durchhalten. Da akzeptiere ich einen frühen Tod, weil das im Krieg einfach auch mal dazugehört. Dann war das eben eine kurze Story. Da geht es mE nicht zwangsweise darum, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, sondern eine Kriegsgeschichte zu erleben, und wie schnell man da draufgehen kann. Deshalb für mich: Von Spiel zu Spiel anders.