Beiträge von schmerztablette im Thema „Aeon‘s End deutsch bei Frosted Games...“

    Ich habe die entsprechende Stelle mal nachgelesen (Seite 9) und grundsätzlich hast du Recht, das gebe ich zu.
    Trotzdem zwei Verbesserungsvorschläge für diese Stelle des Regelhefts, beide eher formaler Natur:

    1) Der Text spricht von "Oder"-Effekten auf Karten. Gemeint sind aber natürlich auch "Oder-Effekte" von Spezial-Fähigkeiten auf den Tableaus der Erzfeinde (wie auch alle anderen in Zukunft evtl. auf anderem Spielmaterial möglichen Anweisungen), daher würde ich formal eher das Wort "Spieleffekte / Anweisungen" wählen anstatt "Karten".

    - Der spezifische Text, wo es um Wahlmöglichkeiten (!) geht (nicht um das generell "maximal mögliche Ausführen von Effekten"), spricht explizit tatsächlich nur von "Oder"-Effekten. Gemeint sind aber auch Wahlmöglichkeiten von Spielern. Beispiel: "Ein Spieler wirft drei Karten von seiner Hand mit den höchsten Kosten ab." Hier darf kein Spieler gewählt werden, der nur noch 2 Karten auf der Hand hat (auch wenn es zufällig die beiden teuersten der gesamten Auslage sind), solange es mindestens einen anderen Spieler gibt, der 3 Karten hat (auch wenn alle drei Kosten von 0 aufweisen). Objektiv gesehen wäre der erstgenannte Spieler die höhere "Strafe" für die Spieler. Aber dann wäre der Effekt eben nicht so umfassend ausgeführt, wie es gerade möglich wäre. Vielleicht wäre genau ein solches, auf den ersten Blick nicht ganz eindeutig zu bewertende Beispiel ganz sinnvoll in diesem Teil des Regelhefts.

    Eine Frage zu Formulierungen vom Typ "Wählt 1 Spieler, der 1 Energie abwirft / 3 Karten abwirft / gebundene Zauber abwirft etc."

    Darf man hier einen Spieler wählen, der 0 Energie hat oder weniger als 3 Karten auf der Hand? Oder der keinen gebundenen Zauber hat, den er abwerfen könnte? Die Formulierung hat bei uns für Diskussionen gesorgt, denn sie ist weder Fisch noch Fleisch. Folgende beide Formulierungen wären klar, je nach Auslegung:
    a) Wählt einen Spieler. Dieser muss XY abwerfen.
    b) Ein Spieler muss XY abwerfen (falls möglich).


    Bei A dürfte man eindeutig jemanden wählen, der nichts zum Abwerfen hat, bei B wäre das nicht erlaubt. Die Formulierung, die auf den Karten gewählt wurde, ist aber irgendwas dazwischen.

    Wenn ein Zauber sowohl an einen aktiven als auch an einen dunklen Riss gebunden ist, dann zählt für Phase 1 des Spielerzugs der dunkle Riss, oder? Das lässt sich zumindest implizit aus der Anleitung herleiten und wäre auch logisch.


    Außerdem: Ein Riss kann ganz normal gebündelt werden, auch wenn dort ein Zauber hängt, oder? Kann ja z.B. passieren wenn ein Spieler in seinem Zug einen dunklen Riss eines anderen Spielers bündelt.

    Habe mir nun die zweite Grundspiel-Box geholt und freue mich auf die neuen Karten und Erzfeinde. Allerdings eine Sache hat mich ziemlich verdutzt zurückgelassen: an sich eine tolle Idee, Trenner für die einzelnen Magier hinzuzufügen und dabei jede Menge Splitter und Funken für das erste Grundspiel zu liefern. Aber warum reichen die Splitter und Funken des neuen Grundspiels für die 8 neuen Magier nicht aus? Soll man da dann einfach die W1-Funken nehmen (die meines Erachtens eine weniger hübsche Optik haben)? Wirkt etwas seltsam irgendwie.


    Edit: Anscheinend sind die übrigen Splitter/Funken in den beiden kleinen Boxen. Ist das korrekt?


    Bonusfrage: Ist weiterer Content von Aeon's End geplant?

    Kleiner Tipp: Jade ist der schlechteste (kaufbare) Kristall und eher eine Art Anfänger-Falle ;) Der Bernstein-Achat (aus der Erweiterung Das Namenlose) ist der perfekte Ersatz für den Jade - auch wenn er 1 mehr kostet, aber das mehr als wett macht.


    Eine einfache Rechnung macht deutlich, warum Jade so schlecht ist:

    Jade - Kosten 2 - Gibt beim Ausspielen 2 Ätherium.

    Achat - Kosten 3 - Gibt einmalig (beim Erwerb) 1 Energie und gibt beim Ausspielen 2 Ätherium.

    1 Energie entspricht dem Wert von 2 Ätherium. Wenn man Jade + 1 Energie erwerben wollte, müsste man also 4 Ätherium zahlen. Mit dem Achat aber nur 3, man spart sich also 1 Ätherium. Fürs Ausspielen ist der Achat dann genauso gut (bzw schlecht) wie die Jade, die Jade kann also niemals, weder direkt noch im Laufe des Spiels, das "Value-Plus", das einem der Achat gebracht hat, ausgleichen.


    Auch der Rubin ist bei weitem nicht so gut wie man anfangs gerne meint (auch wenn wir ihn in unseren Spielen trotzdem meistens hinzufügen, da meine Partnerin sehr gerne mit vielen günstigen Zaubern spielt, und da ist er natürlich eine sehr gute Wahl für sie), da er extrem unflexibel ist. Gerade im Lategame merkt man das immer, da man dort ja nichts oder fast nichts mehr kauft, und dann gibt einem der Rubin eben doch "nur" 1 Energie und keinen weiteren Bonus, da ist dann ein Opal oder Saphir dem Rubin um Welten voraus, obwohl erstere nur 1 bzw. 2 teurer waren als der Rubin.


    Wir haben vorhin z.B zum ersten Mal die Hassgeburt auf Erhöhter Schwierigkeit besiegt, im 4. Anlauf (verdammt schwer! 😳 sie hat gegen Ende quasi permanent 10 bis 12 Wut und das lässt sich unmöglich verhindern), und wir sind uns sicher dass der Sieg nicht geklappt hätte mit Jade anstatt Achat in der Auslage. Phaedraxa musste am Ende (d.h. in Phase 3) in jeder Runde den Schaden eines kompletten Nemesis-Zugs abwehren und Brama den Schaden des jeweiligen anderen Zugs heilen (da wo dann der Schaden eben durchgeht). Sowas ist nicht möglich ohne sehr guten Energie-Haushalt und natürlich auch entsprechende Karten (Entzünden und Talisman des Magiers sind hier besonders zu nennen).

    Aber dort steht doch „Dann darf er bis zu 2 Zauber an jeden seiner aktiven Risse binden“. Um auf deine Interpretation zu kommen müsste dort eher „zusätzlich“ oder „weitere“ stehen. Für mich ist das „bis zu“ eindeutig eine Eingrenzung wieviele Zauber am Riss liegen dürfen.

    Für mich liest sich das wie die Aufforderung jetzt bis zu 2 Zauber zu binden... ganz egal ob an einem Riss schon 1, 2 oder 8 Zauber liegen. „binde jetzt bis zu 2 Zauber an jeden deiner Risse“. Ich lese hier nur die Einschränkung, mit wie vielen Zaubern (auf/von meiner Hand) ich jetzt pro Riss etwas tun darf, nicht bis zu wie viele Zauber durch mein tun am Ende an dem Riss liegen dürfen.

    Endlich mal jemand, der Kadirs Text so gelesen/verstanden hat wie ich! :D (Auch wenn mir wie gesagt natürlich klar war, dass es anders gemeint sein muss, da 3 Zauber an jedem III/IV-Riss einfach zu stark wäre).

    Kurze Anmerkung zur Formatierung auf dem Tableau des Wegbereiters (Erweiterung "Das Namenlose").


    Aufgrund der Anordnung des Textes könnte man auf die Idee kommen, dass man bei SPEZIAL entweder Option A oder B wählt, wobei Option A alles vor dem "ODER" darstellt und Option B eben alles danach (also 3 Schaden auf die Feste). Wenn man dies so (fehl-)interpretiert, dann dürften die Spieler IMMER Option A wählen, auch wenn es keinen harmonischen Zauber zum Abwerfen gibt. Gemeint ist aber natürlich, dass der erste Satz (Fortschreiten auf der Leiste) immer gilt und man dementsprechend zwingend 3 Schaden auf die Feste nehmen muss, wenn es auf der (neuen) Riss-Zahl des Wegbereiters keinen Zauber gibt, den man abwerfen könnte. Sprich, man sollte so taktieren dass möglichst immer mindestens 1 Zauber auf dem bzw. den römischen Zahlen liegt, die der Wegbereiter beim nächsten SPEZIAL betreten wird.


    Oben genannte Fehlinterpretation des Textes, die aufgrund der Formatierung jedoch durchaus plausibel erscheint, würde den gesamten Encounter höchstwahrscheinlich extrem trivialisieren. (Denn der Gegner ist ja eigentlich so gedacht, dass er einen zwingt seine Risse viel schneller zu aktivieren als man das normalerweise tun würde (damit man eben die ganzen Funken und billig erworbene Zauber dort platzieren kann), wodurch man sein Deck viel langsamer aufbaut als gewohnt.)


    Ich weiß zwar nicht, wie man es aufgrund des Platzmangels deutlicher machen sollte, würde aber folgendes vorschlagen: Die Anleitung (bzw der Zettel) der Erweiterung würde bestimmt die Möglichkeit bieten, eventuell misszuverstehende Eigenschaften/Fähigkeiten der neuen Erzfeinde zu präzisieren, sodass die Anweisung auf dem Tableau dann entsprechend knapp bleiben kann (auf diesen "Trick" greifen ja viele Spiele zurück, die mit Platzproblemen auf Tableaus oder Karten zu kämpfen haben).

    Weiß jemand einen Händler bei dem "Aus den Tiefen" noch verfügbar ist? Bei meinem Händler habe ich beide Erweiterung gleichzeitig bestellt, "Das Namenlose" habe ich bekommen (war wohl noch nicht vergriffen) aber "Aus den Tiefen" leider nicht, da steht lieferbar frühestens ab Oktober. Bei Ebay hat es leider auch noch keiner reingestellt soweit ich gesehen habe (verständlich, wer würde das geniale Spiel loswerden wollen? :)).

    Auch wenn ich mich jetzt weiter unbeliebt mache: ich befürchte, ich habe heute die erste Stelle entdeckt, die keinen Spielraum zur Interpretation offen lässt sondern die wohl als tatsächlicher Fehler in der Anleitung bezeichnet werden muss. Zunächst zur Situation, die dazu geführt hat:


    1. Ich hatte den Zauber "Erweiterter Blick" gerade gewirkt. (Ich finde kostenlose Fokussierungen grundsätzlich sehr stark und hatte ihn daher bisher fast immer in der Auslage.)

    2. Nun kam meine Aktionsphase. Ich hatte mehr Zauber auf der Hand als aktive Risse, meine Ressourcen in dieser Runde waren aber recht knapp und ich wollte eigentlich kein Aetherium ausgeben, um erneut zu fokussieren. Also war folgende Überlegung naheliegend: ich habe doch gerade einen dunklen Riss fokussiert, wenn auch kostenlos durch den Zauber "Erweiterter Blick". Dann darf ich ja vielleicht jetzt einen Zauber auf diesen Riss legen, ohne nochmal (für die regulären Kosten) fokussieren zu müssen?

    3. Dann die Enttäuschung: Seite 12 des Regelhefts, Absatz "Binde 1 Zauber an einen aktiven / gerade gebündelten Riss": Hier steht: "... oder an einen dunklen Riss, aber nur, wenn du ihn gerade erst in diesem Schritt Aktionen ausführen gebündelt hast!" Also habe ich darauf verzichtet, mir aber vorgenommen dies nach dem Spiel zu prüfen.

    4. Ergebnis der Recherche: Mein Instinkt war richtig, ich habe mir das Spiel in dieser Situation schwerer gemacht - ich hätte den übrigen Zauber auf den dunklen Riss legen dürfen, denn die Regel besagt hier im Original "... that has been focused this turn."


    Witzig dabei ist: hätte ich stattdessen nur auf Seite 9 den Hinweis zu dem Wort "gerade" (graue Box, letzter Absatz) gelesen, dann hätte ich korrekt gespielt, denn dort steht richtigerweise, dass sich "gerade" immer auf den gesamten Spielerzug bezieht. Die oben zitierte Stelle auf Seite 12 widerspricht also auch der Regel von Seite 9.

    Fakt ist, dass ich die englische Regel zu Kadirs Fähigkeit sofort zu 100% verstanden habe und bei der deutschen eben überlegen musste, wie das gemeint sein muss.

    Dann würde ich aber gerne mit dir auch jetzt anhand des vorhandenen Textes das gern durchexerzieren. Da würde mich nun interessieren, wo genau du da die Ungenauigkeit (im Vergleich zu EN) gesehen hast. Ich finde das glasklar so wie es da steht in Verbindung mit der Anleitung.

    Aber mir hilft es nichts, wenn ich nur höre „ist unklar“, dann kann ich weder hier noch in Zukunft etwas besser machen ...

    Wie erwähnt, ich habe es so verstanden dass ich bei der Durchführung 2 Zauber an jeden Riss binden darf, als Teil der ultimativen Fähigkeit, nicht als Teil der normalen Aktionen des gewählten Spielers. (Eben weil da nur das in diesem Fall etwas vage "dann" steht und nicht "in diesem Zug".) Ich könnte also 2 Zauber an einen Riss binden, selbst wenn dort bereits ein Zauber liegt, so dass dann 3 Zauber an dem Riss wären. Die normale Regel der maximalen Risse wäre außer Kraft gesetzt, da ich ja das Binden der ganzen zusätzlichen Zauber als Teil von Kadirs Fähigkeit machen darf.

    (Wie gesagt, dass es so wohl nicht gemeint ist da es zu stark wäre, zu diesem Schluss bin ich ja dann ebenfalls gekommen!)

    Manchmal muss man zur Vereinfachung einen weiteren Begriff einführen. Also z.B.

    • Jeder offene oder in dieser Runde gebündelte Riss hat die Kapazität von 1 Zauber. Beim binden von Zaubern darf man die Kapazität nicht überschreiten.
    • Kadir erhöht die Kapazität der offenen Risse temporär auf 2.

    Ja, das ist ja was ich eigentlich immer mache. So sieht viel meiner Hauptarbeit aus. Das ist natürlich aber auch sehr technisch und "entfernt" mit "man" etc. Das versuche ich bei meinen Spielen momentan zu vermeiden. Bei Nemo's War ist aber genau das passiert (mit der Kontaktpriorität).

    Je schwieriger das Konzept, desto mehr versuche ich es so runterzubrechen.

    Das erkennt man auch an meinem recht langen Glossar. Das ist aber eben auch eine dünne Linie. Zu viel, und es wird eine lange Liste, zu technisch und viel zu lesen und zu lernen.


    Aber, und das ist das ganz grobe Aber: Um bei einer Übersetzung dieselbe (oder eine höhere) Präzision und Klarheit zu erreichen wie das Englische, braucht man im Deutschen mehr Platz. Viel mehr Platz. Das ist bei Büchern kein Problem, dann ist die deutsche Fassung des Romans eben 500 Seiten lang und die englische bei identischer Zeichenzahl pro Seite nur 420 oder 430. Das stört einen Romankäufer nicht, wenn er ein wenig mehr zu lesen hat als der Engländer/Amerikaner, um dieselbe Geschichte zu erleben.

    Die um ca. 20% höhere Zeichenzahl im Deutschen hat grammatikalische Ursachen, vor allem die, dass Verben im Englischen platzsparender eingesetzt werden können und/oder dass das Englische sogar erlaubt, Substantive in Verbform wiederzugeben.

    Die Ursache liegt nicht darin, dass das Englische präziser wäre als das Deutsche. Im Gegenteil gilt das Deutsche vielen (auch englischen Muttersprachlern) sogar als präziser. Ich bin der Ansicht, dass man in beiden Sprachen sehr präzise arbeiten kann.
    Hier sind wir wieder bei den von Ben2 erwähnten Lesegewohnheiten: Wer viel Englisch liest, gewöhnt sich an deren Flexibilität im Verbbereich, die dem Deutschen fehlt, und wer dann einen englischen Text mit derselben Satzstruktur ins Deutsche zu übertragen versucht, landet bei einem längeren, komplexeren Satz, was dann schnell den irrigen Eindruck vermittelt, das Englische wäre viel präziser als das Deutsche.

    Habe ich denn etwas anderes behauptet?

    Ja, ich bin in dieser Hinsicht vielleicht ein schwieriger Kunde, aber als jemand der sowohl deutsche als auch englische Sprachwissenschaft studiert hat, würde ich doch behaupten, dass ich grundsätzlich schon weiß, wovon ich spreche wenn ich deutsche und englische Regeltexte vergleiche. Fakt ist, dass ich die englische Regel zu Kadirs Fähigkeit sofort zu 100% verstanden habe und bei der deutschen eben überlegen musste, wie das gemeint sein muss. Aber einer grundlegenden Tatsache bin ich mir natürlich auch bewusst: die deutsche Sprache kann (!) in die meisten Kontexten mindestens dieselbe bzw. sogar eine (teils deutlich) höhere Präzision und Klarheit erreichen als die englische. Das liegt allein schon an den zahlreichen grammatikalischen Endungen (Konjugation und Deklination sind dabei die offensichtlichsten Beispiele), die im Deutschen existieren, aber im Englischen "fehlen", wenn man so will. Aber, und das ist das ganz grobe Aber: Um bei einer Übersetzung dieselbe (oder eine höhere) Präzision und Klarheit zu erreichen wie das Englische, braucht man im Deutschen mehr Platz. Viel mehr Platz. Das ist bei Büchern kein Problem, dann ist die deutsche Fassung des Romans eben 500 Seiten lang und die englische bei identischer Zeichenzahl pro Seite nur 420 oder 430. Das stört einen Romankäufer nicht, wenn er ein wenig mehr zu lesen hat als der Engländer/Amerikaner, um dieselbe Geschichte zu erleben.


    Bei Brettspielen ergibt sich aber das Materialproblem, das Ben hier ja auch schon erörtert hat, ebenso wie die Tatsache dass der Brettspielkäufer keine ellenlangen Texte lesen möchte, die im Deutschen oftmals dann auch noch "Schachtelsätze" enthalten würden - er möchte, dass jede Regel und jede Kartenanweisung möglichst genauso knapp und elegant ist wie im Englischen. Und dann wird's eben oft ungenau, das Problem wird bei stark textbasierten Spielen niemand jemals vollständig lösen können - es sei denn Deutsch ist die Originalsprache, was im Brettspielbereich ja glücklicherweise eh recht oft der Fall ist. Robinson Crusoe gilt hier übrigens oft als Negativbeispiel in Sachen Anleitung, da sie im Deutschen oft als unnötig lang(wierig), unübersichtlich und dazu noch sehr repetitiv gilt - eben das Gegenteil von elegant. Ja, das trifft im Prinzip auch alles zu - aber es geht bei dem Spiel mit seinen tausend Mikromanagement-Regeln leider nicht anders, da sonst zig Sachen ungeklärt bleiben würden. Und siehe da - für die zweite englische Auflage (mit neuem Design) wurde auf einmal die deutsche Pegasus-Anleitung als Grundlage genommen und nahezu wortwörtlich vom Deutschen ins Englische übersetzt - ein Eingeständnis, dass die englische Anleitung der ersten Auflage viel zu knapp und lückenhaft war (und ja, weder Deutsch noch Englisch ist hier Originalsprache, das weiß ich).


    Weiteres Beispiel: Spirit Island, mein absolutes Lieblingsspiel, hat eine Übersetzung die der Qualität von Aeons End kaum in etwas nachsteht - beides wirklich sehr hohe Qualität. Aber auch dort sind die Starken Fähigkeiten (Major Powers) manchmal so komplex, dass es schon auf Englisch knapp wurde mit dem Platz. Daher kein Wunder, dass ich auch dort sicher nicht nur zwei oder drei Mal den Text der Originalkarte konsultieren musste.

    Zwei Fragen hinsichtlich der Formulierungen der Ultimates auf den Charaktertafeln, die bei unserer 3. Partie aufgetaucht sind:


    Frage 1

    Beispiel 1: Xaxos

    Im Spieler-Zug deiner Wahl: Erhalte insgesamt 4 Energie und verteile sie auf andere Spieler deiner Wahl (...)


    Beispiel 2: Kadir

    Im Spieler-Zug deiner Wahl: Der Spieler darf bis zu 3 Zauber aus seinem Ablagestapel zurück auf die Hand nehmen. Dann darf er bis zu 2 Zauber an jeden seiner aktiven Risse binden.


    Ich verstehe es aufgrund der unterschiedlichen Formulierungen so:

    Bei Xaxos beziehen sich die Imperative "Erhalte (...) und verteile" immer auf ihn selbst, auch wenn er seine Fähigkeit im Zug eines anderen Spielers aktiviert. Dadurch ergeben sich bei seiner Fähigkeit auch keine Schwierigkeiten, und es wird klar dass er nicht seine eigene Energie direkt wieder auffüllen darf (was auch balancetechnisch sehr broken wäre, wenn die ultimative Fähigkeit 5 Energie kostet und er direkt wieder 4 bekommen könnte).


    Bei Kadir dagegen ist die Formulierung gänzlich anders. "Der Spieler" kann m.E. nur so gemeint sein, dass es sich immer auf den aktiven Spieler bezieht (der auch sie selbst sein kann!).


    Soweit die bisherigen Ausführungen korrekt sind (wovon ich ausgehe), bitte kurz bestätigen.


    Frage 2

    Bei Kadir (und evtl. auch bei anderen Magiern mit ähnlich funktionierenden Fähigkeiten, die ich noch nicht ausprobiert habe) ergibt sich des Weiteren bei der Formulierung folgende eventuelle Schwierigkeit: was, wenn der aktive Spieler (also ggf. auch sie selbst) bereits Zauber an seine Risse gebunden hat (im Normalfall ist ja nur 1 Zauber pro Riss möglich)? Darf er dann genau einen (1) weiteren an diesen Riss binden oder tatsächlich bis zu 2 (weitere), sodass dann an einem Riss auf einmal 3 Zauber hängen? Die deutsche Formulierung erlaubt streng genommen letzteres! Aber ich kann mir nicht ganz vorstellen, dass das wirklich geht? Sonst könnte ich im Extremfall tatsächlich ein Spieler je 3 Zauber an seine beiden +1 Dmg Risse (III und IV) gebunden haben.

    Wenn die deutsche Version letzteres eigentlich nicht erlauben soll/darf, dann müsste die Formulierung lauten: "... darf er Zauber an seine aktiven Risse binden, bis maximal 2 Zauber an jeden Riss gebunden sind." Ich bitte hier um Klarstellung.


    EDIT: Habe die "Fehlerquelle" gefunden. Im Englischen steht bei Kadirs Fähigkeit ganz zum Schluss "this turn". Das fehlt im Deutschen bzw. es fehlt nicht, sondern wurde durch ein missverständliches "dann" ersetzt (das impliziert, dass das Binden als Teil von Kadirs ultimativer Fähigkeit geschieht, was jedoch nicht der Fall ist - die Fähigkeit erhöht nur das Maximum der Zauber pro Risse von 1 auf 2). Damit ist also klar, dass mehr als 2 nicht geht. Die deutsche Formulierung erlaubt das aber wie gesagt, wenn man streng nach dem Wortlaut geht.


    Zum Abschluss noch ein sehr positives Gegenbeispiel: Das Leerling-Tableau der Carapax-Königin ist im Deutschen viel präziser und eindeutiger als im Englischen. Dort könnte man nämlich auf die (in Sachen Schwierigkeit irrsinnige!) Idee kommen, man müsste ggf. die Effekte mehrerer Reihen beim Ausschwärmen ausführen, diese Fehlermöglichkeit besteht im Deutschen nicht. Daumen hoch!

    Ungenauigkeit der deutschen Anleitung (sorry falls bereits bekannt):


    - Seite 10, 1. Absatz: "Um einen Zauber zu wirken: Führe den Effekt des Zaubers aus, wie er bei WIRKEN: angegeben ist und lege den Zauber sofort auf deinen Ablagestapel."


    Original: When a Spell is Cast: Discard it to the top of your discard pile immediately, then resolve the effect after the word Cast: on the card."


    Im Deutschen wird nicht klar (zumindest war das eine Frage die bereits in meiner 1. Partie aufgetaucht ist und die wir mit dem Regelheft nicht beantworten konnten), in welcher Reihenfolge man die Karten auf den Ablagestapel legen muss, wenn ein Zauber es erlaubt, zusätzliche Karten aus der Hand abzuwerfen. Im Englischen dagegen ist zu 100% klar: immer erst den Zauber abwerfen, dann eventuelle zusätzliche Karten durch den Effekt des Zaubers.
    (Im Deutschen dagegen könnte man es eher genau falsch rum machen, da die Anleitung zuerst vom WIRKEN und dann vom Abwerfen spricht!)


    [Kleine Randbemerkung hierzu: Die Anleitung ist an sich wirklich top (Respekt dafür, vor allem die Beispielseiten sind mega, man hat das Gefühl man kann das Spiel bereits wenn man nur diese Beispiele gelesen hat), aber das kleine Wörtchen "und" ist in deutschen Brettspielanleitungen ein sehr typischer und häufiger Stolperstein, der in sehr vielen Spielen an sehr vielen Stellen, wo Reihenfolge relevant ist, vermieden werden sollte und doch immer wieder dort benutzt wird, wo er zu Unklarheiten führen kann. Am besten sollte beim Korrekturlesen jedes "und" einzeln dahingehend geprüft werden, ob es nicht stattdessen durch ein "danach/anschließend" ersetzt werden könnte (falls die Antwort "nein" lautet, könnte ein Problem vorliegen).]