Beiträge von Thygra im Thema „Inwiefern wäre ein Spieleredakteur auch ein guter Spieleautor (und andersrum)? Gibt es so was schon?“

    Es gibt noch einen anderen Aspekt: Wenn ich als Redakteur tätig bin und mich entscheide, nun auch als Autor tätig zu werden, mache ich mich unter Umständen angreifbar. Mir werden jährlich viele Spiele von Autoren vorgestellt. Wie vermeide ich es, im Unterbewusstsein irgendeine Idee zu verwenden, die mir mal irgendein Autor gezeigt hat? Die Wahrscheinlichkeit wäre nicht gering, dass nach Erscheinen meines Spiels sich irgendein Autor meldet und behauptet, ich hätte eine seiner Ideen verwendet, die er mir in der Vergangenheit mal gezeigt hat. Und damit würde ich dem Verlag, für den ich arbeite, einen Bärendienst erweisen.

    Ich vermute (!), dass Leute wie Thorsten Gimmler, Stefan Stadler oder Viktor Kobilke, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen, auch aus diesem Grund (fast) keine Spiele mehr als Autoren veröffentlicht haben, seit sie als Redakteure tätig sind.

    (Ein anderer Grund kann natürlich sein, dass man lieber für ein festes Redakteursgehalt arbeitet als für ein ungewisses Autoreneinkommen. Bzw. dass man nicht auch noch in der Freizeit an Spielen arbeiten möchte, wenn man dies beruflich schon tut.)

    Projektmanagement.

    Ich stimme dir zu, dass "Produktmanagement" falsch war. Aber ich meinte auch nicht "Projektmanagement". Richtig ist aus meiner Sicht "Produktionsmanagement". Ich habe das oben korrigiert.

    Ich denke halt auch, dass die Erfahrung des Redakteurs ihn eigentlich zu einem guten Autor machen könnte, da er schon viel gesehen und in der Tiefe analysiert hat.

    Ich halte mich für einen guten Redakteur, aber ich weiß genau, dass ich kein guter Autor wäre. Bei mir ist die Kreativität nicht so gut ausgeprägt. Das heißt, mir kommen wenig innovative Ideen in den Sinn, aus denen man ein Spiel machen könnte. Und auch wenn ich eine tolle Idee hätte, könnte ich daraus nicht automatisch ein Spiel basteln.

    Meine Stärken liegen eher im Feinschliff, im Schreiben von Anleitungen und vor allem im Lektorat. Ich erkenne, wenn etwas noch verbessert werden kann bzw. noch nicht bei 100% ist. Ich strebe nach Perfektion, was für meinen Beruf meist hilfreich, manchmal aber auch störend sein kann.

    Wobei Kreativität denke ich für den Redakteur, der ja oft erste Prototypen dann noch weiter voranbringen muss oder sogar das komplette Setting ändert, auch ein sehr wichtiger Skill ist.

    Auch das ist von Verlag zu Verlag unterschiedlich.

    Manche Verlage nehmen sich die Zeit und arbeiten mit Autoren zusammen an Prototypen, die noch einiges an Entwicklung benötigen. Dann ist Kreativität natürlich wichtig, aber dann übernimmt der Redakteur eben auch einiges an Autorenarbeit. Das kann man nicht trennen, das geht fließend ineinander über.

    Andere Verlage nehmen nur Spiele unter Vertrag, bei denen der Prototyp bereits so weit fortgeschritten ist, dass "nur noch" der Feinschliff nötig ist. Dann ist Kreativität weniger wichtig. (Wie gesagt, hilfreich ist es sowieso immer.)

    Was unterscheidet beide in den Skills, die für einen Erfolg unabdingbar sind?

    Rein auf die Spielentwicklung bezogen sehe ich den Hauptunterschied wie folgt:

    - Als Autor sollte man über Kreativität verfügen, wenn es um innovative Ideen oder Themen geht. Als Redakteur ist es weniger wichtig, eine kreative Ader zu haben. (Hilfreich ist sie natürlich trotzdem.)

    - Dagegen muss man als Redakteur vor allem in der Lage sein, den Feinschliff an einem Spiel vornehmen zu können. Da ist auch viel Handwerk dabei. Das liegt nicht jedem Autor.

    Ansonsten übernimmt ein Redakteur je nach Verlag zum Teil noch weitere Aufgaben wie die Organisation von Illustration und Grafik oder das Produktionsmanagement. Da sind Skills erforderlich, die man aus Autor nicht benötigt. Auch das Schreiben der Anleitung liegt nicht jedem Autor, aber als Redakteur sollte man das können.