Beiträge von MetalPirate im Thema „Anno 1800 - Das Brettspiel“

    Kritikpunkt dort: Das Weglassen des Kolonialismus/Sklaverei-Themas.

    Arghh.

    Ich werde daran denken und von jedem, der in Zukunft das Spiel mit mir spielen möchte, mir vorher schriftlich versichern lassen, dass er die richtige politische Gesinnung hat und nichts Schlimmes denkt, wenn er mit der historisch belasteten Kolonialwarenressource Dosenwurst handelt.

    So. Jetzt ernsthaft. Bei Mombasa gehört das Thema zwingend angesprochen. Ohne wenn und aber. Bei Santa Maria sind die Macher des Spiels selbst schuld, wenn sie Conquistatoren Gold "finden" lassen, als ob es einfach so auf der Straße herumliegt. Das hätte man auch leicht vermeiden können, wenn nicht müssen. Bei Puerto Rico mit Plantagenanbau und Export von Zuckerrohr, Tabak oder Kaffee kann ich zumindest nachvollziehen, dass manche darin zu viel "white washing" sehen. Aber Anno 1800?! Fehlende Behandlung von Kolonialismus und Sklaverei in Anno 1800? Geht's denen noch gut?

    Das ist relativ normal für die meisten Verlage.

    Auch bei Kosmos. Ich hatte in viele, vielen Jahren genau einmal eine Reklamation bei Kosmos und da war's genau so wie von Matze beschrieben: war irgendwann einfach so im Briefkasten.

    Außerdem sollte man immer bedenken, dass im Herbst/Winter, insbesondere nach der Spielemesse in Essen, am meisten Spiele verkauft werden. Deshalb sind aktuell auch die entsprechenden Kundenservice-Abteilungen der Verlage voll ausgelastet. Kosmos ist jetzt nicht ganz so klein wie andere Verlage, wo oft ein Mitarbeiter sowas nebenbei erledigt, aber auch die könnten einen Bearbeitungsrückstand haben.

    StoerGeraeusch : Hast du mal die Bildergalerie bei BGG durchgeschaut? Das könnte evtl. auch schon reichen. Notfalls reicht ja auch schon eine Skizze mit den entsprechenden Bereichen. Die Hintergrundgrafik ist ja nicht spielrelevant.

    Ich habe schon im Jahr 2009 bei BGG eine 2-Personenvariante zu Brass runtergeladen (der Spielplan umfasst 6 DIN-4-Seiten).

    Meinst du die Varianten von diesen Finnen, wo man nur auf dem oberen (?) Teil der Karte spielt? Das, wo die Backer während des Kickstarters laut geschrieen haben, dass das unbedingt enthalten sein sollte, so wie die 1:1 Spielbarkeit nach alten Regeln. Im Endeffekt beides totaler Humbug. Die neue Überarbeitung ist IMHO klar besser. Kein reiner Workaround mehr, sondern wirklich gut neu durchdacht.

    Okay, zugegeben, niemand wusste vorher schon, dass Roxley nicht nur die Grafik auf ein komplett neues Niveau hebt, sondern auch so gründlich das Spiel modernisiert. Zumal viele Neuauflagen-Kickstarter ja außer Aufhübschen der Grafik und Bling-Bling-Zugaben nichts am Spiel machen.


    2. A Few Acres of Snow (Teefrog 2012) ist ein reines 2-Personenspiel von Martin Wallace. ;)

    Ein reines 2er-Spiel ist jetzt auch kein starker Beleg dafür, dass ein Autor die Kunst der Skalierung auf unterschiedliche Spielerzahlen beherrscht... ;)


    Aber im Endeffekt ist das ja alles egal, hier geht's um Anno 1800. Dass bei diesem Spiel der 2er-Modus nicht so funktionieren kann wie 3er oder 4er, ist eigentlich logisch. Ich bin jedoch guter Hoffnung, dass es auch als 2er taugt.

    Allerdings war das deutlich mehr als eine gewöhnliche Redaktionsleistung: [...]

    Jo, stimmt, Birmingham war mehr. Aber dann nimm halt das alte Brass, jetzt Lancashire; das hätte ich vielleicht oben eher nennen sollen. Da ist die einzige wesentliche Änderung bei der Neuauflage die Skalierung auf verschiedene Spielerzahlen. Das schreibe ich schon dem redaktionellen Einfluss der Roxley-Leute zu. Auf Martin Wallaces Mist ist das wohl eher nicht gewachsen, denn 2er kann er nicht. Muss er aber auch nicht, wenn er bereit ist, dafür die Mitarbeit von anderen anzunehmen.

    In gleicher Weise wie das bei Brass Lancashire geklappt hat, sollte das auch bei Kosmos zumindest möglich sein. Wie du völlig zurecht sagt, ist Kosmos auch mit 2er-Spiele-Klassikern bekannt geworden. Das ist auch der prinzipielle Unterschied zu "Wallace pur" früher bei Treefrog. Solange Martin mit einem fähigen Verlag zusammenarbeitet, werde ich ihm daher seine alte 2er-Schwäche nicht vorwerfen. Ein fähiger Verlag ist nämlich in der Lage, die auszugleichen.

    Wallace könnte i. ü. auch der Schlüssel zu den nicht ganz so idealen 2-Spieler-Partien sein. Seine Spiele zeichnen sich eher selten dadurch aus, zu zweit zu glänzen

    Mit fähiger Redaktion ist Martin Wallace aber auch kein Hinderungsgrund für funktionierende 2er. Siehe Brass Birmingham. Ich glaube, bei Anno 1800 sollte man da erstmal auf Kosmos und deren Erfahrung setzen. Das wird schon nicht so "2er-ist-mir-egal-mäßig" wie die alten Treefrog-Sachen.

    Falls es euch tröstet: Ich habe Anno 1800 bereits im Juli bei buecher.de vorbestellt. Ja, bei Thalia wär's später noch günstiger gewesen, aber der Preis damals war unter meiner selbst gesetzten Schwelle. Egal. Bei buecher.de steht's mit "Voraussichtlich lieferbar ab 31. Oktober 2020" drin.

    Bedenkt bitte zwei Sachen: Erstens geht eine Erhöhung des Herstellungspreises nicht 1:1 in den UVP-Preis ein, sondern eher 1:5 oder sowas, weil noch Distributoren, Händler, Marketing, etc. davon bezahlt werden wollen und außerdem Spiele nicht immer nur zum UVP verkauft werden. Ein um 50 Cent erhöhter Herstellungspreis ist da schnell problematischer als es sich anhört.

    Zweitens sind wir hier in einer Vielspieler-Blase, wo es relativ normal ist, nochmal zusätzliches Geld auszugeben, um Spiele zu verschönern. Was sich manche hier wünschen, ist sehr vielen anderen Käufern dagegen völlig wurscht. Anno 1800 schaut durch die Anno-Lizenz viel eher Richtung Mainstream als die üblicherweise hier bei Unknowns besprochenen Spiele. Für viele Käufer dürfte ein bisschen Sortiererei beim Aufbau überhaupt kein Problem. Schon gar nicht, wenn sie zu denen gehören, die beim Spielaufbau erst anfangen, sich die Regeln anzuschauen.

    Von daher kann ich mit der umgesetzten Lösung gut leben: Diejenigen, die mehr Komfort haben wollen, sollen sich ein Insert ganz nach ihren Wünschen irgendwo kaufen oder selbst basteln.

    In BGG schreibt ein Playtester über seine Erfahrungen mit dem Spiel. Hier weist jemand darauf hin und fasst die Eindrücke zusammen. Viele, die an Wallace-Spielen grundsätzlich interessiert sind, lesen die Zusammenfassung hier und ggf. auch die englischsprachige Originalquellen auf BGG. (Danke an die jeweiligen Autoren!) So weit, so gut.

    Was ich überhaupt nicht verstehen kann, ist, wieso daraus jetzt eine Meta-Diskussion über Kaffeesatzleserei wird. Kaum jemand wird die vorhandenen Infos überbewerten. Ich bin absolut sicher: Die spärlichen Informationen wissen die allermeisten Leser schon einzuordnen. Wir hätten alle gerne mehr Infos. Und immerhin hat diese Diskussion hier auch dem zuständigen Kosmos-Redakteur einen weiterführenden Kommentar entlockt.

    Also: alles in Butter. Können wir die Meta-Diskussion über den Trübheitsgrad des Kaffeesatzes jetzt bitte beenden und zum Spiel zurückkommen? Wem Thema und Autor für einen sicheren Kauf (oder sicheren Nicht-Kauf) bereits ausreichen, der kann den Thread ja auf "ignore" stellen. Alle anderen können dann auf weitere Infos warten, über die es sich zu diskutieren lohnt. Idealerweise natürlich irgendwann die Spielregel.

    MetalPirate und alle anderen: Bitte dran denken, das die Auflistung von mir auf Basis eines BGG Threads erstellt wurde, den EIN Playtester geschrieben hat und den ich lose übersetzt hier zusammengefasst habe.

    Dass das nicht deine eigene Meinung ist, ist doch für jeden durch die Formulierung "Im Spiel zu zweit könnte man wohl vollständig solitär nebeneinander her spielen" (und eben nicht "Im Spiel zu zweit kann man vollständig solitär nebeneinander her spielen") klar erkennbar, oder?

    Klingt für mich danach, dass ich nicht gezwungen bin auf den anderen zu achten bzw seine 'Dinge' zu nutzen, dass mir das aber eher schadet.

    Das wäre dann okay für mich. Das "man kann solitär nebeneinander her spielen" hatte ich im Sinne einer validen Strategie verstanden. Wenn man darauf achten sollte, was der Gegner/Mitspieler macht, ist das nach meinem Verständnis ja gerade kein "nebeneinander her spielen" mehr.

    Trotzdem scheinen mir die Brass-Bezüge, von denen in Zusammenhang mit Anno 1800 des öfteren zu lesen war, dann nicht mehr so ganz passend. Brass hat ja auch schon im 2er-Spiel sehr viel Interaktion. Fast ausschließlich indirekt und nicht aggressiv, aber davon dann richtig viel.