Beiträge von PowerPlant im Thema „Fog of Love - Holpriger Start in unsere Beziehung“

    Ich weiß nicht, ob das stimmt. Es kam uns auch erst so vor, aber wie im echten Leben kann man ja nicht nur seine eigenen Bedürfnisse in den Fokus stellen ;)


    Ich glaube der Trick des Spiels liegt darin das Gegenüber kennen zu lernen (um auf dessen Bedürfnisse einzugehen) und dabei die eigenen nicht zu vergessen.

    Erweiterungen sind unbedingt willkommen! Ich hoffe nur, dass die Verkaufszahlen auch dafür sprechen.


    Was man neben den Punkten/der Thematik mal hervorheben muss ist, wie unglaublich gut die Geschehnisse und deren Auswirkungen zu den Wesenszügen passen: Stehen auf meinen Karten Adjektive wie "introvertiert", "artbeitssüchtig" und "hinterhältig", dann passen die Auswirkungen der Karten tatsächlich zu diesen Charakteristika - auch wenn man nur nach Symbolen spielt. Und von diesen Karten gibt es einen richtig dicken Stapel. Das ist schon sehr gut gemacht!

    Ich habe über das Spiel nur Marktplatzanzeigen gefunden, aber keinen eigenen Thread. Darum hole ich das nach mehreren Partien mal nach:


    Meine Frau und ich haben mehrere Runden #FogOfLove gespielt. Dazu haben wir mit dem Tutorial angefangen. Ich muss allerdings zu dem Spiel einiges mehr erklären, weil es auch für uns einige Partien gebraucht hat bis wir wussten, was das Spiel überhaupt sein möchte. Aber lest selbst...


    Grundsätzlich sind die Regeln sehr einfach und verständlich, das Regelheft ist sogar relativ kurz. Das Tutorial an sich ist gut gemacht, man kann tatsächlich ohne eine Zeile zu lesen direkt starten. Allerdings macht es mMn einen großen Fehler, denn es erklärt nach und nach eigentlich nur, wofür welche Karten da sind, aber weniger was man eigentlich macht. #FogOfLove ist ein "Beziehungssimulator" bzw. eine "Romantische Komödie als Brettspiel" wie es auf der Packung steht. Man sollte daher wissen und verinnerlichen, dass das Tutorial einem nicht das Spielgefühl widerspiegelt, welches das Spiel eigentlich vermitteln soll. Daher sollte direkt danach auch eine normale Partie folgen.


    Doch worum geht es - was möchte das Spiel in der Theorie darstellen: Jeder Spieler spielt einen fiktiven Charakter in dersleben frischen Liebesbeziehung. Das Spiel dreht sich grob um die Kennenlernphase. Das an sich klingt ja schonmal interessant! Was das Spiel allerdings darüber erklärt ist, dass man hier und da ein kleines Rollenspiel veranstaltet. Man wird also dazu aufgefordert die Rolle zu spielen und sich Dinge auszudenken. Das fängt z.B. damit an, dass man 3 Aspekte (aus 5 Karten), die einem am Anderen (fiktiven Charakter) gefallen haben, benennt. Natürlich macht es da schon Spaß, wenn man nicht aus der Rolle fällt. Über ein "Mir gefallen deine muskulösen Arme" kann man auch schon ein kleines spontanes Gespräch beginnen anstatt nur die Karte auszutauschen. Das kann schon sehr viel Spaß machen, weil man die Attribute, die das Gegenüber für den eigenen Charakter auswählt, ja gar nicht kennt. Auf diesen Attributskarten stehen dann auch Wesenszüge drauf - und um die dreht sich das eigentliche Spiel.


    Immer, wenn ein Charakter eine Karte ausspielt, muss mindestens eine Person wählen. Entweder beide wählen, oder einer wählt und der andere rät zeitgleich dessen Wahl, etc. Je nachdem, wie sich die Personen entscheiden, erlangt die Person selbst +/- Punkte in den Wesenszügen. Warum braucht man das? Ähnlich wie in #KingsDilemma hat man kleine und große Ziele und möchte am Ende der Runde einen gewissen eigenen (!) Stand auf dem Board haben, den man natürlich nicht kommunizieren darf. In gewisser Weise sagen die Karten: "Habe 5 gelbe Pluspunkte, habe 3 grüne Minuspunkte" und so weiter. Dabei geht es thematisch übersetzt darum, sich selbst und seine eigenen Ziele zu verwirklichen. Die Zufriedenheit spielt auch über das gesamte Spiel eine Rolle, aber die lasse ich hier erstmal aus.


    Unser Spielgefühl dazu war anfangs etwas schwierig zu deuten. Da auf den Wahl-Karten schon neben den Möglichkeiten die Auswirkungen stehen, fühlte es sich anfangs mechanisch an. Warum soll ich das Rollenspiel einbauen, wenn ich nur nach den Punkten entscheide? An sich auch vollkommen richtig. Nach 1-2 Partien ohne Tutorial aber kam so langsam durch, was das Spiel von uns möchte: Ja, natürlich wählt man die Entscheidungen nach seinen Zielkarten, aber die sind ja geheim. Da die Auswahl auch oft darauf ankommt, wie man im Vergleich zum anderen gestimmt hat, muss man also auch überlegen, was der andere für ein Typ ist und was sie/ihn wohl interessiert. Man versucht also schon einzuschätzen, was für ein Typ das Gegenüber ist und geht manchmal auch gern Minuspunkte ein. Denn zwar kann man egoistisch spielen und nur die eigenen Bedürfnisse erfüllen - dann ist aber die Gefahr groß, dass hinterher die "Zufriedenheit" beider nicht zum Sieg ausreicht oder dass die Beziehung am Ende zerbricht - wodurch natürlich auch beide verloren haben.


    Spannend ist dabei, dass die großen Zielkarten (physisch und inhaltlich) sich stets wechseln können. Mal muss man eine bestimmte ablegen, mal darf man wählen, mal darf man abgeworfene wieder auf die Hand nehmen.


    Alles in allem ist es schon sehr interessant umgesetzt. Sobald man versteht, wie das Spiel funktioniert und wie man gewinnt, ist es tatsächlich ein simuliertes Kennenlernen einer fiktiven Person. Man versucht zu erahnen, was diese Person triggert und wofür sie brennt. Eine ganz normale Kennenlernphase einer frischen Beziehung eben. Die Reise führte uns also von einem merkwürdigen "Wieso sollte ich?!" über ein "Klar sollte ich!" zu einem sehr runden Verständnis von Mechanik und Thema. Das alles hätte man abkürzen können, wenn das Spiel ein paar Zeilen mehr darüber enthalten hätte, wie man gewinnt und was das Spielziel bzw. die Kernmechanik ist. Denn das Tutorial erklärt nur, wie einzelne Kartentypen funktionieren, aber eben nicht "wie" man spielt.


    Darüber hinaus noch ein ganz ganz fetter Minuspunkt: Alle Personen auf den Karten sind weiblich. Das führte dazu, dass selbst meine Frau irgendwann sagte, dass sie irgendwie keine Lust mehr hätte, das zu lesen. Denn einerseits fühlt sie sich auch von "Spieler" angesprochen, andererseits werden die Texte länger und der Lesefluss bzw. Verständnisfluss ist einfach murks für uns. Schon klar, dass gerade dieser Unterschied genau darauf hindeuten soll, dass es wohl für manche Frauen auch komisch sein soll, mit dem männlichen "Spieler" angesprochen zu werden. Und "Spielerin/Spieler" möchte auch keiner. Aber gerade in so einem Spiel führte uns das zu manchmal zu denkfehlern, weil wir von der weiblichen Spielfigur ausgegangen sind. Nächste mal, wenn sowas auftaucht, werden wir einfach ein lesbisches Päarchen spielen, dann hat sich der Salat ;) Wie schon oft gesagt, ich darf als Mann eigentlich kein Urteil darüber fällen, ob es für Frauen OK ist als Spieler bezeichnet zu werden. Allerdings kenne ich keine Frau, für die das ein Problem ist oder die sich davon diskriminiert fühlt. Und dahin soll die Diskussion auch gar nicht abdriften. Ich möchte zumindest festhalten, dass es für mich bzw. uns den Lese- und Spielfluss deutlich gehemmt hat. Das soll bitte auch keine Diskussion darüber starten - das hatten wir an anderer Stelle schon.


    Darüber hinaus bleibt zu sagen: Sieht man über die "Spielerinnen" und das Tutorial hinweg, macht das Spiel nach 1-2 Partien wirklich eine Menge Spaß und darf bleiben!